Gröbenzell:Abschied vom Kriechtunnel

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Der niedrige Durchlass des Ascherbachs unter den Bahngleisen ist nichts für ungelenkige Menschen mit Platzangst. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Die Gröbenzeller Grünen möchten den Ascherbach verlegen und damit im Westen der Gemeinde eine Bahnunterführung für Radfahrer und Fußgänger schaffen. Für die Einwohner würde das kürzere Wege bedeuten

Von Gerhard Eisenkolb, Gröbenzell

In der Verlängerung des Fischerwegs verschwindet der Ascherbach am westlichen Ortsrand von Gröbenzell am Bahngleis in einem etwas mehr als einen Meter hohen und 21 Meter langen Tunnel. Die Bachunterführung heißt auch "Kriechtunnel", weil sie Menschen nur kriechend bewältigen können. Wer über dieses Schlupfloch, das Kinder oder Erwachsene eigentlich gar nicht nutzen dürfen, auf kurzem Weg vom Norden der Gemeinde in den Süden kommen will, darf keine Platzangst haben und muss dazu auch noch gelenkig sein. Auch nasse Füße darf man nicht scheuen, weil der schmale Schotterstreifen neben dem Ascherbach oft überschwemmt ist. Dieser Bach-Durchlass soll nun, so ein Antrag der Gemeinderatsfraktion der Grünen an Bürgermeister Martin Schäfer (UWG), zu einer richtigen Fuß- und Radwegeverbindung ausgebaut werden. Was den Weg vom Nordenwesten in den Südwesten der Gartenstadt von zurzeit 3,8 Kilometer auf 1,3 Kilometer verkürzen würden. Schließlich liegen fast alle öffentlichen Einrichtungen und die meisten Einkaufsmöglichkeiten südlich der Bahn.

Die künftige Nord-Süd-Verbindung soll nicht nur für Erledigungen und Einkäufe genutzt werden. Neben Spaziergängern sollen auch Kinder und Jugendliche aus dem Norden der Gemeinde profitieren, deren Weg zur Realschule in Puchheim sich erheblich verkürzen würde. Die Baukosten hat Grünen-Fraktionssprecher Martin Runge in einer Pressekonferenz mit zwei bis 2,5 Millionen Euro beziffert. Da es für einen solchen Durchlass Fördermittel gibt, rechnen die Grünen mit Zuschüssen. Zudem gilt das Vorhaben als wichtiger Baustein im überörtlichen Radwegenetz, so als Teil des Radlrings um München.

Behandelt wird der Antrag an diesem Donnerstag von 19.30 Uhr an in der öffentlichen Sitzung des Gemeinderats. Auf der Tagesordnung steht auch der am 23. März abgelehnte Haushalt. Eigentlich sollten die Grünen für ihr Anliegen Unterstützer finden, greifen sie doch einen seit Anfang der Neunzigerjahre immer wieder diskutierten Vorschlag auf. Martin Runge und der Ortsvorsitzende der Gröbenzeller Grünen, Walter Voit, beanspruchen nicht das Copyright für ihren Vorschlag. Sie verweisen stattdessen darauf, dass neben ihrer Partei auch die CSU und die UWG die Fußgängerunterführung vor drei Jahren in ihren Wahlprogrammen propagiert hatten. Zudem hatte die CSU vor zwei Jahren einen Antrag zur Umsetzung des Projekts gestellt. Allerdings beanspruchen die Grünen, gründlich gearbeitet zu haben und die treibende Kraft in der Gemeinde zu sein.

So hat Runge im Rathaus nicht nur die fünf Planungsvarianten aus den Neunzigerjahren ausgegraben. Aufbauend auf diese Überlegungen haben Grüne zusammen mit dem Verkehrsforum Fürstenfeldbruck eine Planskizze angefertigt, die die Verlegung des Ascherbachs und die Situierung von zwei halbkreisförmigen Rampen im Süden und im Norden der vier Bahngleise aufzeigt. Da die Unterführung eine Höhe von mehr als zwei Metern erhalten soll und deshalb tiefer gelegt werden muss, ist ein behindertengerechtes Gefälle vom maximal sechs Prozent nur bei kreisförmigen Rampen zu erhalten. Der Ascherbach soll westlich neben der Unterführung in ein Rohr verlegt werden, das neben dem Durchgang unterm Bahndamm verläuft.

© SZ vom 09.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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