Grenzen des Ehrenamtes:Tierheim vor der Schließung

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Die Betreiber der Auffangstation in Maisach wollen am Mittwoch darüber beschließen, ob sie die Einrichtung aufgeben und den Verein auflösen. Vergeblich hatten sie die Kommunen um die Finanzierung einer Stelle gebeten

Von Ingrid Hügenell, Maisach

Zwei Jahre lang haben sich die Tierfreunde Brucker Land um finanzielle Hilfe der Kommunen bemüht - überwiegend ohne Erfolg. Nun zieht der Verein die Reißleine. Bei der Mitgliederversammlung am Mittwoch soll darüber abgestimmt werden, ob die Tierauffangstation in Überacker geschlossen wird und der Verein überhaupt bestehen bleibt.

Es gelte bereits ein Aufnahmestopp für Tiere aus allen Gemeinden außer Maisach, erklärt auf Anfrage Peter Minderlein, Kassier der Tierfreunde. In einem Jahr, wenn der Pachtvertrag mit der Gemeinde abgelaufen ist, könnte die Auffangstation aufgelöst werden - wenn sich nicht doch noch eine Lösung für die Finanzierung findet.

140 bis 150 Katzen und Meerschweinchen, Hamster, Wellensittiche und andere Kleintiere seien derzeit auf dem etwa 1000 Quadratmeter großen Areal untergebracht, erklärt Minderlein. Der Verein verhandle noch mit einem möglichen Fusionspartner, er hoffe zudem auf "Inspiration" von den Mitgliedern. "Hoffnung haben wir immer", sagt er. Minderlein hat zusammen mit seiner Frau Heidi den Verein ins Leben gerufen. Seit 2007 nimmt die Auffangstation Tiere auf, die gefunden wurden oder die ihre Besitzer nicht mehr halten können oder wollen. Heidi Minderlein war lange Vorsitzende, sie wurde voriges Jahr von ihrer Tochter Daniela Ender abgelöst.

25 Ehrenamtliche kümmern sich um die Tiere in der Auffangstation. Dazu gehört nicht nur das Füttern, sondern auch Gesundheitskontrolle und das Säubern der Ställe und Gehege - sieben Tage die Woche. Wie Minderlein erklärt, sind er und seine Frau nicht mehr die Jüngsten und außerdem gesundheitlich angeschlagen, und so gehe es vielen Mitgliedern. Und außerdem: "Man möchte auch mal wegfahren können." Der Verein wollte deshalb eine hauptamtliche Tierheimleiterin sowie zwei geringfügig Beschäftigte einstellen.

Minderlein, derzeit Kassier, rechnet mit etwa 50 000 bis 60 000 Euro, die das pro Jahr kosten würde. Deshalb habe man die Kommunen im Landkreis gebeten, mit 50 Cent pro Einwohner im Jahr zur Finanzierung beizutragen. Bei knapp 214 000 Einwohner im Landkreis hätten jährlich gut 100 000 Euro zusammenkommen können.

Die Kommunen erteilten dem Ansinnen aber eine Absage, weil die Station keine Hunde aufnimmt. Eine Baugenehmigung für die dazu nötigen Zwinger lehnte der Maisacher Bauausschuss Ende Mai 2017 ab - aus Rücksicht auf eine mögliche Lärmbelästigung der Nachbarn. Maisachs Bürgermeister Hans Seidl (CSU) hatte sich im Kreistag für die Unterstützung der Gemeinde eingesetzt. Er habe die Tierfreunde aufgefordert, alle Einbauten und Stallungen auf dem Gelände zu belassen.

Seidl glaubt, dass spätestens in zwei Jahren die Gemeinden merken werden, dass sie eine Einrichtung für Kleintiere brauchen. Nur durch das "fast selbstlose Verhalten der Tierfreunde" seien die Kommunen bisher darum herum gekommen, sich selber um Fundtiere zu kümmern. Denn das ist eine kommunale Pflichtaufgabe.

Sollte die Maisacher Tierauffangstation tatsächlich aufgeben müssen, werden die dann noch vorhandenen Tiere an andere Einrichtungen in der Umgebung abgegeben. Minderleins werden dann wohl die vier betagten Chinchillas bei sich beherbergen. Die seien vor einigen Jahren groß in Mode gewesen, nun aber kaum mehr vermittelbar. Die flauschigen Nager können bis zu 25 Jahre alt werden.

© SZ vom 26.06.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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