Granatzünder:Hochexplosiver Fund

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Zwei Fürstenfeldbrucker bringen sich beim verbotenen Magnetfischen in Lebensgefahr

Zwei Magnetfischer haben am Sonntagnachmittag in Fürstenfeldbruck einen gefährlichen Fang gemacht. An einem Seitenarm der Amper auf Beutezug gegangen, zogen sie zwei Zündköpfe für Mörsergranaten aus Kriegszeiten aus dem Wasser. Glücklicherweise, so das Polizeipräsidium Oberbayern Nord, habe die hinzugerufene Technische Sondergruppe des Landeskriminalamtes die hochgefährlichen Zünder noch vor Ort und ohne weitere Vorfälle entschärfen können. Die 24 und 26 Jahre alten Männer hatten nach ihrem Fund selbst die Polizei verständigt. Telefonisch wurden sie angewiesen, bis zum Eintreffen der Spezialkräfte 50 Meter Abstand zu den hochexplosiven Sprengkörpern zu halten.

Nun müssen die jungen Männer mit einer Ordnungswidrigkeiten-Anzeige nach dem Wasserhaushaltsgesetz rechnen, denn die Technik des Magnetfischens ist in Bayern grundsätzlich nach Landesrecht verboten. Beim Magnetfischen wird ein entsprechend starker Magnet an einem stabilen Seil befestigt und durch Teich, See, Fluss oder sonstiges Gewässer gezogen. Alles, was an dem Magneten haften bleibt, kann so ganz einfach geborgen werden. Diese Methode ist jedoch gemäß bayerischem Wasserhaushaltsgesetz verboten und bedarf zu ihrer Ausübung einer speziellen Erlaubnis des Landratsamtes. Auch der erlaubnisfreie Gemeingebrauch scheidet aus, das Magnetfischen bleibt eine genehmigungspflichtige Sondernutzung. Verstöße können mit Geldbußen bis zu 50 000 Euro geahndet werden. Auch Angler, die eine gültige Berechtigung zum Fischfang des betreffenden Gewässers haben, sind nicht automatisch berechtigt, das Magnetangeln auszuüben. Diese Technik wird vom Bayerischen Fischereigesetz nicht umfasst.

Hintergrund ist nach Darstellung der Polizei ein gefährlicher Nebeneffekt für die Umwelt. Der durch das Wasser gezogene Magnet wirbelt Sedimente auf, die sich am Grund abgesetzt haben und auch Schadstoffe, beispielsweise ausgetretenes Munitionspulver alter Kriegswaffen oder DDT, enthalten können. Diese Schadstoffe werden so wiederum in den Wasserkreislauf zurückgeführt und belasten die Umwelt. Auch können Pflanzen am Gewässergrund durch den Magneten selbst beschädigt oder zerstört und Tiere verletzt werden.

Die beiden Fürstenfeldbrucker hatten laut den Beamten des Sprengstoffkommandos sehr viel Glück. Das Magnetfischen sei auch in Deutschland ein zunehmend beliebter Zeitvertreib, so die Polizei. Doch die Gefahren würden unterschätzt werden. Immer wieder werden Waffen und Munition geborgen, die aufgrund von Verschmutzungen oder Rost nicht gleich als Kampfmittel erkennbar sind. Für die Magnetfischer wie umstehende Personen bestehe dann "absolute Lebensgefahr". Deshalb warnt das Polizeipräsidium Oberbayern Nord: "Der gefährliche Fund vom Sonntag sollte alle Magnetfischer einmal mehr ihr nicht nur verbotenes, sondern tatsächlich lebensgefährliches Hobby überdenken lassen."

© SZ vom 18.11.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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