Grafrath:Katharina Schulze begeistert die Grünen

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Die Fraktionsvorsitzende im Landtag wirft dem Bundeskabinett und der bayerischen Landesregierung vor, nichts gegen Klimawandel und Rechtsextremismus zu unternehmen. Von den 200 Besuchern in Grafrath erhält sie kräftigen Applaus

Von Manfred Amann, Grafrath

Motiviert und selbstbewusst hat der Ortsverband Ampermoos von Bündnis 90/Die Grünen am Montag den Wahlkampf eröffnet und seine Gründung vor 30 Jahren gefeiert. Für viele der fast 200 Besucher der Veranstaltung im Grafrather Bürgerstadl, die von der jungen Bläsergruppe Porvisorium aus Kottgeisering und der Rock-Band The Recyclers aus Maisach mitgestaltet wurde, war der Auftritt von Katharina Schulze der Glanzpunkt des Abends. Lässig, meist die linke Hand in der Rocktasche, die andere am Mikrofon, brachte die 35 Jahre zählende starke Frau der Grünen, die in Herrsching aufwuchs und in Gilching Abitur machte, die Besucher zu frenetischen Begeisterungsausbrüchen. Vorstandsmitglied und Moderatorin Helma Dreher hatte die Fraktionssprecherin im bayerischen Landtag als die "beste Rednerin der Grünen, die auch im Bierzelt auftreten kann", vorgestellt und nicht übertrieben. Schulze wetterte über eine Stunde lang frei redend über die Tatenlosigkeit vieler Landes- und Kommunalpolitiker, um dem Klimawandel entgegenzutreten sowie um den Rechtsextremismus und den Rassismus auszubremsen.

"Markus Söder umarmt jeden Baum, wenn ein Foto gemacht wird, aber tatsächlich passieren tut nicht viel, das so genannte Klimapaket ist nicht Mal ein Paketchen", beklagte Schulze und warf den "großen Parteien" und der großen Koalition vor, in Untätigkeit zu verharren, obwohl mittlerweile selbst die Jüngsten der Gesellschaft in den "Fridays-for-Future-Demonstrationen" ihre Sorge um die Zukunft zum Ausdruck brächten. In Rage redete sich die Abgeordnete bei dem Vorwurf an alle Parteien, zu wenig gegen den anwachsenden Rechtsextremismus zu tun und forderte Beratungsstellen für alle, die von Aktionen betroffen sind oder bedrängt und sogar bedroht werden. "Wir brauchen mehr Demokratieunterricht in der Schule, und der Rechtsstaat muss endlich zeigen, dass er Instrumente dafür hat, undemokratisches und gesellschaftsfeindliches Verhalten zu bekämpfen", forderte die Landespolitikerin.

Seit 30 Jahren besteht der Ortsverband Ampermoos. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Ferner wollen die Grünen das "Windradverhinderungsgesetz 10 H" abschaffen und für die intensivere Nutzung erneuerbarer Energien eintreten "um schnell von den fossilen Energieträgern wegzukommen". Und sie wollen sich für eine "Mobilitätsgarantie" stark machen. Alle Orte ab 200 Einwohner sollten Anspruch darauf haben, wenigstens stündlich den öffentlichen Personennahverkehr von früh bis spät nutzen zu können. 2020 soll laut Schulze ein "Jahr der Frauen" werden, damit gleiche Chancen und Bezahlung nicht nur Worthülsen bleiben. "Du kriegst die Welt nicht besser gemeckert, du musst die Welt besser machen", ist Schulzes Leitspruch.

Auch Jan Halbauer, der Landrat Thomas Karmasin ablösen will, sprach von Untätigkeit. Statt nur zu verwalten, müsse man auf Kreisebene mehr gestalten. "Hinsichtlich des S-4-Ausbaus müsste viel mehr Druck gemacht werden", verlangte Halbauer, der auch die Renaturierung der Amper angehen will, ebenso den Schutz des Ampermooses als CO₂-Speicher. "Man muss nur wollen und sich vehement dafür einsetzen, dann kann das Ziel noch erreicht werden, 2030 einen klimaneutralen Landkreis zu haben", sagte der Bezirks- und Kreisrat. Karmasin in die Stichwahl zu zwingen und dann zu siegen, sei sein Ziel. Dafür bat Halbauer die Versammelten um Unterstützung.

Mit den Grünen im westlichen Landkreis feiern in Grafrath Gabriele Triebel, Katharina Schulze und Jan Halbauer. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Zu Beginn der Auftaktversammlung gaben die Vorsitzenden Monika Glammert-Zwölfer und Thomas Prieto Peral als Wunschziel vor, bei der Kommunalwahl möglichst viele Sitze in den Gemeindeparlamenten zu erobern, um grüne Vorstellungen von umwelt- und bürgerfreundlicher Politik durchsetzen zu können. In einem Rückblick dankten die beiden Grafrather Spitzenkandidaten vor allem Elke und Roger Struzena für ihre "Gründungsaktivität vor 30 Jahren und für ihre Aufbauarbeit seither". Besonders wichtig seien "Respekt und Toleranz" in politischen Auseinandersetzungen, mehr Sicherheit für Fußgänger und Radfahrer sowie mit möglichst vielen auch kleinen Maßnahmen den Klimawandel zu stoppen, befand Prieto Peral. "Wenn wir jetzt nichts ändern, ändert sich alles", ergänzte Glammert-Zwölfer, bevor die Landtagsabgeordnete für den Stimmkreis Landsberg/Fürstenfeldbruck West, Gabriele Triebel, und Helma Dreher die Kandidaten im Ortsverband Ampermoos vorstellten.

© SZ vom 15.01.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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