Gröbenzell:Bahnhof wird Sondergebiet

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Der geschlossene DB-Service-Store am Gröbenzeller S-Bahnhof, der den bis 2010 dort existierenden Kiosk ersetzt hatte. (Foto: Johannes Simon)

Gemeinde will den von der Bahn befürworteten Dönerladen verhindern und die Weichen stellen für einen Kiosk

Von Karl-Wilhelm Götte, Gröbenzell

Der Gröbenzeller Gemeinderat hat auf Antrag der Grünen-Fraktion jüngst für den ehemaligen Kiosk am S-Bahnhof eine Veränderungssperre erlassen und die Aufstellung des Bebauungsplans "Sondergebiet Bahnhof" beschlossen. Damit sollen die bereits begonnenen Umbaumaßnahmen des Gebäudes zu einem sogenannten "Döner-Laden" gestoppt werden. Ziel ist die Wiederbelebung des Bahnhofskiosks mit Fahrkartenverkauf nebst einer öffentlich zugänglichen Toilette. Die Deutsche Bahn AG teilte der SZ auf Nachfrage mit, sie hege durchaus Zweifel, ob die Gemeinde überhaupt an dem Verfahren beteiligt werden muss, will aber gleichwohl den Beschluss des Gemeinderats nun prüfen.

"Die Herren sitzen auf einem hohen Ross", findet Gemeinderat Martin Runge von den Grünen, der Initiator des Beschlusses. "Sie scheinen aber auch inhaltlich wenig sattelfest zu sein." Er verweist auf den Vorgang aus dem Jahre 2010, als der Kiosk geschlossen wurde und bei der Umnutzung vom Kiosk in einen "DB Service Store" die Gemeinde Gröbenzell beteiligt worden war. Der "Service Store" wurde alsbald mangels Kundschaft wieder geschlossen. Seitdem fehlen am S-Bahnhof ein zusätzlicher Fahrkartenverkauf und eine öffentliche Toilette. Runge verweist darauf, dass das planungsrechtliche Zulassungsverfahren beim Eisenbahn-Bundesamt (EBA) 2010 unter Beteiligung der Gemeinde stattfand. Und zwar "im Rahmen der geltenden Genehmigungsregularien", wie es im Schreiben des EBA vom Juli 2010 an die Gemeinde heißt, das der SZ vorliegt.

"Wir werden den Beschluss der Gemeinde zusammen mit der Aufsichtsbehörde, dem Eisenbahn-Bundesamt, prüfen", stellt ein Bahnsprecher in Aussicht. Von einer Anweisung zum Baustopp an den Pächter der geplanten Döner-Gastronomie, der die Räume bereits seit einigen Wochen umbaut, ist jedoch nicht die Rede. "Diese Nutzungsänderung ist deutlich gravierender als die von 2010", bekräftigt Runge. "Und da sollen wir nicht beteiligt werden. Das ist völlig inakzeptabel." Der Grünen-Politiker zieht in der Auseinandersetzung mit der Bahn auch noch den Vertrag aus der Tasche, den 1975 die Gemeinde mit der damaligen Bundesbahn abgeschlossen hat. Aus dem fünfseitigen Dokument wird ersichtlich, dass Gröbenzell den Bau der WC-Anlage in Verbindung mit einem Verkaufskiosk mitfinanziert hat. Art und Umfang der Baumaßnahme wurde seinerzeit detailliert festgelegt. Die Bahn trug die Kosten für die Erstellung des Gebäudes und konnte den Kiosk an einen Pächter vergeben. Die Gemeinde übernahm laufende Kosten im Gebäude, zum Beispiel für die "Durchführung und Reinigung der WC-Anlage". Dazu wurde im Vertrag exakt aufgeführt: "...Bereitstellung von Toilettenpapier, Seife und Handtüchern."

Ob sich die Deutsche Bahn diesen inzwischen 43 Jahre alten Vertrag noch einmal angesehen hat, teilte sie nicht mit. Aber ihr Sprecher lässt dann doch Gesprächsbereitschaft erkennen: "Wir stehen weiterhin für einen konstruktiven Austausch mit der Gemeindeverwaltung bezüglich der Nutzung des Kiosks zur Verfügung." Runge reicht das nicht. "Wir verlangen einen regulären Bauantrag der Bahn", bekräftigt er. Durch den nun erfolgten Erlass einer Veränderungssperre durch den Gemeinderat sieht Runge gute Chancen, dass die drohende "Döner-Gastronomie" ohne Fahrkartenverkauf verhindert werden kann. Gemeinderätin Cordula Braun von der UWG hat bereits kämpferisch Unterstützung signalisiert: "Auf in den Kampf - David gegen Goliath."

© SZ vom 28.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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