Gröbenzell:Belebung für Geist und Körper

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Startschuss: Den Kindern war beim Gröbenzeller Familienlauf eine kurze Strecke vorbehalten. Sie mussten nur einen Kilometer bewältigen. (Foto: Günther Reger)

Trotz regnerischen Wetters nehmen 160 Erwachsene und 72 Kinder am Familienlauf teil. Einigen gelingen erstaunliche persönliche Bestzeiten, für die meisten zählt aber allein der olympische Gedanke

Von Karl-Wilhelm Götte, Gröbenzell

Es regnete in Strömen, als der bunte Tross von Läufern, Gehern und Nordic-Walkern beim Gröbenzeller Familienlauf vor der Wildmooshalle auf ihre Runden gingen. Auch ein Hund lief mit. Den hatte sich ein Läufer mit einer Leine um die Taille gebunden. Christian Seuß, ein blinder Läufer aus Gröbenzell, wurde von seinem Begleitläufer Christian Mausbach geführt. Der Regen am Sonntagmorgen hatte viele Starter vertrieben, aber immerhin trotzten noch 160 Teilnehmer dem Wetter. Zuvor rannten 72 Kinder über einen Kilometer um die Wette. Der Reinerlös der Veranstaltung, die zum siebten Mal vom 1. SC Gröbenzell ausgerichtet wurde, kommt der Jugendsozialstiftung der Gröbenzeller Familie Rieder zugute.

Trotz des miesen Wetters war die Stimmung bestens. Die Münchner Sambagruppe "DrumaDama" trommelte auch im Regen und spornte die Teilnehmer mit rhythmischen Klängen an. Dahinter bildeten die "Starlight"-Cheerleader-Mädchen vom TSV Neuried eine Gasse und feuerten wild mit ihren Puscheln wedelnd, alle Bewegungshungrigen an. Die Länge der Strecke konnte jeder Teilnehmer zwischen 3,3 und zehn Kilometern selbst wählen. Jeder erwachsene Nordic-Walker und Läufer musste 20 Euro Startgebühr zahlen. Dafür gab auch ein Laufshirt in der Farbe der Wahl. Die ambitionierten Hobbyläufer im Feld wussten mit dem Regen umzugehen. Während die wenig erfahrenen Konkurrenten sich bereits nach der ersten Runde ihrer viel zu warmen Jacken entledigten, starteten die "alten Hasen" in kurzer Hose und T-Shirt, weil sie wussten, dass der Körper sie schon nach zwei Kilometern ausreichend von innen wärmen würde.

Auch der Sieger Martin Wallebohr aus Freising lief "kurz". "Das ist ganz genau mein Wetter", meinte er und freute sich sogar über den Regen. Er kam über zehn Kilometer in 34:37 Minuten weit vor seinen Verfolgern ins Ziel. Wallebohr sicher: "Wenn die Sonne scheint und die Pollen fliegen, bin ich eine Minute langsamer." Auch für Jessica Kuchenbecker war der Dauerregen Nebensache gewesen. Die Münchnerin wollte die zehn Kilometer unter 40 Minuten absolvieren und hatte dazu einen sogenannten "Hasen" mitgebracht. Der "Hase" war Andreas Brunnert, einer der besten Läufer in der Münchner Region. Er lief immer neben Kuchenbecker her und gab kilometerweise das Tempo vor. Zwischendurch reichte er ihr auch schon mal einen Becher Wasser zum Trinken. Der Rund-um-Service Brunnerts hatte Erfolg: Kuchenbecker schaffte mit 39:53 Minuten eine Punktlandung. "Du bekommst von mir ein Essen nach Wahl", sagte die glückliche Läuferin und dankte Brunnert für die Unterstützung.

Das Gros der Teilnehmer kämpfte jedoch nicht um eine gute Zeit. Dabeisein war alles, lautete das Motto. Hauptsache Laufen. "Das macht den Kopf frei, ist gut für die Psyche und das Immunsystem", so Harald Abele. Der 48-jährige Gröbenzeller begnügte sich mit 6,7 Kilometern in 35 Minuten. Das reichte für Platz neun. Die Familie Schindlbeck war von Weichs angereist und absolvierte die zehn Kilometer zusammen mit Tochter Katharina in einer Dreierstaffel. Vor der Schindlbeck-Staffel kam der blinde Läufer Christian Zeuß, der in der Altersklasse 55 startete, ins Ziel. Begleitläufer Christian Mausbach hatte den Gröbenzeller über drei Runden sicher an einer einen Meter langen Leine geführt. Etwas mehr als 56 Minuten brauchte das Duo über zehn Kilometer. Grünen-Gemeinderat Daniel Holmer war da sechs Minuten langsamer gewesen. Bevor die letzten Nordic-Walker ins Ziel kamen, hatte die Gröbenzeller Krankengymnastin Susanne Haaf schon gut zu tun. Sie massierte auf einer Liege unter einem großen Schirm die müden Beine der Läuferinnen und Läufer.

© SZ vom 07.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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