Gröbenzell:30 Mann auf Kollisionskurs

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Recht einseitiges Duell: Die Spieler der West Vancouver High School (schwarze Trikots) überrollen die Bayern-Auswahl. (Foto: Günther Reger)

Highschool-Rugbyteam fügt bayerischer U18-Auswahl 0:31-Klatsche zu

Von Julia Kiemer, Gröbenzell

Als sich der kanadische Rugby-Spieler den eierförmigen Ball geschnappt hat und durch die gegnerische Hälfte in Richtung auf die hochragenden Stangen am Spielfeldende spurtet, geht ein Raunen durch die Zuschauerreihen. Beinahe geschockt blicken sie dem Kanadier hinterher, der sich blitzschnell um seine Gegner schlängelt. Erst in letzter Sekunde holt ihn ein Spieler der bayerischen U-18-Auswahlmannschaft ein und kann das Ablegen im "Malfeld" jenseits der Linie verhindern. Der kanadische Spieler lässt den Ball letztendlich fallen, was großen Jubel bei den Zuschauern auslöst. Die rund hundert Rugby-Fans, darunter auch Bürgermeister Martin Schäfer, erleben am späten Samstagnachmittag ein recht einseitiges Duell zwischen der Bayern-Auswahl und der Mannschaft der kanadischen West Vancouver High School. Am Ende müssen sich die bayerischen Auswahlspieler mit 0:31 geschlagen geben.

Für die weit angereisten Gäste ist es das dritte Spiel in ihrer zweiwöchigen Deutschland-Tournee. "Es ist in Kanada so üblich, dass die High-School-Rugby-Teams vor der Saison auf Tour gehen, um sich möglichst gut vorzubereiten", so Paul Welsh, Trainer der kanadischen Mannschaft. Welsh wollte nach Deutschland, da einer seiner ehemaligen Rugby-Trainer aus Deutschland kommt. Weil die Schüler mitsamt Trainer auch in Bayern gastieren und in München in einem Hostel untergekommen sind, konnte Sigrit Liebe, die Rugby-Abteilungsleitern des 1. SC Gröbenzell, die gleichzeitig auch beim Bayerischen Rugby-Verband tätig ist, das Spiel in Gröbenzell organisieren. Man wolle Rugby in Gröbenzell auf diese Weise populärer machen und überhaupt zeigen, dass es beim 1. SC Gröbenzell überhaupt eine Rugby-Abteilung gibt, so Liebe. "Da ist so ein Spiel natürlich eine schöne Gelegenheit." Nachdem die Kanadier ihre zwei ersten Spiele in Deutschland verloren haben, ist der Ehrgeiz vor dem Spiel umso größer. "Es wird jetzt mal Zeit für einen Sieg", schmunzelt Welsh. Die Motivation merkt man dann beiden Mannschaften während des Spiels deutlich an. In kurzen Hosen und kurzärmligen Trikots kämpfen die Teams trotz des eisigen Winds von Beginn an um jeden Ball und schenken sich nichts. Immer wieder versuchen sie sich gegenseitig zu schieben, zu drücken und zu blockieren. An Einsatz und Leidenschaft fehlt es den Mannschaften dabei nicht. Weder aufgeschürfte Knie noch harte Tacklings können die High-School-Sportler aber letztlich bremsen. Die Fans trotzen ebenfalls der Kälte und feuern ihre Teams immer wieder lautstark an. "Auf geht's Bayern, weiter so", ruft ein Mann unermüdlich.

Am Ende nützt all dies wenig, dennoch ist Liebe zufrieden: "31:0 hört sich natürlich erst einmal brutal an", so die Spartenleiterin. Man müsse aber bedenken, dass der Kader der Bayernauswahl erst neu gebildet wurde und die Spieler erst dreimal miteinander trainiert haben. Das sei dann natürlich schon ein großer Unterschied zu den Kanadiern, die regelmäßig gemeinsam trainieren und spielen. Zudem ist es für die Auswahl das erste 15er-Rugby-Spiel gewesen. Gespielt wird im Gegensatz zur 7er-Turniervariante mit fünfzehn statt sieben Spielern, die Spielzeit beträgt zweimal 35 statt zweimal sieben Minuten. "Dafür haben sich die Jungs echt wacker geschlagen." Beim gemeinsamen Abendessen gibt es noch ausreichend Gelegenheit, sich auch ganz friedlich und ohne jedes Tackling auszutauschen.

© SZ vom 22.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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