Grafrath:Kraftvoll geerdet

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Bassbariton Dominik Wörner (rechts) gastiert zum wiederholten Mal in Grafrath, am Bösendorfer-Hammerflügel begleitet ihn Masato Suzuki. (Foto: Günther Reger)

Gelungener Schumann-Liederabend in Marthashofen

Von KLAUS MOHR, Grafrath

Es dürfte wohl keinen geeigneteren Saal im Landkreis für einen Liederabend geben als den im Musikhaus Marthashofen. Auch die Tasteninstrumente, die dort zu Hause sind, ermöglichen Konzerte, die die Entstehungszeit im 19. Jahrhundert im besonderen Fokus haben. Am Samstag gastierte dort zum wiederholten Mal der Bassbariton Dominik Wörner vor voll besetzten Plätzen, diesmal mit einem reinen Schumann-Programm unter dem Motto "Im Rhein, im heiligen Strome". Dieses Motto ist ein Liedtitel aus Robert Schumanns Liederzyklus "Dichterliebe" und steht auch für die Schaffenskraft des Komponisten in seinem "Liederjahr" 1840, demselben Jahr, in dem er Clara Wieck heiratete. Allerdings erklang die "Dichterliebe" in der Felix Mendelssohn Bartholdy gewidmeten Urfassung von 1840. Partner am Bösendorfer-Hammerflügel war Masato Suzuki, Sohn des Gründers des hochgerühmten Bach Collegium Japan, Masaaki Suzuki, und selbst inzwischen vielseitig erfolgreicher Pianist und Dirigent.

Lässt man den Spätnachmittag Revue passieren, gewinnt man die Überzeugung, dass ein anderer Liedanfang aus der "Dichterliebe" den Kern des Konzerts besonders gut getroffen hat: "Aus alten Märchen winkt es, hervor mit weißer Hand, da singt es und da klingt es, von einem Zauberland." Mit den Werken Heinrich Heines, von dem alle Gedichte hier stammten, war Schumann von Jugend an vertraut. Dominik Wörner verstand sich insofern in erster Linie als spannender und sehr flexibler Geschichtenerzähler. Die Zuhörer hingen ihm quasi an den Lippen und verfolgten jedes Wort, sodass es ganz überflüssig war, ihnen die Texte auch gedruckt vorzulegen.

So, wie der Charakter der Lieder variierte, veränderte sich auch der Zugriff des Sängers, wobei dabei ein übergeordneter Spannungsbogen entstand: Das Eingangslied "Im wunderschönen Monat Mai" wurde mit ganz weichem, mit zartem Pedalschleier angereichertem Klavierklang eröffnet. Dominik Wörner folgte mit klarer, aber sehr auf die Linie bedachter Tongebung.

In spielerisch-versiertem Parlando entwickelte sich in "Die Rose, die Lilie, die Taube" dennoch eine ganz kraftvoll-geerdete Note, weil der Klavierbass eine kernig intonierte Gegenstimme beisteuerte. Ganz einfach in der Diktion, aber ganz sorgsam in der Wiedergabe durch Singstimme und Klavier hinterließ "Ich will meine Seele tauchen" einen wunderbar schlichten Eindruck. Bedeutungsschwere Akkorde und straff punktierte Rhythmen im Hammerklavier legten in "Im Rhein, im heiligen Strome" die Basis für die sehr kraftvolle Tongebung des Sängers, die auch in der Tiefe noch klangvoll geriet. "Das ist ein Flöten und Geigen" überzeugte im Gleichgewicht der Stimmen, wobei der klangfarbliche Reichtum des Hammerklaviers auch anschaulich den Text illustrierte.

In der ersten Konzerthälfte waren eine Reihe weiterer Schumann-Lieder erklungen, die nicht in einem Zyklus gefasst, aber dennoch einem organischen Bogen gefolgt waren. Am Ende gab es als Zugabe "Mit Myrthen und Rosen" aus Schumanns Liederkreis op. 24.

© SZ vom 08.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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