Gröbenzell:Asylhelfer fordern mehr Hilfe

Lesezeit: 2 min

Viele Ehrenamtliche sind frustriert über die Zusammenarbeit mit dem Landratsamt. Sie regen ein Integrationskonzept an, wie es andere Kommunen bereits haben

Von Ariane Lindenbach, Gröbenzell

Die bevorstehenden Kommunalwahlen am 15. März nutzen die Asylhelfer im Landkreis als Gelegenheit, um das Thema Flüchtlinge und Integration wieder stärker in den Fokus zu rücken. Denn fast fünf Jahre, nachdem im Sommer 2015 täglich zigtausend Geflüchtete nach Deutschland gekommen waren und unzählige Ehrenamtliche spontan bei der Aufnahme geholfen hatten, hat zwischenzeitlich Frust über zu viel Bürokratie seitens des Landratsamtes bei vielen ihr Engagement zum Erliegen gebracht. Auch die Situation der etwa 500 bis 600 sogenannten Fehlbeleger im Landkreis wollen die Asylhelfer verbessern. Zudem fordern sie ein Integrationskonzept, wie es in vielen Kommunen und Landkreisen bereits vorhanden ist.

Sollen Asylbewerber arbeiten dürfen? Dazu wurden im Vorjahr Unterschriften gesammelt. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Die Städte Germering und Puchheim haben eines, München sowieso. Und auch der Kreis Dachau habe längst ein Integrationskonzept, betonen Eva-Maria Heerde-Hinojosa aus Gröbenzell, Bernhard Harles aus Puchheim und Wolf Kohlrausch aus Olching bei einem Pressegespräch. Die Vertreter der jeweiligen Asylhelferkreise fordern stellvertretend für alle 25 Helferkreise, dass sich auch der Landkreis Fürstenfeldbruck ein solches Integrationskonzept auferlegt. "Das ist eine Aufgabe für Politik und Gesellschaft", sagt Harles: "Wenn Integration gelingt, profitieren alle davon."

Die Asylhelfer Eva-Maria Heorde-Hinijosa, Wolf Kohlrausch und Bernhard Harles sehen die Politik unter Zugzwang. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Auf dem Weg dorthin sehen die Asylhelfer noch etliche Defizite, unter anderem beklagen sie die restriktive Haltung im Landratsamt, etwa bei der Ausstellung von Arbeitserlaubnissen. So verlange die Ausländerbehörde einen Pass auch von Geflüchteten aus Ländern, die gar keine Pässe ausstellen. "In anderen Landkreisen werden mehr Entscheidungen zugunsten der Geflüchteten getroffen", stellt Harles fest und fordert eine vergleichbare Handhabe im Landkreis Fürstenfeldbruck. Wie Heerde-Hinojosa verweist er auf die Ermessensspielräume, die jeder Behörde ein gewissen Spielraum bei ihren Entscheidungen erlaubten. "Das ist eine unserer Forderungen, dass man die Ermessensspielräume zugunsten der Flüchtlinge nutzt."

Landrat Thomas Karmasin und das von ihm geführte Landratsamt stehen unter Kritik. (Foto: Matthias F. Döring)

Ein weiterer Punkt ist das Wohnen. Nach Schätzung der Asylhelfer leben im Landkreis derzeit zwischen 500 und 600 Fehlbeleger in Flüchtlingsunterkünften. Fehlbeleger heißen sie deshalb, da sie bereits als Asylsuchende anerkannt sind, aber trotzdem noch in einer der vom Landratsamt bereitgestellten Unterkünfte leben - mangels Alternativen. "Es ist schon schwer genug für Deutsche, eine Wohnung zu finden", für Geflüchtete, die teilweise noch Hartz IV beziehen, sei es fast unmöglich, unterstreicht Kohlrausch. Die Verhältnisse in diesen Unterkünften, etwa sechs Personen unterschiedlichster Herkunft und Religion in einem Zimmer, seien der Integration nicht förderlich. "Wir fordern wohnen, nicht irgendwie unterbringen", so Kohlrausch. Er schätzt übrigens, dass die Zahl dieser Fehlbeleger noch weiter wachsen werde.

Auch bei der Kooperation mit Behörden, insbesondere dem Landratsamt, sehen die Asylhelfer noch Verbesserungsbedarf. So gebe es bei den Treffen keine verbindlichen Zusagen und keine Protokolle. Seitens der Ehrenamtlichen wachse der Frust. Viele würden aufhören, pausieren oder nur noch für ausgewählte Aufgaben zur Verfügung stehen. Es fehle die notwendige Unterstützung seitens des Landratsamtes, generell eine andere "Haltung", lautet die Einschätzung der Asylhelfer.

Für eine Einschätzung eben dieser Haltung zum Thema Asylbewerber, Migration, Integration erarbeiteten die Drei als Arbeitsgruppe stellvertretend für alle 25 Helferkreise fünf Themenkomplexe und baten die Landratskandidaten um ihre Standpunkte. Es ist noch unklar, ob die Antworten veröffentlicht werden. Eine Aussage, welche Antworten ihnen am besten gefallen haben, trafen Harles, Heerde-Hinojosa und Kohlrausch nicht.

© SZ vom 29.02.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: