Gröbenzell:Eine Stunde pro Woche

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Johannes Desch (von links), Heimleiterin Marija Ljubic und Rathauschef Martin Schäfer bei der Feier (Foto: Günther Reger)

Besuchsdienst des Altenheims Sankt Anton feiert 25-Jähriges

Von Erich C. Setzwein, Gröbenzell

Wenn sich Menschen für andere Menschen Zeit nehmen, dann kann das über kurz oder lang zu einer besonderen Beziehung und zur Freundschaft führen. Eine Freundschaft, die nur eine bestimmte Zeit dauert und an deren Ende meist der Tod des neu gewonnenen Freundes steht, gehen die Mitglieder des Besuchsdienstes des Caritas-Altenheims Sankt Anton in Gröbenzell immer wieder ein. Einmal in der Woche mindestens eine Stunde Zeit opfern sie, um mit Heimbewohnern, die keine eigenen Angehörigen haben, zu ratschen, spazieren zu gehen oder zu spielen. Am Mittwoch haben die 13 Mitglieder des Besuchsdienstes mit Vertretern der Gemeinde und der Heimleitung das 25. Jubiläum dieser ehrenamtlichen Arbeit gefeiert.

"Es ist eine Sinnsuche, wir suchen eine sinnvolle Tätigkeit in unserem Leben", sagte Ursula von der Howen bei der Feier im Altenheim Sankt Anton. Sie berichtete von drei Senioren, von denen sie zwei jeweils zehn Jahre und einen fünf Jahre lang besucht hat. Auch andere langjährige Mitglieder erinnerten sich an ihre "Paten", die sie in den vergangenen Jahren betreuten. Und das alles freiwillig und ehrenamtlich, wie auch Cordula Braun, die Referentin des Gemeinderates für interkulturelle Zusammenarbeit und Familie, in ihrer Dankesrede betonte. Sie schlug den Mitgliedern des Besuchsdienstes vor, den in der Amtsperiode von Bürgermeister Martin Schäfer ausgerufenen "Gröbenzeller Weg" mitzugehen und sich mit anderen Gruppen zu vernetzen. Auch Seniorenreferent Franz Eichiner lobte die Gruppe überschwänglich: "Sie machen alles perfekt, ich muss nicht eingreifen." Das tut an seiner Stelle seit 24 Jahren Johannes Desch. Er stellte den Mitgliedern, die sich verpflichtet haben, regelmäßig und verbindlich ihre alten Menschen zu besuchen, ein gutes Zeugnis aus.

"Die Gruppe als ganzes hat Kompetenzen erworben." Nun kommt das gerontologische Wissen nicht von ungefähr. Die Gemeinde lässt den Besuchsdienst nicht alleine, wenn es darum geht, sich für neue Themen zu öffnen. So organisiert Desch sechs bis acht Mal im Jahr fachliche Treffen, bei denen die Besucherinnen Aktuelles zu Themen rund ums Älterwerden und die Probleme im Alter erfahren. Bei Studientagen beschäftigen sie sich mit Demenz, Trauer oder Tod.

"Sie sollen mit der Situation umgehen können", sagte Desch zu den Ehrenamtlichen. Dass die Gemeinde für diese Weiterbildung 1800 Euro zur Verfügung stellt, hält Desch für "gut angelegtes Geld". Er hofft, dass sich weiterhin Menschen in Gröbenzell finden, die sich für den Besuchsdienst interessieren und Mitglieder werden. Es seien nicht immer nur ausschließlich Frauen gewesen wie jetzt, erläuterte Desch. Früher seien schon mal zwei Männer dabei gewesen, die aber sehr schnell wieder abgesprungen seien. "Beziehungsarbeit ist Frauenarbeit", kommentierte Ursula von der Howen.

Inge Zielbauer, die die Ehrenamtlichenarbeit koordiniert, gab Deschs Lob zurück und würdigte dessen Arbeit in den vergangenen 24 Jahren. Sie bescheinigte ihm "hohe Fachlichkeit" und Geschick in der Führung und Motivation der Gruppe. "Sie sind Stabilität und Sicherheit für den Kreis." Eine Öffnung nach außen, also die Zusammenarbeit mit anderen Gruppen, das wurde bei der Feierstunde auch deutlich, wünscht der Besuchsdienst nicht. Was in dem Kreis besprochen werde, bleibe auch darin. Dort könne man auch mit Trauer besser umgehen.

Inzwischen sind nach Angaben von Altenheimleiterin Marija Ljubic etwa 70 Gröbenzeller ehrenamtlich im Altenheim tätig. Zu den Mitgliedern des Besuchsdienstes kommen unter anderem Mitarbeiter in der Cafeteria und im Wortgottesdienst hinzu. Sie sei auch schon lange im Altenheim tätig, sagte Ljubic, aber immer wieder aufs Neue verwundert, wer und vor allem wie viele freiwillig die Arbeit in Sankt Anton unterstützten.

© SZ vom 30.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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