Gröbenzell:Harmonischer Auftakt zur Konzertreihe

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Instrumentale Koproduktion auf der Bühne: Das Ventus-Bläserquintett und Clemens Zeilinger am Klavier. (Foto: Johannes Simon)

Bläserquintett Ventus aus Salzburg und der Pianist Clemens Zeilinger beeindrucken bei ihrem Gastspiel in der Steinerschule

Von KLAUS MOHR, Gröbenzell

Über dem Eröffnungsabend der neuen Saison der Gröbenzeller Konzertreihe am Samstag in der Steinerschule hätte als Thema "Serenadenkonzert" stehen können. Das spätsommerliche Wetter, die festlich gelöste Stimmung der Konzertbesucher und nicht zuletzt die drei Werke des Programms legten dieses Motto nahe. Es lag aber auch an der wunderbaren Besetzung des Bläserquintetts. Dem Ventus-Quintett aus Salzburg gehören Moritz Plasse (Flöte), Isabella Unterer (Oboe), Gábor Lieli (Klarinette), Christoph Hipper (Fagott) und Markus Hauser (Horn) an. Dazu gesellte sich der Pianist Clemens Zeilinger. Zu hören waren Werke von Joseph Haydn, Ludwig van Beethoven und Antonín Dvořák. Wie ein klangvolles Entrée führte das Divertimento in B-Dur Hob. II:46, ursprünglich für acht Bläser komponiert und hier vom Quintett gespielt, die Besucher in den Abend. Der Kopfsatz (Allegro con spirito) war ein Lehrstück für die Balance innerhalb der Stimmen und den gemeinsamen Atem. Auch wenn solistische Passagen hörbar wurden, waren sie stets in den Zusammenklang integriert. Der zweite Satz, ein Andante mit dem Thema des "Choral St. Antoni", bestach durch die Melodieführung zunächst der Oboe, dann der Flöte. Der schwingende Dreiertakt des Menuetto erhielt im Trio dadurch einen besonderen Akzent, dass sich die beiden Oberstimmen Flöte und Oboe mit den drei Unterstimmen in einen Dialog begaben.

Beethovens Quintett für Klavier, Oboe, Klarinette, Horn und Fagott in Es-Dur op. 16 folgte in der originalen Besetzung. Der Pianist Beethoven ging hier stark von der Führung durch sein Instrument aus, dem, ähnlich wie in einem Klavierkonzert, zahlreiche virtuose und effektvolle Passagen zugedacht sind. Der punktierte Rhythmus im Unisono am Beginn des Eingangssatzes (Grave) öffnete den Vorhang für die ersten rauschenden Klavierarpeggien, die daraus hervorgingen. Im folgenden Allegro-Teil waren die Bläser und das Klavier einander oft blockartig gegenübergestellt. An anderen Stellen gaben die Bläser eine Art Gerüst ab, das durch perlende Tonleitergirlanden angereichert war. Ein stetiges Wetteifern ergab sich in der sanglichen Führung von Melodielinien: Da war oft nicht eindeutig zu entscheiden, ob das den Bläsern oder dem Klavier besser gelang. Das hatte insbesondere damit zu tun, dass der Pianist seinem Flügel einen sehr beeindruckenden, sinnlich-obertonreichen Klang zu entlocken wusste. Auch im folgenden Andante cantabile war es so, dass der Wettstreit um die sanglichste Kantilene zwischen den Bläsersolisten und dem Pianisten meist unentschieden ausging. Das Final-Rondo bot dem Pianisten noch einmal zahlreiche Möglichkeiten für klanglich brillante Tonkaskaden.

Was macht man, wenn fünf Musiker die Serenade op. 44 von Antonín Dvořák spielen möchten, die für zehn Bläser sowie Violoncello und Kontrabass komponiert ist? Die Lösung scheint ganz einfach: Man nimmt einen Pianisten dazu, der alle quasi überzähligen Stimmen übernimmt. So einfach hat es sich der Bearbeiter Mordechai Rechtmann jedoch nicht gemacht. Er erarbeitete eine ganz neue Instrumentierung, bei der er die Motive, oft anders als der Komponist, in munterem Wechsel auf die verschiedenen Instrumente aufteilte. Heraus kam ein stimmiges Arrangement, das den Geist des Originals gut traf. Im Kopfsatz dominierte in Moll ein symphonischer Gesamtklang. Böhmische Sehnsucht im Menuett wechselte sich im Trio mit keckem Kokettieren ab. Fast urwüchsige Freude am Spiel mit Tönen wurde im Final-Allegro hörbar und führte am Ende in einen sehr effektvoll ausgearbeiteten Schluss hinein. Die Idee der Konzentration auf wenige Instrumente verfolgten die Musiker auch mit der Zugabe, der Ouvertüre aus dem Musical "Candide" von Leonard Bernstein trefflich weiter.

© SZ vom 05.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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