Grafrath:Vom Establishment ignoriert

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Konzert in Marthashofen mit ganz besonderen Instrumenten

Von Florian J. Haamann, Grafrath

Wenn Hartmut Bär über seine Musikinstrumente spricht, darüber, was an ihnen so besonders ist, klingt er wie ein verliebter Schuljunge. Und wie es oft so ist, sind es die anderen, in diesem Fall die klassischen Streichmusiker, die seine große Liebe verkennen. Denn Bärs Leidenschaft, das sind die Musikinstrumente nach dem Prinzip von Franz Thomastik (1883-1951), der Streichern vor allem durch die von ihm entwickelten und bis heute üblichen Saiten vertraut ist. Allerdings hat er eine neuartige Bauweise für Streichinstrumente entwickelt: Durch eine Öffnung wird ein zweiter Stegfuß bis auf den Boden des Instruments geführt, der so zusätzlich in Schwingung gebracht wird - im Gegensatz zu traditionellen Instrumenten, bei denen durch einen Steg nur die Decke schwingt. Wie diese selten gespielten Instrumente klingen, können Besucher am Samstag, 30. Juli, von 19 Uhr an bei einem Konzert in Marthashofen herausfinden.

"Seit meiner Jugend sind mir diese Instrumente eine Herzensangelegenheit", erzählt Bär. Während des Musikstudiums hat er in Nürnberg Karl Weidler kennen gelernt. Dieser war Thomastiks Mitarbeiter, bevor er dessen Arbeit fortsetzte. "Die Instrumente haben durch seine Technik ein viel größeres Volumen, man kann viel mehr aus ihnen herausholen", sagt Bär. "Die heutige Szene ist allerdings sehr konservativ. Die Musiker wollen ihre gemütshaftige, liebliche italienische Tradition bewahren." Thomastiks Ansatz dagegen ist von der Anthroposophie Rudolf Steiners geprägt, den er mehrmals getroffen hat.

Dazu passt auch, dass die Instrumente, bei diesem Konzert nicht wie traditionell aus Fichte gefertigt sind, sondern jeweils aus einem anderen Holz. Grundlage sei eine mittleralterliche Lehre, nach der bestimmte Bäume in besonderer Weise mit sieben Planeten in Verbindung stehen sollen, erklärt Bär. So besteht die erste Geige aus Ahorn, der Theorie nach dem Baum des Jupiter und somit des obersten römischen Gottes. Die zweite Geige ist aus Kirsche gefertigt, die wiederum dem Mond, der damals als Planet gezählt wurde, nahe steht. Als Begleitung soll die zweite Geige so das Licht der Sonne reflektieren. Und auch die anderen Instrumente sollen die Eigenschaften "ihrer Planeten" in der Musik widerspiegeln.

Ob man all diese Unterschiede im Konzert dann auch hört? "Wenn die Musiker zusammenspielen, dann ist es tatsächlich gar nicht so leicht", sagt Bär. Deshalb werden als Einleitung in das Konzert alle fünf Musiker ihre Instrumente einzeln vorstellen, damit die Besucher ein Gefühl für die klanglichen Unterschiede bekommen können. Als Musiker für dieses Konzert sind David Schultheiß, Konzertmeister des Bayerischen Staatsorchesters (Erste Geige), Miryam Nothelfer von den Nürnberger Symphonikern (zweite Geige), Ines Wein vom Symphony Orchestra of Qatar (Viola), Antonio J. Rojas vom Philharmonischen Orchester Gera (Cello) und als Solist Felix Maiwald, der Solo-Kontrabassist des Bayerischen Symphonieorchesters eingeladen. Gespielt werden Werke von Joaquin Turina, Antonín Dvořák und Domenico Dragonetti.

Konzert mit dem Amira-Quartett, Samstag, 30. Juli, von 19 Uhr an im Dachsaal des Altenwerks Marthashofen in Grafrath. Der Eintritt ist frei.

© SZ vom 28.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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