Gröbenzell:Der Charme von Alt und Neu

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Der Gröbenzeller Verein für Heimatpflege will sich nicht damit abfinden, dass das alte Rathaus im Zentrum komplett abgerissen und durch einen Neubau ersetzt werden soll. Er will zumindest Teile erhalten

Von Gerhard Eisenkolb, Gröbenzell

Gegen den einstimmigen Beschluss des Gröbenzeller Gemeinderats, das leer stehende Rathaus in der Ortsmitte abzureißen und durch einen Neubau zu ersetzen, regt sich Widerstand. "Die Gröbenhüter", der Verein für Heimatkunde und Heimatpflege, setzt sich für eine Planung ein, die Elemente des ersten Rathauses aus dem Jahr 1954 und eventuell auch der alten Post erhält und in den Neubau integriert. Allerdings soll das nur geschehen, wenn Denkmalschützer und Experten das für möglich und sinnvoll halten.

Bei einem Informationsgespräch hat Rudi Ulrich, Vorsitzender der Gröbenhüter, am Donnerstagnachmittag den Vorstoß mit dem geglückten Erhalt der am Rathausplatz gelegenen Alten Schule gerechtfertigt. Auch dieses Gebäude aus der Anfangszeit der Gemeinde sollte laut Gemeinderatsbeschluss in den Neunzigerjahren abgerissen werden. Das unter Denkmalschutz stehende Gebäude wurde zu einem Schmuckstück der Gemeinde.

Ein Kreis engagierter Gröbenzeller, aus dem 1997 der Verein "Die Gröbenhüter" hervorging, setzte sich für den Erhalt der 1925 errichteten Schule ein. Auf einen ähnlichen Bewusstseinsprozess setzen die Gröbenhüter beim Rathausneubau. Allerdings ist der Zeitdruck groß. Bereits am 21. Januar soll der Gemeinderat in öffentlicher Sitzung die Kriterien für einen europaweiten Architektenwettbewerb festlegen. Nach dem Stand der Diskussionen sollen die Wettbewerbsteilnehmer freie Hand bei der Planung haben, weil die drei Trakte des Rathauskomplexes abgerissen werden. Das sind die beiden Seitenflügel aus den Fünfzigerjahren, das erste Urrathaus der 1952 gegründeten Gemeinde und die alte Post, sowie der Mitteltrakt aus den Siebzigerjahren.

Die Alte Schule in Gröbenzell sollte abgerissen werden, sie galt vor der Renovierung als Schandfleck. (Foto: privat)

Hans Böhmer (FW), Planungsreferent im Gemeinderat und Mitglied der Gröbenhüter, begründete den Versuch, einen Meinungsumschwung herbeizuführen, mit der Ortsgeschichte. Das erste kleine Rathaus aus der Gründungsphase der Gemeinde sei prägend für das Ortsbild und ein erhaltenswertes, wichtiges Zeugnis der Ortsgeschichte, sagt Böhmer. So etwas reiße man nicht in einem "Schnellschuss" ab. Der Planungsreferent hatte im Juli 2015 zwar ebenfalls für den Abriss gestimmt, macht aber für sich geltend, nochmals nachgedacht und seine Meinung geändert zu haben. Laut Böhmer rücken inzwischen Gebäude aus den Fünfzigerjahren in den Fokus des Denkmalschutzes. Die Keimzelle des Rathauses sei zwar dem damaligen Zeitgeist entsprechend einfach und zweckmäßig, habe aber einen gewissen Anspruch an Klarheit und ergänze das Ensemble des Zentrums gut. Gröbenzell habe eine Ortsmitte, die in anderen Gemeinden fehle, das sei ein Vorteil. Nur fehlt dem Planungsreferenten ein städtebauliches Konzept. Deshalb fordert er, zuerst einen Ideenwettbewerb auszuscheiben, um ein Konzept für den späteren Architektenwettbewerb zu haben.

Die Gröbenhüter setzen, wie beteuert wird, auf eine einvernehmliche Kooperation mit der Gemeinde, kritisieren aber, dass es keine Bürgerbeteiligung gibt. Um eine vernünftige Planung zu erreichen, seien eine "offene Diskussion, Transparenz und eine Bürgerbeteiligung" unverzichtbar, beteuerte der Vorsitzende Rudi Ulrich. Unter dem Titel "Neubau Rathaus - alles weg oder was?" laden die politisch unabhängigen Gröbenhüter am Montag, 18. Januar, von 20 Uhr an zu einer Diskussion ins Foyer des Bürgerhauses ein. An dem Abend soll eine Initiative zum Erhalt von Elementen des alten Rathauses gegründet werden, in der viele kompetente Gröbenzeller mitarbeiten, so die Hoffnung. Eine Stellungnahme zum Rathausneubau hatten die Gröbenhüter bereits im September allen Gemeinderäten und dem Bürgermeister übergeben. Reaktionen: Fehlanzeige. Am Mittwoch, 13. Januar, trifft sich der Verein mit Bürgermeister Martin Schäfer (UWG).

© SZ vom 09.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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