Gröbenzell:Die Bürgermeister-Versammlung

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Wieder im Dienst ist Gröbenzells Bürgermeister Martin Schäfer. Am Freitagabend leitete er die Bürgerversammlung. (Foto: Günther Reger)

Drei Wochen nach seinem Schlaganfall meldet sich der Gröbenzeller Rathauschef Martin Schäfer gut gelaunt zurück. Er will sich noch ein halbes Jahr schonen und auch danach langsamer tun

Von Gerhard Eisenkolb, Gröbenzell

Bürgerversammlungen sind normalerweise dazu da, dass der Bürgermeister Rechenschaft ablegt und die Bürger ihre Anliegen vorbringen. Zudem können sie Anträge stellen, die der Gemeinderat behandeln muss, sofern die Versammlung diese mit Mehrheit annimmt. Nicht so am Freitagabend im Bürgerhaus. Dort ist die Bürgerversammlung der Abend von Rathauschef Martin Schäfer (UWG) gewesen, der mit den Worten "jetzt bin ich zurück" nach seinem Schlaganfall am 30. Oktober öffentlichkeitswirksam seinen Dienst wieder antrat.

Wie Schäfer erläuterte, habe er am Nachmittag entschieden, die Versammlung selbst durchzuführen, und alle Schritte mit seinen Ärzten besprochen. "Ich bin praktisch wieder einsatzfähig, keine 150 Prozent mehr, sondern nur noch 100 Prozent", sagte er. Um zu ergänzen, er habe für dieses Jahr alle Termine abgesagt. Zu Weihnachtsfeiern und anderen Anlässen würden seine Stellvertreter kommen. Das werde er ein halbes Jahr so handhaben. "Das kriege ich hin", kommentierte der Bürgermeister die Feststellung, noch etwas Bluthochdruck und einige "Zipperlein" zu haben, also wohl noch nicht ganz gesund zu sein. Er dürfe nicht rauchen und keinen Alkohol trinken, was "kein Problem" sei. Und dass er abnehmen müsse, sei für ihn auch nichts Neues. Als Schäfer mit seiner persönlichen Erklärung fertig war, sagte er sichtlich gut gelaunt: "Herzlich willkommen auf der Bürgerversammlung". Dann dankte für die zahlreichen Genesungswünsche. Die hätte ihm gut getan. Stärkeren Beifall erhielt Schäfer von den etwa 50 meist älteren Gröbenzellern im Saal am Ende der fast zweieinhalbstündigen Versammlung, als er versprach: "Ich mach' ein bisschen langsamer."

Der einzige Antrag von Edeltraud Mierau-Bähr fand keine Mehrheit. Mit 10 zu 18 Stimmen wurde ihre Forderung abgelehnt, die Gemeinde damit zu beauftragen, innerhalb der nächsten sechs Monate eine Informationsveranstaltung zum Hochwasserschutz durchzuführen und dazu die zuständigen Behörden wie das Landrats- und Wasserwirtschaftsamt einzuladen. Laut der Begründung von Mierau-Bähr ist die Bevölkerung verunsichert, seit das Landratsamt im Januar fast zwei Drittel der bebauten Fläche der Gemeinde als vorläufige Überschwemmungsgebiete festgesetzt hat. "Das ist mir auch schon in den Sinn gekommen", bestärkte Schäfer zuerst das Anliegen der Antragstellerin. Um dann zu ergänzen, dass die Behörden jedoch noch nicht so weit seien, um den Gröbenzellern die richtigen Antworten zu geben. Die Aussagen der Behörden änderten sich laufend. Dem Rat des Bürgermeisters, noch abzuwarten, schloss sich anschließend die Mehrheit bei der Abstimmung an.

Zwei Anliegen trug Helmut Berger vor. Er wollte wissen, wie lange nach der Fertigstellung der Freyaunterführung die auf der Umleitungsstrecke der Zillerhofstraße eingeführte Tempobeschränkung auf 30 Stundenkilometer noch gelte. Zudem forderte Berger zur besseren Orientierung von Rettungsdiensten und Paketzustellern, zusätzlich zu den Hausnummern an jedem Anwesen auch den Straßennamen anzugeben. In seiner Erwiderung bekannte Schäfer, ein Verfechter von Tempo-30-Zonen zu sein. Um zu ergänzen, es sei doch vollkommen unwichtig, ob man Tempo 30 oder Tempo 50 fahre. Viele Themen, über die an so einem Abend gesprochen werden, seien für ihn nicht mehr so wichtig. Geht das Verkehrsaufkommen auf der Zillerhofstraße nicht stark zurück, soll dort weiter langsam gefahren werden, weil das für Radfahrer und Schüler ein kritischer Bereich ist. Gelassen lehnte der Versammlungsleiter die Forderung ab, jede Hausnummer um den Straßennamen zu ergänzen. Inzwischen habe jeder ein Navigationsgerät oder ein Handy, damit sei doch jedes Haus zu finden.

Christl Dolezalek kritisierte den schlechten Zustand der Zweigstraße und regte an, diese endlich zu sanieren. Jeder Gullydeckel sei höher als das Niveau der Straße. Für Radfahrer wie sie sei das "gefährlich". Schäfer verwies auf den großen Nachholbedarf der Gemeinde, Anwohnerstraßen auszubauen oder zu sanieren. Bei Beibehaltung der derzeitigen Tempos, jedes Jahr eine oder zwei Straße instand zu setzen, würde es "unendlich lange" dauern, zu ordentlichen Verhältnissen zu kommen. Er versicherte der Frau, die Verwaltung werde die Zweigstraße in Augenschein nehmen, um einen größeren Schaden zu vermeiden.

Da Schäfer selbst Eigentümer eines Elektrofahrzeugs ist, stieß ein Gröbenzeller, der wissen wollte, ob geplant sei, in der Gemeinde Elektrozapfsäulen zu installieren, beim Rathauschef auf großes Wohlwollen. Laut Schäfer gibt es in der Industriestraße bereits eine Ladestation. Zudem sei vorgesehen, an jedem Parkplatz in der Tiefgarage des neuen Rathauses die Installation für einen späteren Stromanschluss für Elektroautos zu schaffen. Alexander Böhm wollte wissen, ob die Gemeinde über ein Zivilschutzkonzept verfügt, sollte der Strom für mehrere Tage ausfallen. Hier musste Schäfer passen. Ein Anwohner des Gröbenbachs wies darauf hin, dass das Bachbett verschlammt sei und ausgebaggert werden müsste, was Schäfer bestätigte. Den Mann, der wissen wollte, ob beim Ausbau von Straßen vorgesehen ist, die Stromleitungen unterirdisch zu verlegen, beruhigte die Verwaltung mit dem Hinweis, dies sei geplant.

© SZ vom 21.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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