1. SC Gröbenzell:Aufmerksam gegen sexuelle Gewalt

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Besondere Sensibilität: Die Trainer des 1. SC Gröbenzell sind aufgefordert, Kinder oder Jugendliche besonders zu schützen. (Foto: Günther Reger)

Die Jugendtrainer des 1. SC Gröbenzell sollen sich schriftlich verpflichten, die jungen Sportler vor Übergriffen zu schützen.

Von Sebastian Mayr, Gröbenzell

Wer beim 1. SC Gröbenzell Jugendtrainer werden will, muss eine Selbstverpflichtung unterschreiben. "Ich schaue hin!", heißt es darin in fett gedruckten Lettern. Noch bevor feststeht, nach welchen Richtlinien Ehrenamtliche im Landkreis erweiterte Führungszeugnisse vorlegen müssen, wie es der Bundestag beschlossen hat, geht der Verein einen Schritt weiter. Die Übungsleiter verpflichten sich in der Erklärung, zur Prävention vor sexueller Gewalt im Verein beizutragen. Sie wollen mithelfen, Kinder und Jugendliche vor seelischem Schaden zu beschützen. Ende März hat der Verein diese Erklärung eingeführt und seinen Trainern freigestellt, sie zu unterschreiben. 40 Prozent haben das bereits getan. Die meisten anderen, glaubt Thomas Baumiller, Vorsitzender des Vereins, werden das bald tun. "Das ist ein Qualitätssiegel für die Eltern", findet Baumüller.

Die Gröbenzeller haben lange an dem Konzept gearbeitet und an den Formulierungen gefeilt. Hilfe haben sie dabei vom Bayerischen Landessportverband und vom FC Puchheim bekommen. Der Club aus der Nachbarstadt hat eine solche Selbstverpflichtung schon vor drei Jahren eingeführt. Angeregt hatte das Traude Mandel, Beisitzerin im Vorstand des FC Puchheim und oberbayerische Bezirksvorsitzende der Bayerischen Landessportjugend. Schon vor Jahren hatte Mandel bei Info-Abenden für Präventionsmaßnahmen gegen sexuelle Gewalt geworben. Doch erst, nachdem der Bundestag ein Gesetz verabschiedete, wuchs die Aufmerksamkeit für ihr Anliegen. Das Bundeskinderschutzgesetz regelt unter anderem, dass Ehrenamtliche, die mit Kindern arbeiten, erweiterte Führungszeugnisse vorlegen müssen. Das soll verhindern, dass Kinder von einschlägig Vorbestraften betreut werden. Nach Beschwerden wegen Datenschutzbedenken und dem großen organisatorischen Aufwand sollen nun die Kommunen diese Aufgabe übernehmen. Das sieht das Regensburger Modell vor. An den genauen Regelungen wird noch gefeilt. Kreisräte und Vertreter der Jugendhilfe wollen sich am Montag mit dem Thema befassen.

Als Vertrauensentzug für die Ehrenamtlichen will sie den Schritt nicht verstehen. Auch einen Vorfall, der sie dazu bewegt hat, habe es nicht gegeben. Sie habe vielmehr ein neues Klima im Verein schaffen wollen, eines, "in dem nichts unter den Teppich gekehrt wird". Auch Thomas Baumüller betont, dass es beim 1. SC Gröbenzell keinen Vorfall sexueller Belästigung gegeben habe. Der Verein habe seine Mitglieder lediglich stärker sensibilisieren wollen. Er sagt aber auch: "Ich kann meine Hand nicht für 220 Ehrenamtliche ins Feuer legen." Dass schon jetzt so viele Betreuer ihren Namen unter die Verpflichtung gesetzt haben, bestärkt den Vereinsvorsitzenden. Die Unterschrift, sagt er, sei für die meisten Ehrenamtlichen eine Selbstverständlichkeit.

Für den Fall, dass sich Kinder bedrängt fühlen oder eine Beobachtung machen, hat der 1. SC Gröbenzell zwei Vertrauenspersonen bestimmt: Janes Stockhammer und Stefanie Dippold. Auch der FC Puchheim will bald wieder Vertrauenspersonen aufstellen. Die gibt es dort momentan nicht, Traude Mandel hat jedoch schon Kandidaten im Blick, die sie für geeignet hält.

© SZ vom 23.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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