Gesundheit:Schutzlos in der Grippe-Welle

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Nasenspray und Taschentücher sind die treuen Begleiter der Verschnupften. (Foto: Arno Burgi/dpa)

Das Gesundheitsamt verzeichnet einen deutlichen Anstieg von Influenzafällen und sieht einen Zusammenhang mit dem Ende der Maskenpflicht.

Von Patrick Tietz, Fürstenfeldbruck

Winterzeit ist Virenzeit. Und heuer trifft es den Landkreis besonders heftig. Das zeigen die Krankenstände an Schulen und Kindergärten. Vor allem Atemwegserkrankungen wie Erkältungen und grippale Infekte, aber auch der RS-Virus zirkulieren gerade. Die Zahlen der Influenza-Grippe-Erkrankten lassen dabei besonders aufmerken.

Die Ärzteschaft ächzt unter dem aktuellen Andrang. Mit einer Vielzahl von Atemwegserkrankungen strömen die Patienten derzeit in überfüllte Praxen. "Das ist mehr als sonst, wir gehen gnadenlos unter" erklärt Philip Kampmann von den Hausärzten Amperland.

Fragt man in Kindergärten und Schulen im Landkreis nach, scheint die Lage ebenfalls prekär zu sein, wenn auch nicht überall gleich. Beim Schulamt, verantwortlich für Grund- und Mittelschulen, spricht man von einem hohen Krankenstand. Im Haus für Kinder St. Ulrich in Moorenweis sind laut der stellvertretenden Leitung Vanessa Heine "teilweise halbe Gruppen zu Hause", bei den Erziehern selbst gehe es noch. Zu Erkältungs- und Atemwegserkrankungen geselle sich noch der Norovirus.

Viele Schüler des Gymnasiums Gröbenzell und der Realschule Maisach sind deren Leitungen zufolge erkrankt. Heftig trifft es gerade die Realschule Puchheim. Schulleiter Herbert Glauz berichtet von einem Krankenstand, der "extrem hoch" sei, wobei es Ende November schlimmer gewesen sei. Da seien in manchen Klassen gerade mal eine Handvoll Schüler gesund gewesen. Derweil ist man sich am Olchinger Gymnasium sicher: "The peak is over" - vor ein paar Wochen sei der Krankenstand sehr hoch gewesen, mittlerweile habe er sich aber wieder normalisiert. Andere Einrichtungen wie der Kindergarten St. Michael in Germerswang blieben bisher hingegen verschont.

Der Leiter des staatlichen Gesundheitsamts, Lorenz Weigl. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Das Gesundheitsamt Fürstenfeldbruck kann diesen Eindruck bestätigen. Leiter Lorenz Weigl sagte, es sei in den vergangenen vier bis fünf Wochen zu einer Häufung von Anrufen aus den Einrichtungen gekommen. Diese berichteten vor allem von Atemwegsinfektionen und Durchfallerkrankungen. Allerdings ist nicht immer bekannt, um welche Krankheiten es sich genau handelt. Erkältungen, grippale Infekte und auch der RS-Virus, der vor allem Kinder trifft, sind nicht meldepflichtig und werden daher auch nicht vom Gesundheitsamt erfasst. Diagnostisch bestätigt hingegen sind Influenza-Grippe und Corona-Fälle, denn die müssen gemeldet werden.

Die Corona-Situation im Landkreis schwankt, die Sieben-Tage-Tage-Inzidenz lag nach Angaben des Robert-Koch-Instituts am Mittwoch bei 135,4 pro 100000 Einwohner. Deutlich ist der Anstieg bei der Grippe (Influenza). Die wird in der Grippesaison von Oktober bis Mai erfasst, und das Lagebild ist eindeutig: Für den Zeitraum von Oktober bis 14. Dezember gab es im Vorjahr keinen registrierten Fall. In den Jahren 2018, 2019 und 2020 waren die Fallzahlen bis zum 14. Dezember jeweils einstellig. Dieses Jahr hingegen wurden bis Mitte Dezember schon mehr als 600 Fälle erfasst. Ungefähr jeder dritte Fall trat laut Gesundheitsamt bei Kindern unter 10 Jahren auf. Der Gesundheitsamtsleiter vermutet, dass die aktuelle Häufung darauf zurückzuführen sein könnte, dass immer seltener Masken getragen werden und der relative Immunschutz durch vormalige Influenzawellen fehlt. Masken schützen vor allen Viren die über Tröpfchen und Aerosole übertragen werden können - also auch vor der Grippe.

Ansonsten empfiehlt der Experte, was auch schon für Corona galt: Niesen und Husten in die Armbeuge, Händewaschen und große Menschenansammlungen meiden. Wer Erkältungssymptome habe, solle lieber zu Hause bleiben und sich auskurieren. Zudem kann man sich gegen die Grippe impfen lassen. Laut Stiko-Empfehlung sollten davon Ältere, Vorerkrankte und Schwangere Gebrauch machen. Auch wer beruflich oder privat Kontakt zu Erkrankten oder Risikopersonen hat, sollte sich impfen lassen.

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