Grafrath:Kreisstraße wird zur Rennstrecke

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Bei Bürgerversammlung wird Kritik an Gemeinde laut

Von Manfed Amann, Grafrath

Die strittigen kommunalpolitischen Themen wie die Bebauung des Klosterwirt-Geländes und die Erweiterung des Gewerbegebietes Wahlfeld sind in Grafrath vom Tisch. Zudem kommt die Planung für die Ansiedlung eines Supermarktes voran und der Ausbau der Jesenwanger Straße wird weitgehend mit den Anliegern geklärt. Damit flaut das Interesse an der Ortspolitik offenbar ab. Mit knapp 70 Besuchern war die Bürgerversammlung am Donnerstag so schwach besucht wie lange nicht mehr. Eine lebhafte Diskussion kam dennoch auf. Neuer Aufreger ist die von Motorradfahrern inzwischen als Rennstrecke genutzte Kreisstraße zwischen dem Bürgerstadel und dem Ortsteil Mauern.

Ein Bürger aus Mauern argwöhnte, es sehe so aus, als wollten weder die Gemeinde, noch der Landkreis oder die Polizei dagegen etwas unternehmen. An schönen Sommertagen könne man vor lauter Motorenlärm kaum noch auf der Terrasse sitzen, beklagte der Mauerner. Spreche man einen der Biker an, laufe man Gefahr, in eine Schlägerei zu geraten. Geschwindigkeiten von 200 Stundenkilometer und mehr seien keine Seltenheit und die Motorradfahrer würden mit dem Smartphone vom Straßenrand aus filmen, wie Gleichgesinnte in Schräglage die Kurven nähmen. Wenn es schon nicht möglich sei, mit verkehrsberuhigenden Maßnahmen den Gefährdungen für andere Verkehrsteilnehmer entgegenzuwirken oder dass die Polizei gezielt kontrolliere, sollte wenigstens die Gemeinde regelmäßig strafbewehrte Kontrollen durchführen. "Das wollen wir auch vermehrt tun, schon um Beweismaterial für erneute Verhandlungen mit der Polizei zu haben", erwiderte daraufhin Bürgermeister Markus Kennerknecht. Ohne Polizei habe man keine Handhabe. Gelächter löste der Einwand vom Karl-Heinz Dischl aus, dass er auch Motorrad fahre, schon zwei Mal angehalten worden sei und man daher sicher sein könne, dass dort gelegentlich zivile Motorradpolizisten kontrollieren. Da das Landratsamt eine Versetzung des Ortsschildes Richtung Mauern abgelehnt hatte, womit wenigstens im Bereich Bürgerstadel und Sportgelände die Gefährdung verringert werden könnte, riet Karl-Erich Heilig dem Bürgermeister, als weiteres Argument das gelegentliche wilde Parken entlang der Straße vorzubringen. Stehe das Verkehrsschild weiter draußen, könnte man innerorts mit Halteverboten für Ordnung sorgen. "Keine Chance", antwortete darauf der Gemeindechef. Eigentlich seien am Bürgerstadel genügend Parkplätze vorhanden, man müsse nur einen Weg finden, dass diese auch angenommen werden.

Hundebesitzer aus Mauern wollen, dass zwischen den Ortsteilen Mauern und Unteralting mehr Hunde-Toiletten aufgestellt werden, dass die Boxen regelmäßig von Bauhofmitarbeitern geleert und die Beutel entsorgt werden. Angefragt wurde auch der Stand der Asylantenunterbringung. Aktuell würden nach wie 54 Flüchtlinge in vier Häusern wohnen und vom Helferkreis vorbildlich betreut, lautete die Antwort des Rathauschefs. Es sei aber geplant, in einem der Anwesen unbegleitete Jugendliche einzuquartieren. Ein Grafrather Bürger vermisste an der Einfahrt in die Bundesstraße 471 gegenüber der Rasso-Kirche den bis vor Kurzem angebrachten Spiegel. Ohne eine solche Hilfe sei nicht mehr rechtzeitig zu sehen, ob aus Richtung Inning Verkehr anrolle. Kennerknecht will darauf hinwirken, dass wieder ein Spiegel montiert wird.

Auf die Frage von Robert Spieß, wann die Gemeinde die im Flächennutzungsplan konkurrierende Festlegung der Fläche am Rande des Gewerbegebietes Wahlfeld für Gewerbe und Landschaftsschutz korrigieren will, verwies der Rathauschef auf den Beschluss des Gemeinderates, die Änderung aus Kostengründen dann durchzuführen, wenn noch weitere Korrekturen erforderlich seien. "Nach der Ablehnung Bürgerentscheid wird es dort keine Erweiterung des Gewerbegebiets geben, da können Sie mich beim Wort nehmen", versprach Kennerknecht.

© SZ vom 02.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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