Gröbenzell:Argentinische Klänge

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Etwa gleich viele Menschen mit und ohne Behinderung sind zur Veranstaltung in der Wildmooshalle gekommmen. (Foto: Günther Reger)

Beim Inklusions-Tangofest in Gröbenzell tanzen Menschen mit und ohne Behinderung gemeinsam

Von Karl-Wilhelm Götte, Gröbenzell

Max ist eine prägende Figur beim Inklusions-Tangofest: Zielsicher führt er seine wechselnden Partnerinnen bei Klängen zum Tango Argentino durch den Saal in der Wildmooshalle in Gröbenzell. Der Spaß am Tanzen und an der Bewegung ist dem Mann mit dem Down-Syndrom bei jedem Schritt anzusehen: Max schmunzelt und lacht, feixt mit seinen Partnerinnen. Wie beliebt diese Veranstaltung nicht nur bei Max ist sieht man daran, dass die Tanzfläche von Anfang an voll ist.

Alfredo Foulkes, der Organisator des Abends, musste die 37 anwesenden Tänzer mit Handicap aus dem Landkreis und aus Dachau, genauso wie die fast ebenso vielen nichtbehinderten Tänzerinnen und Tänzer also gar nicht erst dazu animieren, auf die Tanzfläche zu kommen. Nach einer kurzen Hand- und Armgymnastik, die Foulkes charmant einbaute, spielte die Musik und der zweistündige Inklusionstanz begann, nur kurz unterbrochen durch einen Gang zum Büfett.

Menschen mit Behinderung tanzen mit Menschen mit Behinderung und Nichtbehinderten - der Abend verlief genau so, wie von den Veranstaltern geplant. Zwar gab es anfangs noch einige Berührungsängste, doch schnell kam auch beim letzten Teilnehmer ein Lächeln zum Vorschein. Einige überkam auch ungezügelte Freude. Max beispielsweise überholte mit seiner Partnerin Bettina, die ebenfalls eine Behinderung hat, alle anderen Tänzer auf der Außenbahn und amüsierte dabei sich prächtig. Am Ende des Tangos verbeugte er sich dann standesgemäß vor seiner Partnerin. Alfredo Foulkes zeigte sich erfreut darüber, dass auch sein nunmehr drittes Inklusions-Tangofest in Kooperation mit der Caritas ein Erfolg war. "Schauen sie", sagte Foulkes beeindruckt, "wie die Behinderten in der Tanzrichtung tanzen und Rücksicht auf die anderen Paare nehmen". Tangolehrer Foulkes hatte in einem zweiteiligen Workshop die Teilnehmer auf dasFest vorbereitet.

Foulkes zeigte sich überzeugt, dass die Tänzer mit Behinderung "über eine total gute Musikalität" verfügen. Der heute 58-jährige Argentinier kam vor 35 Jahren nach Deutschland und trainierte zunächst die Volleyballmannschaft des FC Puchheim. "Getanzt habe ich schon immer gerne", erzählte er. "Vor 20 Jahren habe ich dann gemerkt, dass auch mein Herz in diese Richtung schlägt." Heute ist Foulkes Vorsitzender des Gröbenzeller Gesundheitszentrums. Dazu betreibt er die Tango-Schule "El Farolito" in Gröbenzell. "Ich möchte Tango mit all seinen Facetten vermitteln", unterstreicht Foulkes. Oberstes Prinzip beim Tango Argentino: "Der Mann führt die Partnerin klar und dennoch einfühlsam. Die Frau begleitet den Partner aktiv, so entsteht ein toller Austausch."

Während das Streichorchester "ImprovisTango" unter Leitung von Frank Wunderer erneut zur Musik ansetzt, zeigen auch die Tänzer mit Behinderung, wie gut sie die Führungsrolle übernehmen können. Zum Beispiel Eugen, der mit Michaela Conrad über die Tanzfläche schreitet. Sie ist seine Heimerziehungspflegerin. Conrad arbeitet in einem Wohnheim in Fürstenfeldbruck und hat einige Bewohnerinnen und Bewohner von dort zum Tangofest gebracht. "Solche inklusiven Projekte sind ganz, ganz wichtig", sagt Conrad. Die Bewohner kämen so aus ihrem Alltagstrott im Wohnheim und in den Werkstätten heraus. Auch Sibylle Nottebohm ist als nichtbehinderte Tangotänzerin vom vorhandenen Rhythmusgefühl der Tänzer mit Handicap beeindruckt. "Diese Musik verbindet einfach alle Menschen", sagt sie. "Einige haben sogar die Schrittfolge schon drauf", stellte Alfredo Foulkes zwischendurch begeistert fest.

© SZ vom 25.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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