Hirtreiter-Kreuz:Gröbenzeller mahnen zum Frieden

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Bei der Einweihung von Hirtreiter-Kreuz und Gedenktafeln am neuen Standort wird an die Schrecken des Kriegs erinnert

Von Ingrid Hügenell, Gröbenzell

Mit einem bewegenden Moment endet die Einweihung des Mahnmals gegen den Krieg und für die Opfer beider Weltkriege am Sonntag. Mehrere Hundert Gröbenzeller singen im Kanon "Herr, gib uns deinen Frieden". Sie singen so, dass man merkt, sie spüren die Worte auch. Das Lied ist gut 40 Jahre alt, es findet sich im evangelischen Gesangbuch ebenso wie im katholischen Gotteslob, und es hat nur diese eine Textzeile - Herr, gib uns deinen Frieden. Damit fasst es alles zusammen, was zur Einweihung von Bürgermeister Martin Schäfer (UWG) und den Pfarrern Roland Wittal und Susanne Kießling-Prinz gesagt wurde.

"Wir können aus der Erde keinen Himmel machen, aber jeder von uns kann etwas tun, dass sie nicht zur Hölle wird." Mit diesen Worten des Juristen Fritz Bauer, der als Jude aus Deutschland fliehen musste und nach seiner Rückkehr die Frankfurter Auschwitz-Prozesse vorbereitete, beginnt Bürgermeister Schäfer seine Rede. Das Mahnmal "erinnert einerseits an die Schrecken der beiden Kriege, gedenkt gleichzeitig der Opfer von Gewalt und Krieg und erinnert uns damit in politisch unruhigen Zeiten wie diesen daran, wie wertvoll Friede ist", sagt er. Er dankt den vielen Gröbenzellern, die gekommen waren, um sich die "dunkelsten Stunden unserer Geschichte ins Bewusstsein zurufen" und fordert sie zu einer Schweigeminute auf. Alle sollten sich dafür einsetzen, dass die Menschenrechte immer und überall gewahrt werden, dass "bei uns alle Menschen, unabhängig von ihrer Herkunft oder Konfession, ihrer politischen Überzeugung oder sexuellen Orientierung, frei und sicher leben können". Pfarrer Wittal sagt, das Mahnmal solle daran erinnern, "wie wichtig der Friede ist", und Pfarrerin Kießling-Prinz denkt an die "Opfer vergangener Kriege und diejenigen, die um sie weinten". Die Tafeln erinnern ausdrücklich auch an zivile Opfer von Unrecht und Gewalt.

Bürgermeister Martin Schäfer legt ein Gebinde am Gedenkstein von Wolf Hirtreiter nieder. (Foto: Günther Reger)

Der Einweihung ging ein längeres Hin und Her voraus, bevor das vom Bildhauer Wolf Hirtreiter 1967 geschaffene steinerne Kreuz mit einer stilisierten Dornenkrone zusammen mit den Gedenktafeln der katholischen Kirche seinen Platz in der Rathausstraße neben der katholischen Kirche fand. Die steinerne Rose von Hubert Elsässer, ebenfalls Teil des Gedenkens, soll am Friedhof aufgestellt werden. Die Kirche stellt den Platz für das Mahnmal kostenlos zur Verfügung. 2017 musste das Mahnmal an seinem bisherigen Standort am alten Rathaus wegen Renovierungsarbeiten abgebaut werden. Womöglich sind auf den Gedenktafel einige Namen und Daten falsch. Rathaus-Sprecherin Susanne Flügel sagt, um das zu klären, werde man im Kirchenarchiv nachforschen.

Farbenfrohe Tauben symbolisieren den Frieden. (Foto: Günther Reger)

Nach der Einweihung können sich die Besucher des Bürgerfestes an den Tänzen und der Musik der Trachtler erfreuen oder an einem der vielen Stände von Vereinen wie dem Frauenchor oder dem Deutsch-Ungarischen-Verein Essen und Getränke kaufen. Die Gemeinde informiert über die Fortschritte beim Ausbau der Radfreundlichkeit. Es gibt auch ein Zelt, in dem es wieder um den Frieden geht. Die Künstlerin Andrea Dietz bietet dort die Möglichkeit, Tauben aus Holz mit Farbe, Ausschnitten aus Zeitschriften und mit Materialien wie Federn, Muscheln oder Glitzersteinchen zu gestalten und über seinen inneren Frieden nachzudenken. Die fertigen Vögel hängen an den Wänden des Zelts.

Das Projekt wird bis 16. November in Workshops bei vielen Gröbenzeller Institutionen fortgeführt. Die Friedenssymbole sollen am Volkstrauertag, eben dem 16. November, unter dem Glasdach der Kirche in der Nähe des Mahnmals aufgehängt werden. Man wolle auf diese Weise dem etwas angestaubten Volkstrauertag neue Bedeutung verleihen, erklärt der Bürgermeister.

© SZ vom 15.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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