Grafrath:Wasserqualität hat Priorität

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Gemeinde zahlt den Landwirten, die auf die Düngung ihrer im Wasserschutzgebiet liegenden Flächen verzichten, Jahr für Jahr etwa 100 000 Euro. Daran soll zumindest vorerst auch nicht gerüttelt werden

Von Manfred Amann, Grafrath

Um die Wasserqualität zu sichern und nach Möglichkeit zu verbessern, zahlt die Gemeinde Grafrath den Landwirten, deren Grundstücke im Einzugsbereich des Wasserschutzgebietes liegen und grundwasserschonend bewirtschaftet werden, knapp 100 000 Euro im Jahr. An den vereinbarten Ausgleichszahlungen soll sich nach Ansicht einer deutlichen Mehrheit des Gemeinderates vorerst auch nichts ändern. Ein Antrag von Hartwig Hagenguth (Bürger für Grafrath), die Verträge zum nächstmöglichen Zeitpunkt zu kündigen und neu auszuhandeln, wurde vom Bauausschuss und nun auch vom Gemeinderat abgelehnt. Grund: Das Wasserschutzgebiet wird derzeit ohnehin überprüft und neu festgelegt. "Auch wenn nicht absehbar ist, wie lange dies dauert, sollten wir die Ausgleichszahlungen belassen", sagte Bürgermeister Markus Kennerknecht (parteifrei), selbst wenn die Beträge möglicherweise gesenkt werden könnten. Laut Hagenguth belasten die Ausgleichszahlungen den Endverbraucher mit 18 Cent je Kubikmeter. Kennerknechts Amtsvorgänger hatte dargelegt, dass die Verträge im Sommer 2014 eigentlich ausgelaufen seien. Die Gültigkeit verlängere sich zwar automatisch von Jahr zu Jahr, da sich die Grundlagen aber geändert hätten, erscheine eine Neuberechnung dringend geboten, so Hagenguth. 2008 hätten die Zahlungen (einschließlich Wasserschutzgebiet) noch 41 300 Euro betragen, ein Jahr später schon 80 400 Euro. Grundlage für die Berechnung sei der Weizenpreis gewesen und der sei mittlerweile deutlich gesunken. Damals sei der Gemeinderat davon ausgegangen, dass der Ausgleichsbetrag in wenigen Jahren wieder auf das Niveau von unter 50 000 Euro sinken werde, erinnerte der Altbürgermeister und führte an, dass sich durch die Technisierung der Mehraufwand für die maßnahmengerechte Bewirtschaftung deutlich verringert habe. Da nicht absehbar sei, wann das neue Wasserschutzgebiet komme, sei eine Neuberechnung dringend erforderlich, um die Ausgleichszahlungen wieder auf das Normalmaß zu bringen.

Dagegen wandte Kennerknecht ein, die Zahlungen seien für Landwirte motivierend, ihre Flächen auch über die Vereinbarungen hinaus wasserschonend zu bewirtschaften. Angesichts der zu erwartenden EU-weiten Verschärfung der Auflagen für Trinkwasser sollte man nicht die erreichten Ergebnisse gefährden. Auch Sepp Heldeisen (SPD) warnte davor, sich durch "kurzfristige Einsparungen" als Folge einer Neuberechnung mittelfristig Probleme aufzuhalsen, zum Beispiel in Form steigender Nitratwerte. Robert Strobl, der für die Gemeinde die Bewirtschaftung der Flächen im Wasserschutzgebiet betreut und die Ausgleichszahlungen berechnet, hatte im Bauausschuss erläutert, dass zum Schutz des Wassers verpflichtende und freiwillige Maßnahmen mit den Landwirten vereinbart worden seien. Letztere würden sehr gut angenommen. Folge sei, dass die Nitratwerte seit Jahren rückläufig sind und mittlerweile unterhalb des von der EU festgelegten Grenzwertes liegen. Strobl: "Bis auf eine einmalige Ausnahme liegen auch die Einträge von Pflanzenschutzmitteln im Trinkwasser unter der Nachweisgrenze."

© SZ vom 15.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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