Gröbenzell:Der vorletzte Halbmarathon

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Veranstalter reagieren auf die gesunkene Teilnehmerzahl

Von Karl-Wilhelm Götte, Gröbenzell

"Eine Runde noch" ruft der Zeitnehmer Barbara Büche zu, als sie beim Gröbenzeller Halbmarathon im Stadion an der Wildmoosstraße zum ersten Mal den Zielstrich erreicht. Die zusätzliche Stadionrunde von 400 Metern machen erst die notwendigen 21,0975 Kilometer voll, die ein Halbmarathon exakt misst. Die Olchingerin hat familiären Beistand dabei. Ihr zehnjähriger Sohn Nick begleitet sie im Finale und im Ziel warteten der Ehemann und ihre weiteren zwei Kinder Lynn und Noah. "Eine Stunde und 57 Minuten", vermerkt der Zeitnehmer dann für die 43-jährige Läuferin. "Unter zwei Stunden wollte ich bleiben, das habe ich geschafft", meint Barbara Büche, zufrieden strahlend, nach ihrem ersten Halbmarathon.

Der Gröbenzeller Halbmarathon besteht traditionell aus drei Runden à sieben Kilometer am Gröbenbach entlang, dann durch die Ortsmitte und vorbei am Bahnhof. Gerade für die letzte Sieben-Kilometer-Runde ist noch einmal Extraenergie gefragt. "Der Kopf, der Wille hat es gerettet", meint Büche. "Die Beine wollten nicht mehr." Birgit Haug ergeht es ähnlich. "Nach 14 Kilometern hätte ich gerne aufgehört", berichtet die ehemalige Gröbenzellerin, diefür den LC Aichach startet. Das hätte sie machen können, denn der Laufveranstalter SC Gröbenzell hat auch Wettbewerbe für sieben und 14 Kilometer angeboten. Doch auch bei Haug siegt ihr Wille. Sie ist schon nach 1:47:45 Stunden als schnellste Frau im Ziel. "Ich habe viel zu wenig für einen Halbmarathon trainiert", sagt Haug etwas später, als sie wieder bei Stimme ist. Die Firma der 53-Jährigen ist umgezogen und sie hat jetzt zusätzlich zur Arbeitszeit einen insgesamt dreistündigen Arbeitsweg, der ihr kaum Zeit zum Laufen lässt. Sonntags läuft sie mit der Laufgruppe des Vereins und macht einmal die Woche Rad-Spinning im Fitnessstudio.

Wie viel Training für einen Halbmarathon notwendig ist, um die gut 21 Kilometer einigermaßen schadlos zu überstehen, hängt von Talent und Alter ab. Spätestens mit 40 Jahren setzt der "Altersmalus" ein, dann wird man auf der Halbmarathon-Strecke durchaus pro Jahr etwa eine Minute langsamer. Das kann man auch durch mehr Training kaum kompensieren. Barbara Büche läuft zweimal die Woche zehn Kilometer. Die kann sie im Wettkampf in 53 Minuten laufen. "Mehr als eine Stunde zu laufen, ist für meinen Körper nicht gut", erläutert sie. "Dann tun mir die Knochen weh."

Auch Dieter Metzner regeneriert mit 53 Jahren viel langsamer als früher. "Nach so einem Lauf tun mir eine Woche lang die Hax'n weh", erzählt der Eichenauer. Metzner ist ein bekanntes Dauerlaufgesicht aus dem Landkreis, er ist viele Jahre für den SC Gröbenzell gestartet. Seine Bestzeit über die Halbmarathondistanz steht bei 1:15 Stunden. Die lief er im Jahre 1989 mit 27 Jahren. Heute ist er in 1:36:46 Stunden ins Ziel gekommen. Das hat für Platz sieben gereicht, 14 Minuten hinter dem 34-jährigen Sieger Benjamin Luber aus Erding. Ingenieur Metzner, der so etwas wie lebenslanges Laufen betreibt, trainiert immer noch drei-, viermal in der Woche und kommt auf 50 Kilometer wöchentlich. Beim Gröbenzeller Halbmarathon ist er Stammgast.

Dieser leidet freilich an schwindenden Teilnehmerzahlen. In den Anfangsjahren waren 300 Läuferinnen und Läufer am Start, jetzt ist es nur noch ein Häuflein von 50, die kaum noch den großen Aufwand rechtfertigen, den der emsige Organisator Klaus Coy mit seinen Helfern betreibt. "Nächstes Jahr wollen wir noch den 20. Halbmarathon in Serie durchführen", kündigt Coy an. Danach wird wohl Schluss sein.

© SZ vom 12.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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