Gröbenzell:Gestörte Idylle am See

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Pferdeäpfel wie hier (links unten) soll es künftig nicht mehr am Badesee geben, versichert eine der Reiterinnen. (Foto: oh)

Äpfelndes Pferd verdirbt Paar am Böhmerweiher den Sonntagsausflug. Reiterin versichert: Vorfall soll sich nicht wiederholen

Von Gerhard Eisenkolb, Gröbenzell

Kaum sind die ersten schönen Badetage gekommen, sind am Böhmerweiher die altbekannten Auseinandersetzungen zwischen Badegästen und Tierliebhabern zu erleben. Diese Erfahrung haben jetzt wieder Renate und Peter Weiß gemacht. Die beiden ließen sich am vergangenen Sonntag am Ufer des großen Böhmerweihers auf einer Wiese nieder, um einfach nur in freier Natur mit ihrem Hund die Sonne zu genießen. Was das Ehepaar sah, verdarb ihm den Ausflug und machte es zudem fassungslos: Zwei Reiterinnen ritten mit ihren Pferden an dem flachen Uferstreifen in den See und blieben seelenruhig vor den Gröbenzellern stehen, als das eine Tier direkt am Ufer seine Pferdeäpfel in Wasser plumpsen ließ, während das andere "pullerte", also ebenfalls sein unappetitliches Geschäft verrichtet haben soll.

Das war richtig eklig, meinen die entrüsteten Ausflügler, die den Vorfall mit Fotos dokumentierten. Um zu ergänzen, dass es kein Wunder sei, wenn es immer wieder Ärger an dem idyllischen See gebe. Die ertappten Reiterinnen lehnten es laut Renate Weiß ab, aus dem in der Nähe gelegenen Stall eine kleine Schaufel zu holen und die Hinterlassenschaft der Pferde zu beseitigen. Angeblich mit dem Hinweis, dass das doch nur Tiere seien und die Badesaison ja noch nicht begonnen habe, sollen die Frauen lachend davongeritten sein. "Das geht zu weit", meint Renate Weiß, um zu ergänzen, dass normalerweise am Böhmerweiher Mensch und Tier gut miteinander auskämen.

Sandra Bentz, eine der beiden Reiterinnen vom Reitstall Aubing, relativiert diese Darstellung. Wie sie berichtet, hätten sie sich bei dem Ehepaar entschuldigt, zudem habe nur eines der Pferde am Seeufer geäpfelt. Ins Wasser gepinkelt habe keines der Tiere. Hätten Menschen gebadet, wären sie nicht ins Wasser geritten, beteuert Bentz. Schließlich lege sie als Reiterin Wert auf ein einvernehmliches Miteinander mit den Erholungssuchenden am Böhmerweiher. Bentz kündigt an, dass sich ein solcher Vorfall nicht mehr wiederholen solle. So sei im Reitstall besprochen worden, in Seenähe zur Beseitigung der Hinterlassenschaft der Pferde einen sogenannten Äppelboy mit einer Schaufel, einem Rechen und einem Eimer aufzustellen.

Würde der Böhmerweiher, wie vom Erholungsflächenverein geplant, zu einem Naturerlebnisgebiet mit begrenzter Badenutzung in bestimmten Bereichen ausgebaut, könnten sich Erholungssuchende und Pferdeliebhaber bei ihren Ausritten dort nicht mehr in die Quere kommen. Genau das lehnt aber Peter Weiß ab. "Der Böhmerweiher soll so bleiben, wie er ist", sagt der Gröbenzeller. Um zu ergänzen, das Gelände sei zu schade, um es zu einem Erholungsgebiet zu erweitern.

Seit etwa zwei Jahren sammeln die Gröbenzeller Grünen Unterschriften, um zu verhindern, dass der Böhmerweiher nach dem Ausbau zum Badesee Erholungssuchende aus dem gesamten Münchner Westen anzieht. Sie fordern kleinere Liegeflächen und den Verzicht auf Parkplätze und einen Grillplatz. Vor einigen Jahren hatten die Stadt Puchheim und die Gemeinde Gröbenzell zusammen mit der Landeshauptstadt München die etwa 27 Hektar große Kiesabbaufläche der beiden Böhmerweisen erworben, um dort mit dem Erholungsflächenverein vor allem am westlichen Ufer des größeren Sees ein Bade- und Freizeitgelände zu schaffen. Bisher gibt es nur eine Vorplanung, die noch mit den drei Kommunen abgestimmt werden muss.

Weil sich auf den ehemaligen Kiesabbauflächen seltene Pflanzen und Tiere angesiedelt haben, die auf der Roten Liste stehen, soll der größte Teil des Areals in ein Biotop umgewandelt werden. Es wäre dann verboten, die zu pflegenden Flächen, zu betreten. Laut Jens Besenthal, dem Geschäftsführer des Vereins, ist die wertvolle Biotopstruktur gefährdet. Geschehe nichts, wachse alles zu und die schützenswerten Arten verschwänden ganz. In Richtung Grüne signalisiert Besenthal Kompromissbereitschaft.

© SZ vom 10.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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