Gröbenzell:70. Geburtstag mit Diplomaten

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Gesprächspartner: Generalkonsul Peter Alexander Vermeij (links) mit Martina Drechsler, Martin Schäfer, Brigitte Böttger und Reinhold Bocklet. (Foto: Günther Reger)

Niederländischer Generalkonsul Peter Alexander Vermeij spricht als Gastredner beim Jahresempfang des CSU-Ortsverbandes

Von Erich C. Setzwein, Gröbenzell

Ein Rentner voller Tatendrang oder eine rüstige Seniorin, die noch viel Spaß am Leben haben - so zeigen sich heute viele 70-Jährige. Das sei doch kein Alter, meinen sie scherzhaft, wenn sie zurückblicken. Die CSU Gröbenzell ist eben erst 70 Jahre alt geworden, und sie hat am Sonntag ihre Gründung im Dezember 1947 ebenso heiter wie ernsthaft begangen. Heiter, weil sich viele der langjährigen Mitglieder, die zum Jahresempfang ins Bürgerhaus eingeladen waren, in der Jubiläumsausstellung im Foyer an die Hoch-Zeiten der CSU erinnern konnten, in denen Gerda Hasselfeldt noch eine riesige Brille trug oder der spätere Freie Wähler Siegfried Rahhammer noch auf der CSU-Liste für den Gemeinderat kandidierte. Und ernsthaft, weil mit dem niederländischen Generalkonsul Peter Alexander Vermeij und dem früheren Ortsvorsitzenden Robert Sauter zwei Gratulanten dem Ortsverband genügend Stoff zum Nachdenken über den Geburtstag hinaus gegeben haben.

Sauter, der zwischen 1990 und 1998 als Vorsitzender die Geschicke des Ortsverbandes bestimmte, ist inzwischen ein Außenstehender, weil er seit sieben Jahren nicht mehr im Ort wohnt. In seiner Rede zeigte er die kritische Distanz desjenigen, der nicht mehr in die Ortspolitik involviert ist. Er tat das aber mit viel Respekt, auch wenn er in Zwischenbemerkungen über die vergangenen fünf Jahre die "Königsmörder" ansprach und in diesem Zusammenhang sagte, dass jede Generation ihr Recht habe, eigene Erfahrungen zu machen. Die Generationen, die die CSU in Zeiten der Not und ohne eigenes Gemeindegebiet zu haben, Ende der Vierzigerjahre in Gröbenzell aufgebaut haben und jene, die für den 42 Jahre langen Aufschwung der Partei und des Ortes von 1972 an verantwortlich gewesen seien, die erwähnte Sauter aber ausdrücklich und lobte auch deren Protagonisten: Eike Götz und Bernd Rieder als Bürgermeister, auch Dieter Rubenbauer, Anton Kett und Mia Kimmerle als Gemeinderäte, die sich um die wichtigen sozialen Einrichtungen gekümmert haben, sowie Brigitte Böttger, die seit Jahrzehnten die Kultur in Gröbenzell am Laufen hält. Auch Reinhold Bocklet nennt Sauter beim Namen und lobt ihn dafür, dass er in seinen Funktionen die vielfältigen Möglichkeiten genutzt habe, sich für seine Heimatgemeinde einzusetzen.

Bocklet war es auch, der Peter Alexander Vermeij nach Gröbenzell einlud. Der niederländische Generalkonsul in München führte das Publikum nicht nur auf freundlich-heitere Art in die Gebräuche der Holländer zu Weihachten und Silvester ein und zitierte aus der Weihnachtsansprache seines Königs Willem Alexander, sondern beschrieb mit den wohl klingenden Worten eines Diplomaten das Bild der auf Toleranz und Kompromiss gebauten Niederlande. Deren Menschen seien sehr an Politik interessiert, doch hätten sie ein mangelndes Vertrauen in die Politiker. Sie liebten Europa und könnten sich einen "Nexit", also das Verlassen der europäischen Union nach britischem Vorbild, nicht vorstellen. Auch wenn es Parteien wie die des Rechtspopulisten Geert Wilders gebe oder das "ganz rechte" Forum für Demokratie.

Mit Zahlen aus einer aktuellen Studie von 2016 versuchte der Generalkonsul zu belegen, wie sich die Zuwanderung in den Niederlanden entwickelt hat, nämlich dass mittlerweile zwölf Prozent der Holländer einen "nicht-westlichen Hintergrund" hätten und der größte Teil von ihnen bereits der zweiten Generation angehöre. Von einer Fremdenangst sei nichts zu spüren, die Holländer seien glückliche Menschen. Das habe einen Grund. "Toleranz ist der Zement unserer Gesellschaft."

© SZ vom 08.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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