Gröbenzell:Drama in drei Akten

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Michael Graßl, Heinrich Bunram, erster Vorsitzender Dieter Huttenloher und Bernd Nitz (v. links) müssen mit den Mitgliedern klären, wie es weitergeht. (Foto: Günther Reger)

Die Erwachsenenbildungseinrichtung Forum Gröbenzell steht kurz vor ihrer Auflösung

Von Julia Bergmann, Gröbenzell

Was sich in den Räumen des ökumenischen Sozialdienstes am Mittwochabend abspielt, gleicht weniger einer Mitgliederversammlung des Forums Gröbenzell, als vielmehr der Rekonstruktion eines Dramas in drei Akten. Der letzte Vorhang ist noch nicht gefallen, aber am Ende könnte die Auflösung des Gröbenzeller Vereins stehen, der sich seit mehr als 50 Jahren um die Erwachsenenbildung in der Gemeinde kümmert. Wenn die von den Mitgliedern gewünschte Mediation zwischen Forum Gröbenzell und Brucker Forum entweder durch die Gemeinde oder den Pfarrgemeinderat bis spätestens Februar 2016 nicht zu einer Lösung des derzeit schwelenden Konflikts führt, wird sich der Verein im April 2016 auflösen. Das teilt Vorsitzender Dieter Huttenloher am Donnerstagmorgen, nach vorangegangener Diskussion im nicht öffentlichen Teil der Versammlung mit.

Der Konflikt zwischen dem Brucker Forum und dem Forum Gröbenzell schwelt bereits seit Monaten, wie Huttenloher im öffentlichen Teil der Versammlung betont. Das Forum Gröbenzell existiert seit 1964 als eingetragener Verein. Seit Mitte der Siebzigerjahre wird die Erwachsenenbildung durch ehrenamtlich Tätige von Staat und Kirche gefördert, allerdings werden die Zuschüsse nur auf Landkreisebene ausgereicht. Deshalb wurde das Forum Gröbenzell 1979 Mitglied des Brucker Forums, das die Zuschüsse erhält. Laut Vereinbarung zwischen Bruck und Gröbenzell werden die Fördergelder zum Teil an das Forum Gröbenzell weiterverteilt. Diese Vereinbarung hat das Brucker Forum nun zum 31. Dezember 2015 kurzfristig gekündigt: der Höhepunkt des Dramas. Die Folge für Gröbenzell: staatliche und kirchliche Zuschüsse bleiben aus, ein finanzielles Debakel.

Der Kündigung waren vor allem Streitigkeiten um Personal vorausgegangen. Das Brucker Forum setzt halbtags eine Verwaltungskraft in der Geschäftsstelle des Forums Gröbenzell als teilweise Kompensation der Zuschüsse ein. Im vergangenen Jahr wurde die vereinbarte Stundenzahl dieser Kraft von 20 auf 15 Stunden gekürzt. "Das ist eine faktische Kürzung des Zuschussvolumens um 25 Prozent", sagt Huttenloher. Diese Kürzung führte zu heftigen Diskussionen zwischen Bruck und Gröbenzell, die sich schließlich zuspitzen und in der Frage gipfelten, wem die Verwaltungskraft weisungsgebunden ist. Dem Brucker Forum, das den Lohn bezahlt, oder dem Forum Gröbenzell wo sie fachlich eingesetzt ist. Eine Einigung gab es nicht, es folgte eine arbeitsrechtliche Verwarnung des Brucker Forums und die Androhung der Kündigung. Langwierige Verhandlungen zwischen den beiden Einrichtungen, die von Huttenloher als "enttäuschend" beschrieben werden, führten zu keinem Ergebnis und so wurde die alte Vereinbarung aus den Siebzigerjahren von Seiten Brucks aufgehoben. Auch der Versuch Huttenlohers, Unterstützung vom Verein Katholische Erwachsenenbildung (KEB) im Erzbistum München und Freising oder vom KEB Bayern zu bekommen, waren erfolglos. Beide Vereine sind jeweils für die Verteilung der kirchlichen und staatlichen Mittel zuständig.

Mittlerweile hat der Gröbenzeller Vorstand den Rechtsanwalt und früheren Vorsitzenden Michael Graßl um Rat gebeten. Er findet in der Versammlung klare Worte: "So lange diese Kündigung besteht, gibt es für das Forum Gröbenzell keinen angemessenen Raum mehr zu bestehen." Wie die Lösung nun aussieht, der dritte Akt zu Ende geht, darüber wird der Ausgang der Mediation entscheiden.

© SZ vom 11.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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