Gröbenzell:Die Sozialreferentin gibt auf

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Monika Ziegler verlässt den Gröbenzeller Gemeinderat: Sie hat die persönlichen Diffamierungen in dem Gremium satt.

Erich C. Setzwein

Wenn in der kommenden Woche die Gröbenzeller SPD-Gemeinderätin Monika Stiegler aus dem Gemeinderat ausscheidet, verliert die SPD-Fraktion womöglich auch das Sozialreferat. Stiegler zieht sich wegen beruflicher Belastung aus dem Gremium zurück, in das sie 2008 gewählt wurde. "Ich bedauere es, dass mein Nachfolger Axel von Walter das Sozialreferat nicht übernehmen möchte", sagte Stiegler am Mittwoch der SZ.

Damit werde ihre Fraktion, die für das Soziale stehe, das schon fast traditionelle Ressort wohl nicht weiterführen können. "Das finde ich tragisch", sagte die 50-jährige Kommunalpolitikerin.

Stiegler hat ihre berufliche Belastung als Geschäftsfrau mit einem Laden für französische Wohnkultur in München als Grund für ihr vorzeitiges Ausscheiden aus dem Gemeinderat angegeben. Sie habe nur an ihrem freien Tag am Montag Zeit, sich um die politischen Angelegenheiten in Gröbenzell zu kümmern. "Das ist mir zu wenig, ich würde es gerne g'scheit machen." Das sei noch möglich gewesen, als sie ihr Geschäft in Gröbenzell gehabt habe. "Doch wenn man nicht vor Ort ist, bekommt man weniger mit und kann nicht mitreden."

Stiegler sagte, dass ihr der Abschied aus dem Gemeinderat dennoch leicht falle. "Dort wird die halbe Zeit über Formulierungen und persönliche Diffamierungen gestritten", kritisierte sie den herrschenden Stil. Ihre Versuche, über den Bürgermeister einen gemeinsamen Termin zu vereinbaren, bei dem über die Gesprächskultur geredet wird, seien erfolglos geblieben. Ähnliche Niederlagen habe sie erlebt, als sie mit Hinweis auf ihre Berufstätigkeit um die Verlegung von Sitzungsterminen gebeten habe. Stiegler gehört unter anderem dem Sonderbauausschuss an und der neuen Arbeitsgruppe Sozialer Wohnungsbau.

Von ihrer Kritik will Stiegler "keine Partei ausnehmen", auch ihre eigene nicht. Der Gemeinderat sei zu einer "Bühne für die Eitelkeiten einzelner" geworden, die Mitglieder wüssten nicht mehr "für was und von wem sie gewählt worden sind".

Dass die Stimmung im Gemeinderat "angespannt" ist, wie Axel von Walter sagte, weiß der Nachrücker nur "aus zweiter Hand". Für ihn stehe die sachlich-konstruktive Arbeit im Vordergrund, Konfrontationen und persönliche Zuspitzungen seien nicht seine Sache, versprach der zweifache Familienvater. "Ich habe in alle Fraktionen gute persönliche Kontakte", sagte der 34-Jährige. Dass er das Sozialreferat nicht übernehmen wolle, habe mit seinem Beruf als Fachanwalt für Medienrecht in einer Münchner Kanzlei zu tun. Als Sozialreferent müsse man den ganzen Tag am Ort sein, um sich mit Vereinen und Gruppen zu treffen. "Es wäre deshalb unredlich, wenn ich den Posten übernehmen würde." SPD-Fraktionssprecher Michael Schrodi möchte in einem Tausch mit der Grünen-Fraktion für von Walter das Liegenschaftsreferat. Sozialreferentin soll demnach Monika Baumann werden.

© SZ vom 14.10.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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