Gröbenzell:"Das ist wie ein Koch, der einen Stern bekommt"

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2018 hat Thomas Breitenfellner den Tassilo-Preis für seine Arbeit im Stockwerk erhalten. (Foto: Alessandra Schellnegger)

Für Thomas Breitenfellner ist der Tassilopreis Ansporn, die Qualität seiner Arbeit immer wieder aufs Neue zu beweisen

Von Florian J. Haamann, Gröbenzell

Kultur ist für Thomas Breitenfellner eine Leidenschaft. Deshalb hat er sich vor elf Jahren entschieden, mit dem Stockwerk einen weiteren Veranstaltungsort im Landkreis zu gründen. Mittlerweile durfte er mehr als 100 000 Gäste begrüßen - und hat für sein Engagement 2018 den Tassilo-Kulturpreis erhalten.

Herr Breitenfellner, vor drei Jahren haben Sie für das Stockwerk den Tassilo bekommen. Was hat Ihnen diese Auszeichnung bedeutet?

Zunächst haben wir uns damals riesig gefreut, weil es eine Wertschätzung und Anerkennung unserer Arbeit in dieser Sonderstellung war, die wir im Landkreis einnehmen, als Kulturveranstalter ohne öffentliche Förderung. Die Auszeichnung war und ist für uns Motivation, den Kurs in dieser Art und Weise fortzuführen.

Wie hat der Preis dem Stockwerk geholfen?

Es war ein weiteres Mosaiksteinchen im Gesamtpaket, für das wir stehen. Natürlich hilft so ein Preis nicht, wenn wir einen bestimmten Künstler gewinnen wollen, aber es untermauert, wie wir arbeiten und was wir zu bieten haben. Wer sich über das Stockwerk informiert, wird immer auf den Tassilopreis stoßen. Und wir präsentieren ihn auch in unseren Programmheften auf unserer Internetseite.

Gab es eine Situation, in der die Auszeichnung Ihnen eine Tür geöffnet hat?

Ein Jahr nach der Preisverleihung haben wir auch als Veranstalter in der Stadthalle Penzberg angefangen. Damals haben wir ein Konzept vorlegen müssen, wer wir sind, was wir vorhaben, da habe ich die Preisverleihung mit eingebunden. Wir haben damals versucht, die Verantwortlichen davon zu überzeugen, dass wir als exklusiver Veranstalter aktiv werden, was letztlich auch geklappt hat. Wahrscheinlich hat man dort auch gesehen: Wenn wir den Tassilo-Preis haben, kann unsere Arbeit so schlecht nicht sein.

Wie wichtig sind Kulturpreise für die Szene?

In anderen Bereichen kann man permanent Preise bekommen oder sie sogar kaufen. Aber dadurch, dass Kulturpreise selten sind, sind sie etwas Besonders und unterstreichen die Klasse derer, die sie erhalten. Das sorgt für Aufmerksamkeit. Aber wenn man so einen Preis hat, muss man ihn auch immer wieder rechtfertigen, das ist ein Anspruch, den man an sich selbst hat. Die Leute schauen auch genauer hin. Das ist wie bei einem Koch, der einen Stern bekommt. Danach sind die Leute kritischer. Kocht er wirklich so gut?

Die Pandemie legt den Kulturbetrieb im Stockwerk seit Monaten lahm. Wie ist die aktuelle Lage bei Ihnen?

Unsere letzten Veranstaltungen hatten wir im Oktober. Seit November haben wir alles verlegt und verschoben, bisher haben wir keine Veranstaltung ausfallen lassen, sondern für alles Ersatztermine organisiert, für manches schon zum zweiten und dritten Mal. Wir hätten jetzt noch eine Veranstaltung Anfang Mai, aber da bin ich skeptisch. Aber wir haben uns früh darauf festgelegt, auf den Sommer zu vertrauen. Von Mitte Juli bis Anfang August machen wir drei Wochen wieder unser Open-Air-Festival mit 20 Veranstaltungen. Die ganze Situation der letzten zwölf Monate hat uns angespornt zu sagen: jetzt erst recht!

Was glauben Sie, wie es nach dem Sommer weitergeht?

Wir planen damit, dass wir im September wieder mit der Saison starten können. Ich glaube daran, dass wir bis September mit dem Impfen durchkommen, dann kann es sein, dass es bis in den Herbst und Wintermonaten noch ein bisschen holprig wird, aber wir haben oft genug gezeigt, dass wir da flexibel sind. Und im Früher 2022 wird hoffentlich wieder alles möglichst normal.

Wie fehlt Ihnen persönlich in der Pandemie am meisten?

Mir als Mensch gehen drei Sachen ab in der Pandemie. Zuerst einmal der echte Kontakt mit Menschen, vor allem Menschen, die man mag. Dann die Gastronomie, sich mal für einen Espresso irgendwo hinzusetzen oder Abendessen zu gehen. Das ist ein riesen Schmerz und tut jeden Tag aufs neue weh. Und dann ist da das unheimliche Verlangen danach, wieder Kultur zu erleben. Wenn man es positiv sehen will, sieht man daran einfach, wie wichtig diese Dinge sind. Wenn ich daran denke, wie es sein wird, wenn wir wieder unsere erste Veranstaltung machen können, kollabiere ich innerlich vor Freude.

© SZ vom 03.04.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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