Gröbenzell:Gemeinsam gegen Populismus

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Walter Voit und Detlef Arzt (von links) suchen am Freitag das Gespräch mit Passanten. Ihr Ziel: die Wahlbeteiligung steigern. (Foto: Günther Reger)

Ein überparteiliches Bündnis will die Brucker zum wählen bewegen - mit einer Einschränkung. Die AfD soll leer ausgehen

Von Ariane Lindenbach, Gröbenzell

Detlef Arzt und Walter Voit kämpfen für eine höhere Wahlbeteiligung bei der Landtagswahl. Die beiden Kommunalpolitiker gehören einem überparteiliches Bündnis an, das dafür wirbt, Populisten keine Stimme zu geben. Arzt, der einstige Vorsitzende der CSU in Gröbenzell, und Voit, der Sprecher der Grünen, warten am Freitag auf dem lokalen Wochenmarkt auf Passanten. Mit ihnen wollen sie über die bevorstehende Wahl ins Gespräch kommen und verdeutlichen, wie jede einzelne Stimme das Wahlergebnis in zwei Wochen beeinflussen kann. Anders als noch vor der Bundestagswahl, warnen sie nun ganz deutlich davor, für die AfD zu stimmen.

"Je geringer die Wahlbeteiligung ist, desto mehr stärkt das die extremen Kräfte am Rand", erklärt Arzt, während er gemeinsam mit Voit einen Tapeziertisch am Rande der Rathausstraße aufstellt. Etwa auf der Höhe, wo früher der Haupteingang des Rathauses war. Auf den Tisch legen sie ein paar Stapel ihrer Flyer. "Aufruf", "Gehen Sie wählen!" und "Wählen Sie Demokraten" steht in roten Großbuchstaben auf einer Seite des Din-A-5-Blattes. Auf der anderen Seite erläutern die drei Verantwortlichen - neben Arzt und Voit ist das die Kinderärztin und Vorsitzende des katholischen Kirchenbauvereins Michaela Krieger - Grundlagen der Demokratie. Etwa, dass alle Staatsgewalt vom Volke ausgeht, wie es in Artikel 21 des Grundgesetzes heißt, und jeder Wahlberechtigte mit der Abgabe seiner Stimme Verantwortung übernehmen sollte.

Arzt und Voit betonen zwar, dass jeder wählen soll, was er möchte. Denn Hauptsache seies, dass möglichst viele Bürger ihre Stimme abgeben und dass so den Parteien an den politischen Rändern der Wind aus den Segeln genommen wird. Dabei wenden sich die Akteure auf ihrem Flyer aber ganz klar gegen die AfD: "Sie ist in den letzten Monaten und Jahren regelmäßig durch Fremdenfeindlichkeit, rassistische Äußerungen und Hetze aufgefallen."

"Anders als im letzten Jahr haben wir die AfD diesmal beim Namen genannt", so der Grünen-Sprecher. Bereits vor einem Jahr hatten er und Arzt mit einer ähnlichen Aktion versucht, die Gröbenzeller zum Wählen zu motivieren. Den Ausschlag für das damalige Tätigwerden gab Arzt zufolge eine Veranstaltung der AfD im Bürgerhaus. Die Veranstaltung und die Aussagen, die dort fielen, seien für ihn als überzeugten Demokraten unerträglich gewesen. Danach stand für ihn fest: "Nur auf der Couch rumsitzen und jammern reicht nicht. Man muss etwas machen." So kam es, dass Arzt, der noch am Tag der Wahl Söders zum Ministerpräsidenten aus der CSU ausgetreten ist, und Voit im Juli 2017 in Gröbenzell Flyer verteilt und Plakate aufgehängt haben, um die Wahlbeteiligung zu erhöhen.

Dass der einstige CSU-Vorsitzende und der Grünen-Sprecher nun wieder freitags und samstags in der Rathausstraße sowie zu den Stoßzeiten am S-Bahnhof für eine höhere Wahlbeteiligung kämpfen, ist Michaela Krieger zu verdanken. Wie Arzt erzählt, habe sie, die 2017 auf der Unterstützerliste stand, um eine Wiederholung gebeten.

Mit wirklich überzeugten AfD-Anhängern zu reden, ist nach der Erfahrung der beiden Männer schwierig. Zum einen gibt es gar nicht so viele am Ort. Und wenn, dann haben sie laut Voit oft ganz krude Ansichten. Manche seien etwa selbst mit einem ausländischen Partner verheiratet, würden aber gleichzeitig die AfD wählen, weil sie denken, die Deutschen seien im eigenen Land benachteiligt. Zum anderen hat Arzt bereits öfter festgestellt: "Die hören gar nicht zu." Ihr Verhalten erinnere ihn an die Anhänger von Donald Trump. Auch der US-Präsident könne sich einen Skandal nach dem anderen erlauben - seinen Fans sei das egal. Mehr Erfolg versprechen sich die Zwei bei den klassischen, oft sozial schwachen Protestwählern. Wie Voit erklärt, falle da schon gelegentlich ein Groschen, wenn man die Menschen darauf hinweist, dass die Alternative für Deutschland Teile der Sozialversicherungen abschaffen will.

© SZ vom 08.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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