Gröbenzell:Baurecht für weitere 5000 Menschen

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Häuser an der Lena-Christ-Straße in Gröbenzell. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Die Gemeinde steht vor der Aufgabe, Zuzug und Gartenstadtcharakter zu vereinbaren

Von Gerhard Eisenkolb, Gröbenzell

Auch wenn es viele nicht wahrhaben wollen, Gröbenzell ist aufgrund der fast vollständigen Bebauung einer eigentlich winzigen Gemeindefläche die Kommune im Landkreis mit der höchsten Bevölkerungsdichte. In Gröbenzell wohnen auf einem Quadratkilometer genau 3111 Menschen. Würde in den nächsten zwei Jahrzehnten nur das in den bestehenden Bebauungsplänen bereits ausgewiesene Baurecht genutzt, hätte die Gemeinde anstelle der derzeit knapp 20 000 Einwohner 25 000. Auch wenn ein solcher Vergleich hinkt, hätte die Gemeinde dann mit 3930 Einwohnern pro Quadratkilometer fast die gleiche Bevölkerungsdichte wie Berlin zurzeit. Zum Vergleich: In Fürstenfeldbruck leben 1098 Menschen auf einem Quadratkilometer, in Germering sind es 1823. Das zeigt, in welchem Dilemma sich der Gröbenzeller Gemeinderat befindet, der versucht, die Entwicklung so zu steuern, dass der Gartenstadtcharakter erhalten bleibt. Wird zusätzlich verdichtet und auch weiteres Bauland ausgewiesen, müssten die Politiker nicht mehr nur über künftig 25 000 Gröbenzeller diskutieren, sondern über noch einige Tausend mehr.

Da sich das bestehende Baurecht nicht per Gemeinderatsbeschluss von den Grundstücken wegnehmen lässt und es wegen der enormen Kosten auch finanziell nicht abzulösen ist, kann also weitergebaut werden wie bisher. Die Gemeinde könnte zwar etwas gegensteuern, beispielsweise indem das Bauen in die Höhe statt in die Fläche gefördert wird. Trotzdem würden weiter Flächen versiegelt, große Grundstücke geteilt und anstelle von Einfamilienhäusern mit großem Garten könnte es noch mehr Doppelhäuser oder Hausgruppen mit entsprechend weniger Bäumen und weniger Grün geben. Geschosswohnungen mit preisgünstigen Mieten, wie sie in der Bahnhofstraße auf Gemeindegrundstücken geplant werden, blieben weiterhin die Ausnahme.

Dass es Bauland für einen Bevölkerungszuwachs von etwa 5000 bis 6000 Gröbenzellern gibt, ist keine Schätzung. Dieses Wachstumspotenzial beruht auf einem erst kürzlich erstellten Baulandkataster. Auf Grundlage dieses Katasters haben der Planungsverband Äußerer Wirtschaftsraum und das Augsburger Institut für Sozialplanung, Jugend- und Altenhilfe, Gesundheitsforschung und Statistik eine Bevölkerungsprognose erstellt. Die Studie wurde im Gemeinderat noch nicht diskutiert, deshalb will sich Bürgermeister Martin Schäfer noch nicht dazu äußern, für wie viele zusätzliche Gröbenzeller das bestehende Baurecht reicht. Die Baulandreserve resultiert nicht aus einer größeren Zahl unbebauter Grundstücke, die gibt es in der Gartenstadt schon lange nicht mehr. Sie resultiert vielmehr aus der Großzügigkeit der Gemeinderatsbeschlüsse der vergangenen Jahrzehnte. Auf vielen bereits bebauten Grundstücken liegt weit mehr Baurecht, als zurzeit genutzt wird.

Ein Zuwachs um 5000 Bewohner entspräche dem in der räumlichen Entwicklungsstrategie für den Landkreis angegebenen Bevölkerungszuwachs von einem Prozent jährlich bis zum Jahr 2040, was als "verträglich" angesehen wird. Auf die Gemeinde entfallen zehn Prozent der Landkreisbevölkerung. Ob sich das auch in einem Wachstum von zehn Prozent niederschlagen soll, muss laut Schäfer der Gemeinderat diskutieren. Der Ausweisung von Wohn- und Gewerbegebieten stehen der Bürgermeister, der Planungsreferent Michael Leonbacher und Bürgermeisterstellvertreter Martin Runge skeptisch gegenüber. Das gilt auch für urbanere Bauformen, die abgelehnt werden, weil sie, wie es heißt, nicht zum Gartenstadtcharakter passen.

© SZ vom 08.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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