Gröbenzell:Auszeichnung für Inklusionsfußballer

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Die Unabhängigen Bürgervereinigungen ehren den 1. SC Gröbenzell mit der Lichtmesskerze. Der Verein besitzt die einzige Mannschaft im Landkreis, in der Menschen mit Behinderung kicken können

Von Ariane Lindenbach, Gröbenzell

"Behinderung ist kein persönliches Defizit, sondern eine gesellschaftliche Herausforderung." Rund fünfzig Personen applaudieren bei diesen Worten Cordula Brauns am Freitag in der Alten Schule begeistert. Es geht um die Inklusionsmannschaft des 1. SC Gröbenzell, die an diesem Abend die Lichtmesskerze von der UBV, den parteifreien Unabhängigen Bürgervereinigungen im Landkreis, erhält. Und Braun, die neben dem Brucker BBV-Stadtrat Klaus Quinten das Sprecheramt bekleidet, darf als ortsansässige Gemeinderätin der parteifreien UWG und Referentin für interkulturelle Zusammenarbeit und Familien die Laudatio auf die Geehrten halten.

Ehrung für die Sportler: Cordula Braun übergibt die Lichtmesskerze an den Spieler Oktay Atan. Bei der Zeremonie dabei (von links): Mannschaftskapitän Fritz Tafelmeier, Richard Bartels, Klaus Quinten und Bürgermeister Martin Schäfer. (Foto: Günther Reger)

Höhepunkt und Abschluss des offiziellen Teils der Feierlichkeiten ist die Übergabe der imposanten Kerze an die Spieler Oktay Atan und Fritz Tafelmeier, der Mannschaftskapitän, sowie Trainer Manfred von Reinersdorff durch die UBV-Sprecher. Einige erheben sich in dem Moment von ihren Plätzen, um Fotos zu machen. Der Mannschaftskapitän hält die Kerze, die auf grünem Hintergrund einen Fußball zeigt. Das Fotografieren der stolzen Eltern dauert. "Uff, ist die schwer", stöhnt der Kapitän. Gelächter. Quinten erklärt, dass die Kerze zwei Kilo wiege und im Klosterladen Fürstenfeld von Hand gefertigt worden sei.

Trägt die Vereinsfarben: Lichtmesskerze für den 1.SC Gröbenzell. (Foto: Günther Reger)

Braun weist in darauf hin, dass die Inklusionsfußballmannschaft bei ihrer Gründung 2006 gerade einmal das zweite Team in ganz Bayern war, bei dem jeder, unabhängig von Geschlecht oder Handicap, mitspielen durfte. Nach wie vor, betont sie, ist das Team das einzige im ganzen Landkreis. "Vielleicht gibt es im Landkreis bald eine weitere Inklusionsfußballmannschaft", hofft Quinten. Und lenkt auf die Funktion, die die Verleihung der Lichtmesskerze hat: Die Würdigung soll öffentliche Aufmerksamkeit erzeugen und so auf Personen oder Projekte hinweisen, die nach Ansicht der UBV besonders sind und mehr Interesse verdienen. Seit 2003 verleihen die Unabhängigen Bürgervereinigungen die Kerze.

Dass die Verleihung der Lichtmesskerze ihre Wirkung hat, bestätigt Richard Bartels von der IG Lichtspielhaus in Fürstenfeldbruck. Der Verein bekam die Auszeichnung im Vorjahr. Die Kerze - passend zu den Farben des Kinos - mit rotem Hintergrund steht dort im Foyer hinter Glas. Neben mehr Öffentlichkeit habe die Würdigung "eine stark motivierende Wirkung", da sie das Engagement der Ehrenamtlichen in den Mittelpunkt rücke, berichtet er. Und gratuliert den überwiegend in ihren blauen Jacken erschienenen Fußballern: "Ihr macht das in einer außerordentlich schönen Art und Weise." Spontan lädt er die Mannschaft zum Kinobesuch ein.

Außerordentlich nennt Trainer Reinersdorff auch die Art, wie das Team gegründet wurde, nämlich auf die Anfrage einer Mutter hin. Normalerweise würden solche Mannschaften meist auf Initiative eines Vereins oder einer Organisation entstehen. In Gröbenzell jedoch haben sich die Eltern von Kindern mit Behinderungen unter dem Dach des 1. SC Gröbenzell weitgehend selbst organisiert. Dass das im Fall von Inklusionssport noch viel mehr Engagement und Einsatz bedeutet als bei anderen Sportarten, verdeutlicht Reinersdorff, der sich bei Eltern, Spielern und seinem verhinderten Co-Trainer Christian Mausbach bedankt. "Auch ein Gröbenzeller Weg", lobt Bürgermeister Martin Schäfer, selbst UWG-Mitglied, die Geschichte des Teams. Neben Grußworten hat er im Namen seiner Organisation 300 Euro für die jungen Fußballer dabei.

© SZ vom 04.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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