Gröbenzell:Abschied mit Abrechnung

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Das Forum Gröbenzell lädt Mitglieder und Kursleiter zu einem letzten gemeinsamen Abend ein. Im Juli löst sich der Verein nach Differenzen mit dem katholischen Kreisbildungswerk auf

Von Karl-Wilhelm Götte, Gröbenzell

"Es ist ein Abschiedsabend, kein Fest", sagte Dieter Huttenloher zu Beginn seiner Begrüßung. "Aber gebührende Festlichkeit sollte schon sein", ergänzte der Vereinsvorsitzende des Forums Gröbenzell vor Beginn des gemeinsamen Abendessens im katholischen Pfarrheim. Etwa hundert Gäste waren ins Pfarrheim gekommen, unter ihnen Vereinsmitglieder, Kursleiter, Mitarbeiter und Vertreter der Gemeinde mit Bürgermeister Martin Schäfer an der Spitze. Das 1964 gegründete Forum agierte damals, als es die Volkshochschule noch nicht gab, als erster Träger der Erwachsenenbildung in der Gemeinde. Ende Juli wird sich der Verein auflösen.

Anfang 2016 drehte das Katholische Kreisbildungswerk (KBW) dem Gröbenzeller Verein den Geldhahn zu und kappte den elektronischen Datentransfer. "Ein wirtschaftlicher Weiterbetrieb war ausgeschlossen", erläuterte Huttenloher rückblickend noch einmal die Entscheidung, den Verein aufzulösen. Er hatte zuvor die langjährige Geschichte der Differenzen mit dem Bildungswerk Bayern und seinem Kreisbildungswerk dargestellt. Sein Unmut über den Umgang der Kirche mit der Gröbenzeller Bildungseinrichtung war deutlich spürbar. Das Forum Gröbenzell hatte als ehrenamtlicher katholischer Bildungsträger zuerst bestanden. Daraus speiste sich das Selbstvertrauen, als 1974 das Katholische Bildungswerk gegründet wurde und sich ein Kreisbildungswerk der Kirche in Fürstenfeldbruck als Brucker Forum etablierte.

Die 1979 per Vertrag vereinbarte Koexistenz der lokalen Bildungseinrichtung in Gröbenzell mit dem Kreisbildungswerk sicherte die Eigenständigkeit des ehrenamtlich geführten Vereins. Das friedliche Miteinander hielt etwa 33 Jahre lang. "Wir haben uns immer als wichtige Kontaktstelle für eine aktive Gemeinschaft verstanden", sagte Huttenloher. Auch um Menschen an die katholische Kirche heranzuführen. Etwa 4000 Veranstaltungsteilnehmer verzeichnete die Einrichtung jährlich und war damit der größte lokale katholische Bildungsträger im Landkreis. Äußerst beliebt bei den älteren Gröbenzeller Bürgern waren die zahlreichen Bus-Bildungsreisen. Der Verein bekam seit der Vereinbarung von 1979 einen festen Zuschuss vom KBW. Zuletzt waren es etwa 30 000 Euro jährlich, um vor allem die halbtags beschäftigte Verwaltungsangestellte zu bezahlen.

"Bis es 2012 eine neue Leitung beim KBW in Fürstenfeldbruck gab", sagte Huttenloher: "Die gegenseitige Toleranz beider Vereine wurde nicht mehr mitgetragen." Die Arbeitszeit der Verwaltungsangestellten sei 2015 einseitig von 20 auf 15 Stunden reduziert worden. Huttenloher mühte sich, mit den Ebenen der katholischen Kirche ins Gespräch zu kommen, um einen Kompromiss zu erzielen, wobei "die Eigenständigkeit des Forums Gröbenzell nicht verhandelbar gewesen war", stellte er noch einmal klar. Das Ergebnis seiner Bemühungen während eines Jahres sei enttäuschend gewesen. "Ablehnung und Hinhalten hat es gegeben." Auch ein Vermittlungsangebot von Bürgermeister Schäfer verlief im Sande. Den Schlussakkord habe es im Dezember 2015 gegeben. "Einzellösungen in der Diözese sind nicht erwünscht", sei ihm damals unmissverständlich mitgeteilt worden.

"2016 standen wir ohne alles da", resümierte Huttenloher, so dass der Beschluss der Mitgliederversammlung, aus dem Brucker Forum auszutreten und den Verein aufzulösen, nur folgerichtig gewesen sei. Ein "Notbetriebssemester" fand noch statt. Die abschließende Kritik Huttenlohers an der katholischen Kirche fiel heftig aus: "Keine Ebene in der Kirche, weder die Pfarrei, das Dekanat oder die Diözese, hat sich dort für das Forum eingesetzt." So war es für Huttenloher und andere offenbar wenig verwunderlich, dass der Pfarrer der Sankt Johann Baptist Kirche beim Abschiedsabend des Forums fehlte.

© SZ vom 06.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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