Gröbenzell:Ab nach Hause

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Polizei und Landratsamt kontrollieren die Einhaltung des Jugendschutzes und beenden eine Party mit 80 Minderjährigen.

Erich C. Setzwein und Petra Fröschl

Bei einer groß angelegten Aufklärungsaktion zum Thema Alkohol haben die Polizei Gröbenzell und das Brucker Jugendamt am Freitag etliche Verstöße gegen das Jugendschutzgesetz geahndet und dabei auch eine angebliche Privatparty mit mehr als 80 Minderjährigen beendet. "Erschreckend ist, wie notwendig offenbar derartige Kontrollen sind", fasste der stellvertretende Gröbenzeller Inspektionsleiter Klaus Gründler die abendliche Aktion zusammen, die auf eine Initiative seiner Dienststelle zurückging. Die Beamten waren vom frühen Abend bis nach Mitternacht in Gröbenzell und Puchheim unterwegs und statteten unter anderem Gaststätten und Tankstellen Besuche ab. Ganz durch Zufall entdeckten sie dabei in einem Gröbenzeller Café eine "discoähnliche Veranstaltung", wie Gründler es formulierte. Die Beamten hatten davon erfahren, weil es vor dem Lokal eine Schlägerei gegeben hatte, bei der ein 16-Jähriger verletzt wurde. Das Ganze sei als Privatparty ausgegeben worden, so Gründler. Weil aber weder dem Discjockey noch Gästen bekannt war, dass eine Geburtstagsfeier im Gang war und auch Leute hereinkamen, die nicht auf der Gästeliste standen, sei der private Charakter der Party verloren gegangen. Bei ihrer Kontrolle nach Mitternacht traf die Polizei noch etwa 80 Minderjährige an, darunter zwei 15-Jährige. Wie viel Alkohol bis dahin im Spiel gewesen sein muss, verdeutlichte den Beamten ein betrunkener 14-Jähriger. Da der Vater nicht zu erreichen war und die Oma den Buben nicht abholen wollte, wurde das Kind von der Polizei nach Hause gebracht. Die konzertierte Aktion von Polizei und Jugendamt sei nötig gewesen, um es nicht weiter zu Auswüchsen kommen zu lassen, sagte Gründler. Er hält solche Kontrollen weiterhin für wichtig. Auch der Landkreis möchte vom kommenden Jahr an die Alkoholprävention verstärken und Fachleute verstärkt in die Schulen schicken. Das ist der wesentliche Bestandteil des Alkoholpräventionsprojektes "Halt", dessen Weiterführung bis 2014 der Jugendhilfeausschuss kürzlich beschlossen hat. Auch Einzelhändler und Tankstellenbetreiber sollen mehr in die Pflicht genommen werden. "Wenn wir jemanden erwischen, der Alkohol an Jugendliche herausgibt, verfolgen wir das ganz brutal", sagte Peter Schmelzer, der Leiter des Jugendamtes. Im Herbst 2009 war "Halt" ("Hart am Limit") im Landkreis gestartet worden. Bislang lag der Fokus auf dem reaktiven Teil: Jugendliche, die nach Alkoholkonsum im Krankenhaus landen, werden von Mitarbeitern der Caritas-Suchtambulanz auf Beratungsangebote hingewiesen. Im ersten Halbjahr 2011 wurden 45 junge Leute mit einer Alkoholvergiftung in die Kreisklinik eingeliefert, doch nur die Hälfte von ihnen nahm anschließende Beratungsangebote in Anspruch. Ab 2012 soll nun verstärkt der proaktive Teil, also die Präventionsarbeit, vorangetrieben werden. Unter anderem sind Info-Veranstaltungen für Lehrer, Projekte an Schulen und Elternabende geplant. Die Leiter von Jugendeinrichtungen sollen sich besser vernetzen, auch den Einzelhandel wollen die Verantwortlichen noch stärker sensibilisieren. Die Anregung von Sozialministerin Christine Haderthauer, mehr Testkäufe zu veranlassen, um den Druck auf Einzelhändler zu erhöhen, hält Landrat Thomas Karmasin (CSU) jedoch für weniger sinnvoll. Das Hauptproblem bestehe nämlich darin, dass ältere Jugendliche oft für jüngere den Alkohol besorgten. Der Landkreis geht davon aus, dass der Freistaat das Projekt auch 2012 wieder mit maximal 6000 Euro fördert. Insgesamt werden 24 000 Euro pro Jahr bereit gestellt.

© SZ vom 25.10.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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