Gröbenzell:Gröbenzeller ärgern sich über Arbeiterwohnheim

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An den Schautafeln: Gröbenzells Rathauschef Martin Schäfer (links) im Gespräch mit Besuchern der Bürgerversammlung. (Foto: Günther Reger)

Die Umwandlung einer ehemaligen Spenglerei ist das beherrschende Thema der Bürgerversammlung

Von Ariane Lindenbach, Gröbenzell

Ein zu einem Wohnheim für Arbeiter umfunktioniertes Einfamilienhaus in der Hubertusstraße ist der Aufreger bei der Gröbenzeller Bürgerversammlung gewesen. Und mit ihm die geplante Änderung des Bebauungsplanes 11 "Freyastraße" für das Gebiet von einem reinen in ein allgemeines Wohngebiet. Eine knappe Mehrheit befürwortete am Freitagabend im Bürgerhaus zwei Anträge, die darauf abzielen, das fragliche Gebiet zwischen Jäger-, Gröbenbach-, Wildmoos- und Freystraße weiterhin als reines Wohngebiet zu belassen. In einem solchen gelten strengere Auflagen und mehr Lärmschutz, ein Arbeiterwohnheim ist dort nicht zulässig. Auch Martin Schäfer, der vor seiner Wahl zum Bürgermeister als Unternehmer unter anderem Arbeiterwohnheime betrieben hatte, geriet in die Kritik. Ihm wurde Untätigkeit in dieser Sache vorgeworfen. Doch von diesem Reizthema einmal abgesehen, verlief die etwa dreistündige Veranstaltung weitgehend harmonisch.

"Die Freyastraße ist ein Pilotprojekt", warnte Alfred Nischwitz. Er ist einer der beiden Antragssteller, die die Änderung in ein allgemeines Wohngebiet verhindern wollen. Und er hat 52 Unterschriften gesammelt. Wenn die Gemeinde erst einmal in diesem Gebiet die Kriterien für das Wohnumfeld aufgeweicht habe, werde sie nach und nach ganz Gröbenzell in ein allgemeines Wohngebiet verwandeln wollen. Dort sind beispielsweise Läden, Schank- und Speisewirtschaften, Beherbergungsbetriebe, nicht störendes Gewerbe und Tankstellen zulässig. Als Beispiel, wie sich diese im Vergleich zu einem reinen Wohngebiet lockereren Bestimmungen auf die Wohnqualität auswirken, zog er das Arbeiterwohnheim in der Hubertusstraße heran. Statt der für ein Wohnhaus sonst üblichen vier, vielleicht auch acht Personen würden in der ehemaligen Spenglerei (sie hat in dem Gebiet Bestandsschutz) seit zwei Jahren bis zu 30 Arbeiter einquartiert - mit allen dazugehörigen Konsequenzen wie mehr Autos und mehr Lärm. Letzteres, argumentierte der Bürgermeister, habe auch schon die Spenglerei verursacht. Die habe aber tagsüber und nur werktags gearbeitet, erwiderte ein Mann, der Nischwitz Antrag offensichtlich unterstützte. "Jetzt haben wir den Lärm jeden Abend, jede Nacht und jedes Wochenende", betonte er.

Schäfer (UWG) erklärte, bei Ruhestörung sei die Polizei, nicht die Gemeinde zuständig. Der Leiter der örtlichen Inspektion, Karlheinz Pangerl, bestätigte, dass wegen Ruhestörung in dem Haus schon mehrere Beschwerdeanrufe eingegangen sind. Als "Schwerpunkt" mochte er das Wohnheim aber nicht bezeichnen, da seien ihm noch ganz andere bekannt.

Weiter wies der Bürgermeister darauf hin, dass der Gemeinderat die Bebauungsplanänderung mache, weil sich das mehrere Anwohner so wünschten. Und er legte dar, dass er auch gegen die angesprochenen Verstöße gegen den Bebauungsplan in dem fraglichen Gebäude nichts tun könne. "Mir sind da die Hände gebunden", verwies er auf das Landratsamt. Darauf hatte auch FW-Gemeinderat Michael Leonbacher hingewiesen: "Beim Bauvollzug", also der Überprüfung der geltenden Vorschriften nach Fertigstellung eines Gebäudes, "ist das Landratsamt zuständig". Das wollte der ehemalige Gemeinderat und Jurist Hans Böhmer (FW) so nicht gelten lassen. "Die Aussage, dass der Gemeinde die Hände gebunden sind, ist einfach nicht richtig." Wenn schon derartige Verstöße bekannt seien, "muss ich einfach schauen, was ich dagegen tun kann". Die Gemeinde sei deshalb schon länger mit Behörden im Gespräch, erwiderte Schäfer. Mit Verweis auf den Datenschutz wollte der Bürgermeister jedoch keine Details nennen.

"Wir haben das Thema auf der Agenda", beendete Leonbacher diesen Themenkomplex. Allerdings nicht ohne zu verdeutlichen, dass ein in der Bürgerversammlung beschlossener Antrag noch lange kein rechtsgültiges Votum darstelle. Das bedeute dann lediglich, dass sich der Gemeinderat innerhalb der nächsten drei Monate mit dem Thema befassen müsse. Ob das Gremium dann überhaupt zuständig sei, stehe noch auf einem anderen Blatt.

Im seinem Bericht hatte der Rathauschefs ein aktuelles Bild gezeichnet. Das begann bei der Kunststoffsammelstelle, die dem Rathausneubaus weichen musste. "Wir suchen nach einer Lösung", versprach er. Weiter ging es mit Zahlen wie dem kontinuierlichen Bevölkerungswachstum (auf derzeit knapp 20 000), der Zusammensetzung des 24-köpfigen Gemeinderates und der Zahl der angemeldeten Hunde. Die liegt bei 797, was der Gemeinde im Jahr etwa 35 000 Euro Steuereinnahmen beschert. Auf der anderen Seite stellt die Gemeinde jährlich 180 000 Tüten für die Hinterlassenschaften zur Verfügung. Schäfer warb für den derzeit wegen Unpünktlichkeit in die Kritik geratenen Bus 832, der vom S-Bahnhof Puchheim über den Gröbenzeller Norden nach Olching fährt. Und kündigte für Dezember einen Expressbus an, der von Puchheim über Gröbenzell, Lochhausen, Untermenzing nach Moosach fahren wird.

© SZ vom 20.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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