Grafrath:Kunst mit der Kettensäge

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Viele Besucher bei Ausstellung von 16 Künstlern in der Villa von Hartz

Von Manfred Amann, Grafrath

Ob Gemälde, Zeichnungen, Kollagen oder Skulpturen richtig zur Geltung kommen, hängt wesentlich davon ab, in welcher Umgebung und an welchem Platz sie präsentiert werden. Für Kuratoren ist dies stets eine Herausforderung. So gesehen hatten die Organisatoren der Grafrather Kunstausstellung ein gutes Händchen, als sie die im Neorokoko-Stil erbaute "Villa von Hartz" in der Grafrather Villenstraße als Ausstellungsort wählten und vom Besitzer die Erlaubnis bekamen, in den Räumen und im Garten Bilder- und Skulpturen von 16 Künstlern zu zeigen.

Die von Klaus Kühnlein aus Holzstämmen mit der Kettensäge geschaffenen Möhren konnten so auf der Erde, in der das Wurzelgemüse wächst, geschickt arrangiert werden. Der stolze, hölzerne, realistisch anmutende Rothirsch, den Cornelie Wolff bildhaft auf Holz geschaffen hatte, durfte aus dem Zaungebüsch die Szenerie beobachten. Es war am Samstag und am Sonntag eine reges Kommen und Gehen.

Schon zur Vernissage am Freitagabend waren Grafraths Kulturreferentin Sybilla Rathmann und Maria Leitenstern-Gulden, Vorsitzende des Kulturvereins, als Veranstalter von einem Besucheransturm überrascht worden. "Wir hatten mit etwa 70 Gästen gerechnet", sagte Rathmann. Es waren aber weit über hundert gekommen, um bei Musik vom Ensemble "Saxin's Ohr" und einem Glas Wein nicht nur die unterschiedlichsten Exponate, die mit verschiedenen Techniken entstanden sind, zu genießen, sondern auch das ehrwürdige Ensemble der Villa mit seinem umschlossenen Garten. "Es sind einige wohl auch gekommen, um das schlossartige Gebäude besichtigen zu können, das ihnen als Schloss-Café noch in Erinnerung ist", sagte Helma Dreher aus Kottgeisering, deren mit Bleistift gezeichnete Bilder wie "An der Amper in Wildenroth" oder "Drei Türen" viele Bewunderer fanden. Die Villa von Hartz hat ihren Namen von den Eheleuten August und Maria Hartz, die in Kottgeisering lebten und sich unweit des Grafrather Bahnhofs um 1900 eine Sommervilla bauten. August Ritter von Hartz war der Sohn des Leibarztes von Bayerns erstem König Maximilian I. Er war Leutnant im 3. Infanterie-Regiments Prinz Carl von Bayern. Architekt der Villa war Friedrich Adam aus München, der einer bekannten Malerdynastie entstammte.

Als "verschwenderisch" gilt die Ausstattung der Räumlichkeiten mit Mahagonitäfelchen, Ölgemälden und Wandmalereien, die der Künstlerfamilie Kaulbach zugeordnet werden. 1954 wurde das Haus zu einem Ausflugsbetrieb mit Café umgebaut und bis etwa 1975 betrieben. "Es ist ein wunderbarer Ort und für ein Ausstellung ideal", schwärmte eine Besucherin und ließ sich von der Licht-Ton-Installation mitreißen, mit der die rumänische Künstlerin Flora Sopa den schönen Garten mit seiner mächtigen Linde verzauberte.

Gezeigt wurden auch Aquarelle mit Motiven aus der Umgebung, zum Beispiel vom Ampermoos und dem Ammersee von Brigitte Wagner, Stein- und Alabasterskulpturen, Tonarbeiten, Ölgemälde auf Leinwand oder Kreidegrund sowie ein Ornament von Gabriele Leonardy. Viel Beachtung fanden auch "Die lesende Frau im Stadtbad", von Michael Fischer auf Holz gemalt, sowie die ungewöhnlichen Filzarbeiten von Christel Hiltmann, zum Beispiel ein in Schafswollfilz eingewobener Fichtenzapfen.

© SZ vom 19.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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