Gröbenzell:Aus Parkflächen werden Sitzplätze

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Nach dem Vorbild etwa in der Münchner Straße in Dachau könnten auch in Gröbenzell einmal "Parklets" Autos und damit Parkplätze verdrängen. Auf Holzbänken könnten sich Spaziergänger und Einkäufer dann am Straßenrand gemütlich machen. (Foto: Toni Heigl)

Gröbenzells Gemeinderat möchte öffentliche Räume beleben und beantragt deshalb staatliche Fördermittel. Einen Plan für die Umgestaltung gibt es freilich noch nicht

Von Ariane Lindenbach, Gröbenzell

In Berlin hat die Umverteilung des öffentlichen Raumes schon längst begonnen. Dort hat die Stadtverwaltung bereits vor Jahren Parkplätze in Sitzflächen verwandelt. München hat im vergangenen Jahr während der Pandemie mit den Schanigärten ähnliche Pfade eingeschlagen, Gastronomen ist es jetzt erlaubt, die Parkflächen vor ihren Wirtschaften in Sitzplätze zu verwandeln. Nun wird das Thema auch in Gröbenzell diskutiert, wo jüngst im Gemeinderat zwei unterschiedliche Ansätze zur Sprache kamen. Am Ende der Diskussion beschlossen die Politiker mit großer Mehrheit, ihren bislang erfolgreichen Antrag auf Fördermittel fortzuführen - auch wenn es bis jetzt keinen Plan gibt, wie genau die gewonnenen Freiflächen genutzt werden könnten.

"Es könnten Sitzflächen entstehen, wo man sich konsumfrei aufhalten kann", ebenso denkbar sei aber auch eine offene Bühne oder auch ganz andere Nutzungen, erläutert Markus Groß. Der Bauamtsleiter hatte im Juni eine Interessensbekundung für den Sonderfonds der Bayerischen Staatsregierung "Innenstädte beleben" abgegeben und im Juli eine positive Antwort erhalten. Wie er dem Gremium erklärt, passt das Programm mit bis zu 80 Prozent Zuschüssen sehr gut zu dem integrierten städtebaulichen Entwicklungskonzept Isek, das die Gemeinde seit einigen Jahren realisiert. Mit Hilfe der Sonderfonds-Mittel könnte die Gemeinde nun sehr günstig und mit mobilen sogenannten Parklets - Holzkonstruktionen mit Sitzgelegenheiten und Platz für Pflanzen mit der Breite einer Straßenspur - ausprobieren, wie die Umwandlung von Parkplätzen in öffentlichen Raum angenommen wird, "bevor wir die bauliche Entwicklung angehen". Laut Groß müsse bis Ende November ein Förderantrag gestellt werden, das genaue Konzept könne der Gemeinderat auch später noch beschließen.

"Bei 165 000 Euro müsste die Gemeinde auch 35 ooo Euro dazulegen", wendet Thomas Greiffenhagen ein. Der Gemeinderat der Grünen hatte vor einigen Monaten angeregt, die Schanigärten für die Gröbenzeller Gastronomen zu prüfen. Nun verweist er auf die pandemiebedingt fehlenden Einnahmen der Gemeindekasse und äußert Bedenken, dass die von Groß präsentierten, teils überdachten Sitzflächen sehr schnell beschädigt werden könnten, wenn sie praktisch herrenlos und ohne die Überwachung durch eine Gastronomie auf der Straße stehen.

"Es geht nicht darum, einem Gewerbetreibenden Flächen für Biertische zur Verfügung zu stellen", vielmehr solle der öffentliche Raum für alle nutzbar gemacht werden, entgegnet der Bauamtsleiter. Wie Bürgermeister Martin Schäfer (UWG) ergänzt, hatte die Verwaltung das Schanigärten-Konzept für Gröbenzell geprüft. "Es wären nur zwei, drei in den Genuss gekommen", deshalb habe man davon Abstand genommen. "Es ist eben nicht die Gastronomie, die dadurch gefördert werden soll", verdeutlicht Schäfer den Unterschied zu den Schanigärten. Und sagt zur Vandalismus-Befürchtung, dass Zerstörungen im öffentlichen Raum nach seiner Wahrnehmung genauso oft passierten wie an privaten Besitztümern.

"Ich kann mir nicht vorstellen, dass man da nur sitzt, um zu sitzen", bekennt Cornelia Aicher-Leonbacher (FW). Klaus Coy (FDP) begrüßt hingegen den Vorschlag, der ursprünglich vom Agenda-Arbeitskreis Verkehr stammte. Die Aktion sei gut, "um der Bevölkerung zu beweisen, dass es geht". "Ich sehe einen echten Mehrwert", erklärt Anton Kammerl. Der CSU-Fraktionschef und frühere Jugendreferent regt mit Blick auf die Jugend an, die Parklets mit Aschenbechern und Mülleimern auszustatten. "Ich glaube, das könnte man auch günstiger haben", verweist sein Fraktionskollege Michael Schweyer auf die Schanigärten. Und Brigitte Böttger (CSU) vermisst ein Konzept: "Was soll wo ganz genau gemacht werden?"

"Jetzt geht es darum die Fördermittel zu sichern", erklärt der Bürgermeister. Zu den Haushaltsberatungen werde der Posten genau geprüft und gegen viele andere Belange abgewogen. Unter diesen Voraussetzungen votieren 21 der 24 Kommunalpolitiker dafür, die Mittel aus dem Sonderfonds "Innenstädte beleben" zu beantragen.

© SZ vom 17.11.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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