Gröbenzell:Fast bis ins Wembleystadion

Lesezeit: 1 min

Ein gemeinsames Ziel, das motiviert, zusammenschweißt und fit hält. Der Routenplan, an dem sich die 30 Fußballerinnen orientiert haben. Screenshot: Grün-Weiß Gröbenzell (Foto: N/A)

Fußballerinnen laufen insgesamt 1300 Kilometer

Von Karl-Wilhelm Götte, Gröbenzell

Die Fußballtrainer müssen aktuell einige Fantasie aufbringen, um ihre Mannschaften im bald viermonatigen Corona-Lockdown bei der Stange zu halten. Per Online-Übertragung wird in Gröbenzell Fitnesstraining angeboten oder sogar "Spielerinnenabende per Zoom" veranstaltet, wie Trainer Tillmann Engelke von Grün-Weiß Gröbenzell berichtet. Der Gröbenzeller Fußballklub hat sich aber auch noch eine 19-tägige "Laufchallenge" ausgedacht, bei der C- und B-Juniorinnen des Vereins diverse Stadien in der Republik "abgelaufen" sind. Nach 1510 Kilometern sollte in der Addition sogar das Londoner Wembleystadion erreicht werden. Das haben die etwa 30 jungen Fußballerinnen nicht ganz geschafft, doch für eine 500-Euro-Spende für einen guten Zweck hat es dennoch gereicht.

Die Route wurde von den Trainern vorgegeben. Los ging es im heimischen Stadion an der Wildmoostraße. Die virtuelle Strecke führte über das Grünwalder Stadion in München, nach Hannover in die Arena von Hannover 96, dann ans Millerntor von Sankt Pauli Hamburg. Die fiktive Streckenführung endete in London. "Die Mädchen waren sehr motiviert", berichtet Engelke, der selbst Fan von Hannover 96 ist. Etwa 20 Fußballerinnen seien regelmäßig zwei-, dreimal pro Woche beim Laufen dabeigewesen. "Es ging meinen Trainerkollegen Michael Schweyer, Zoran Cetkovic, Markus Münst und mir vor allem um den Gruppenzusammenhalt und um den Teamgeist", so Engelke. Die Mädchen sind alleine von zuhause losgelaufen. Bis 30 Kilometer pro Woche hatten die Coaches vorgegeben; mindesten acht Kilometer sollten es aber sein. "Einige haben das geschafft und sogar Sprints eingebaut, damit auch ein Trainingseffekt entsteht", so Trainer Engelke. Die vier Trainer hatten den elf bis 16-jährigen Mädchen als besonderen Anreiz versprochen, für jeden gelaufenen Kilometer einen Centbetrag an die Jugendsozialstiftung von Dr. Rieder zu spenden.

1300 Laufkilometer sind zusammengekommen, und das Trainerteam hat seine Spende kurzerhand auf 500 Euro aufgestockt. Die Laufchallenge hat auch dazu beigetragen, dass sich bisher keine Spielerin aus dem Verein abgemeldet hat. Auch die virtuellen Versammlungen der Mädchen "zum Quatschen" haben offenbar einen positiven Effekt.

Das letzte Wettkampfspiel haben die Fußballerinnen im Oktober vor dem Lockdown austragen. Seitdem ist wie in allen Amateur-Fußballvereinen das Mannschaftstraining untersagt. "Das ist eine Katastrophe", stellt dann auch Tillmann Engelke fest. Nach der Laufchallenge gibt es jetzt einen neuen Laufplan der Trainer. Der Ball sollte, so die Grün-Weiß-Trainer unisono, aber bald wieder die Hauptrolle spielen.

© SZ vom 16.02.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: