Gröbenzell:Aus Grau soll Grün werden

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Übergelaufen: Überschwemmungen wie hier an der Gröbenbachschule 2013 kommen öfter vor, wenn der Regen nicht mehr versickern kann. (Foto: Günther Reger)

Die Gemeinde bewirbt sich um staatliche Zuschüsse, um Anreize für die Entsiegelung von privatem Grund zu geben

Von Ariane Lindenbach, Gröbenzell

Zehn bis 18 Hektar Land verschwinden Tag für Tag in Bayern unter Asphalt und Beton. Auf Äckern und Grünflächen werden Straßen, Geschäfte oder Wohnhäuser gebaut. Selbst wenn man von zehn Hektar ausgeht, wie sie das Bündnis "Betonflut eindämmen" zugrunde legt, sind das immer noch jeden Tag 14 Fußballfelder. Asphalt statt Natur ist nicht nur wenig ansprechend für das Auge. Es bedeutet auch, dass Regenwasser nicht mehr versickern kann, dass Sauerstoff erzeugende und Schatten spendende Pflanzen dort nicht mehr wachsen können. Das wiederum trägt dazu bei, dass die Temperaturen weiter steigen und es noch häufiger zu Überschwemmungen kommt.

Gröbenzell ist von dem Problem in besonderer Weise betroffen. Mit 3120 Einwohnern je Quadratkilometer zählt die Gemeinde zu den am dichtesten besiedelten in der Bundesrepublik. Sie hat damit einen guten Grund, sich für die Förderinitiative Flächenentsiegelung der Regierung von Oberbayern zu bewerben. Mit finanziellen Anreizen sollen private Grundbesitzer dazu motiviert werden, unbenutzte versiegelte Flächen aufzureißen und der Natur wieder Raum zu lassen.

Der Gemeinderat wurde auf der jüngsten Sitzung über das Programm informiert und ermächtigte die Verwaltung einstimmig, bei Bedarf entsprechende Anträge zu stellen. Bauamtsleiter Markus Groß zufolge hat die Rathausverwaltung auf Nachfrage der Regierung von Oberbayern bereits ihr Interesse an dem Förderprogramm "Flächenentsiegelung" bekundet. Derzeit prüfe die Regierung, ob die Gemeinde zum Zug kommen kann. Kommt sie zu einem positiven Ergebnis, kann das Projekt noch in diesem Jahr starten. Allerdings gilt es noch eine Vielzahl offener Fragen zu klären. So muss beispielsweise die Zeitspanne festgelegt werden, in der die Fläche unversiegelt bleiben muss. Zudem bedarf es konkreter Festlegungen, wann eine Fläche als versiegelt und wann als entsiegelt gilt. Denn auch der Wechsel von Belägen kann offenbar schon unter die Förderung fallen.

Denkbar wäre laut Bauamtsleiter etwa die Festlegung auf zehn Jahre. Über die gesamte Frist müsste die Fläche versickerungsfähig sein, so die Vorgabe der Regierung von Oberbayern. Um den Anreiz für Grundeigentümer, ihr Land brach liegen zu lassen, über einen längeren Zeitraum auszuweiten und um eine gewisse Kontrolle zu haben, könnte die Gemeinde nach Groß' Vorschlag den Geldbetrag in zwei Tranchen ausbezahlen - und vor der zweiten Auszahlung kontrollieren, ob die Fläche immer noch unbebaut ist.

"Ich finde das richtig und wichtig und gut, dass die Verwaltung das aufgegriffen hat", erklärte Peter Falk. Er regte eine Kooperation von Gemeinde, Förderinitiative "Flächenentsiegelung" und Städte- und Gemeindetag an. "Sonst fürchte ich, dass man wieder einen Flickenteppich kriegt, der uns auch nicht weiterbringt", warnte der SPD-Politiker. Reinhard Paesler (CSU), der viele Jahre als Umweltreferent tätig war, warf hingegen ein, dass das Förderprogramm nur für Privatgrund gelte, es also aller Wahrscheinlichkeit nach nicht die wirklich großen Flächen betrifft. "Es kann nur ein Tropfen auf den heißen Stein sein", verdeutlichte Paesler. Dennoch müsse man "auf jeden Fall dabei sein".

Die Regierung von Oberbayern bezuschusst die teilnehmenden Kommunen mit 60 Prozent der anfallenden Kosten. Gefördert wird das gesamte Projekt, von der Erstellung von Konzepten über die Planung, Beratung der Bürger bis zur praktischen Umsetzung der Maßnahme. Pro Jahr sollen für das Projekt 50 000 Euro zur Verfügung stehen, davon 20 000 Euro Gemeindeanteil. Mehr private Flächen, aber auch mehr personelle Kapazität sind nach Groß' Einschätzung in Gröbenzell nicht vorhanden.

"Mia hams satt": Demo gegen Flächenfraß: Samstag, 6. Oktober, 11 Uhr, Königsplatz, München

© SZ vom 05.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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