Gröbenzell:Gröbenzeller Paradoxon

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Der Rückstau an der Baustellenampel auf der Olchinger Straße ist erheblich kürzer, als von Polizei und Straßenverkehrsämtern befürchtet. (Foto: Günther Reger)

Eine Baustelle macht die Ortsdurchfahrt zu einem einspurigen Nadelöhr. Das befürchtete Chaos auf der Staatsstraße bleibt jedoch aus

Von Gerhard Eisenkolb, Gröbenzell

"Ich weiß, dass ich nichts weiß" von Sokrates oder Aussagen wie "Das einzige Beständige ist die Veränderung" sind klassische Paradoxien. Ein neues solches Paradoxon erleben zurzeit Gemeindeverwaltung, Polizei und Straßenbauämter in Gröbenzell. Dort ist seit einigen Tagen die schon zu normalen Zeiten häufig völlig überlastete Ortsdurchfahrt der Staatsstraße infolge einer Baustelle zu einem einspurigen Nadelöhr mit Ampelschaltung geworden. Das befürchtete Verkehrschaos ist auf der von Pendlern gern genutzten Route nach München zur Überraschung von Polizei und Straßenbehörden jedoch bisher ausgeblieben. "In Richtung München ist es fast besser geworden", beobachtete Klaus Gründler, der stellvertretende Leiter der an der Staatsstraße gelegenen Polizeiinspektion in Gröbenzell.

Diese Einschätzung teilt auch Karl Stecher vom Straßenverkehrsamt im Brucker Landratsamt. "Wenn alle Baustellen so laufen würden, wären wir sehr zufrieden", stellt Stecher fest. Vor dem Beginn der Sanierungsarbeiten der im Bereich der Olchinger Straße verlaufenden Hauptgasleitung der Stadtwerke München sah das noch ganz anders aus. Polizei- und Behördenvertreter trafen sich mehrmals, um zu regeln, was von ihnen eigentlich nicht zu regeln war: Nämlich den Verlauf von Umleitungsstrecken festzulegen, die es in der dicht bebauten Gemeinde mit vielen Wohngebieten nicht gibt. Deshalb rieten die Verantwortlichen schließlich nur dazu, die Baustelle weiträumig zu umfahren. Was Stecher und die Polizei sich verkneifen, ist die Schlussfolgerung, dass die Gemeinde mit einer ständigen Baustelle auf der Hauptverkehrsader erheblich vom Durchgangsverkehr entlastet werden könnte.

Dafür hält sich zumindest ein Teil der Autofahrer an den Rat der Polizei, die Engstelle weiträumig zu umfahren. Aus der Beobachtung, dass die üblichen Staus im morgendlichen Berufsverkehr im Bereich der Augsburger Straße mehr oder weniger ausbleiben, schlussfolgert Gründler, dass Pendler aus Olching momentan Gröbenzell meiden und sich andere Wege oder Verkehrsmittel nach München suchen. Selbstverständlich gibt es auch einige Beschwerden und selbstverständlich hat die Belastung auf einigen Schleichwegen wie der Industriestraße zugenommen. Aber nicht in einem Ausmaß, dass daraus Konsequenzen gezogen werden müssten. Würden zurzeit weiterhin die schon vor fünf Jahren gezählten 18 644 Fahrzeuge pro Tag auf der Olchinger Straße die Engstelle passieren, wäre dort der Verkehr wohl zusammengebrochen.

"Es läuft besser als wir erwartet haben", bestätigt auch Zweiter Bürgermeister Martin Runge (Grüne) die Aussagen des stellvertretenden Inspektionsleiters. Wie der Grüne ergänzt, laufe es auch relativ beschwerdearm. Bei aller Freude darüber, dass die erwarteten chaotischen Verhältnisse nicht eingetreten sind, verbindet der Bürgermeisterstellvertreter mit der Baustelle weitere spannende Erkenntnisse. Zum Beispiel die, auf welche Ersatzstrecken die Autofahrer ausweichen und welche Möglichkeiten sich daraus ergeben, künftig mehr Durchgangsverkehr aus Gröbenzell herauszuhalten. Da sich der Verkehr nicht in Luft aufgelöst hat, kann das auch bedeuten, dass andere mehr belastet werden.

Eine Folgeerscheinung der Baustelle bereitet der Gröbenzeller Polizei jedoch Sorgen. Das ist das Sicherheitsrisiko, das Schulkinder eingehen, die immer wieder die Baustelle queren. Hier will Gründler einschreiten. Dafür wird die für die Zeit der Bauarbeiten im Bereich der Baustelle aufgestellte Fußgängerampel laut Polizei kaum frequentiert. Mit der Folge, dass es kaum zu Unterbrechungen des Verkehrsflusses kommt.

© SZ vom 09.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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