Gröbenzell:Chancenloser Telefonbetrüger

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80-jährige Gröbenzellerin durchschaut kriminelle Masche und warnt Nachbarn

Von Manon Harenberg, Gröbenzell

Ein Anruf mit unterdrückter Nummer. Am anderen Ende ein Mann, angeblich von der Polizeistation 56. Er erzählt einer 80-jährigen Gröbenzellerin, bei der Familie Vogt in der Eschenrieder Straße sei eingebrochen worden, man habe die zwei Einbrecher zwar fassen können, bei ihnen aber eine Liste zukünftiger Opfer gefunden. Das Haus der 80-Jährigen sei das Nächste, in das eingebrochen werden soll. Zum Schutz vor den Dieben solle sie ihr Haus sofort verlassen.

Die Geschichte stinkt gewaltig, das war der Seniorin schnell bewusst. "Der Anrufer wollte mir so etwas Blödsinniges auftischen, das konnte ich gar nicht glauben", erinnert sie sich. "Wenn sie die zwei Einbrecher bereits schnappen konnten, wieso sollte ich mir denn noch Sorgen um einen Einbruch machen müssen?"

In den vergangenen Wochen haben sich die Fälle von Betrügern gehäuft, die sich am Telefon als vermeintliche Polizisten ausgeben. Erst vorige Woche wurden erneut zwei Mitglieder eine Betrügerbande verhaftet, die von Callcentern aus der Türkei hierzulande anrufen und sich als Polizeibeamte ausgeben. Besonders Seniorinnen und Senioren werden zur Zielscheibe der Kriminellen, die versuchen sie um ihre Wertsachen zu bringen. Die Polizei warnt, dass es in diesem Zusammenhang derzeit zu vielen betrügerischen Anrufen kommt. Ein hysterischer Anruf der vermeintlichen Enkelin, lautes Schluchzen und "falsche Polizisten" - die Betrüger werden kreativ wenn es darum geht, Menschen um ihr Hab und Gut zu bringen.

Bei der 80-jährigen Witwe sind die Betrüger allerdings nicht weit gekommen. Sie habe schon mit allerhand Rabauken zu tun gehabt. Deshalb könne man ihr auch nicht so einfach etwas vormachen, sagt sie. Aus Erfahrung gehe sie schon gar nicht mehr ans Telefon, wenn eine unterdrückte Nummer angezeigt wird. Bei diesem Mal hat sie eine Ausnahme gemacht, sie dachte es könne möglicherweise ihre Nachbarin sein.

Der falsche Polizist habe mit einer energischen Stimme und mit einwandfreiem Deutsch gesprochen. Ihre genaue Adresse und den vollen Namen kannte er, obwohl sie nicht im Telefonbuch zu finden ist. "Ich habe direkt klargestellt, dass ich mit einem Einbruch nichts zu tun habe. Die Straße ist hier zwar gleich um die Ecke, eine Familie Vogt kenne ich aber nicht", sagt sie. Hinterher habe sie auch im Telefonbuch und Internet nachgesehen, die Familie Vogt gibt es nicht.

"Der Anrufer hat in einem so bestimmenden Tonfall mit mir gesprochen, so lasse ich sicher nicht mit mir reden, als hätte er ein zehnjähriges Kind vor sich", sagt sie. Spätestens ab dem Moment kam ihr das Ganze komisch vor.

Von solchen Fällen hat die Rentnerin schon im Voraus in der Zeitung gelesen und wusste deshalb, dass man sich in so einem Fall anschließend bei der Polizei melden sollte. Die Betrüger wollen mit ihrem Anruf bezwecken, dass die Senioren ihre Wertsachen und Geld zur Abholung durch angebliche Zivilpolizisten bereit legen.

Auch in ihrer Nachbarschaft warnte sie vor den vermeintlichen Polizisten. "Außer einem Nachbarn ist keinem etwas derartiges passiert. Dieser Nachbar wurde schon in früherer Zeit regelmäßig angerufen, weil er die angeblichen Spielschulden seiner Frau begleichen solle. Dieses Spiel hatte er aber auch schnell durchschaut", erzählt sie.

© SZ vom 21.08.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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