Grafrath:Häuser für Einheimische

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Grafrath weist 6500 Quadratmeter Baugrund in Mauern aus

Von Manfred Amann, Grafrath

Ortsansässige Grafrather sollen die Chance erhalten, im Gemeindebereich zu günstigen Konditionen Wohneigentum zu schaffen. Nach kontroverser Beratung hat der Gemeinderat jetzt einstimmig beschlossen, am südwestlichen Rand des Ortsteils Mauern auf etwa 6500 Quadratmetern Grund Baurecht für zehn bis zwölf Einfamilienhäuser zu schaffen und diese nach sozialen Kriterien zu vergeben. Mit zehn gegen sechs Stimmen votierten die Ortspolitiker obendrein dafür, die Baugrundstücke "in angemessener Höhe unter dem Bodenrichtwert" zu verkaufen, um den Häuserbau bezahlbar zu machen. Der Verkaufspreis soll absehbar festgelegt werden. Ebenso soll ein Katalog für Bedingungen erarbeitet werden, die erfüllt werden müssen, um eine der günstigeren Bauparzellen erwerben zu können.

Mit dem Beschluss folgt der Gemeinderat einer wesentlichen Vorgabe im Ortsentwicklungsplan, der im vergangenen Jahr mit Bürgerbeteiligung erarbeitet wurde, nämlich bezahlbaren Wohnraum zu schaffen und Einheimischen die Möglichkeit zu geben, in Grafrath in eigenen vier Wänden leben zu können. "Der Bedarf ist vorhanden, daher sollten wir den Schritt gehen und vor allem jungen Grafrathern die Möglichkeit geben, Eigentum zu bilden und dauerhaft in der Gemeinde bleiben zu können", riet CSU-Sprecher Gerald Kurz. Wie Bürgermeister Markus Kennerknecht (parteifrei) erläuterte, gehört der Grund der Gemeinde, daher müsse der Gemeinderat nun entscheiden, ob und zu welchem Preis der Grund an welchen Personenkreis abgeben werden könne. Da von einigen Gemeinderäten darauf verwiesen wurde, dass das bislang allgemein angewandte klassische Einheimischen-Modell aus EU-rechtlichen Gründen nicht mehr möglich sei, versicherte Kennerknecht, dass es nach neuesten Rechtsbetrachtungen durchaus Möglichkeiten gebe, in einem bestimmten Rahmen und unter besonderen Rücksichten ortsansässigen Preisvorteile beim Erwerb von Baugrund einzuräumen. Kritisch betrachtet wurde, die möglichen Nutznießer auf Ortsansässige zu begrenzen.

So wünschte sich Roger Struzena die Vergabekriterien "möglichst offen" zu gestalten und auch Familien und Menschen, die in Grafrath arbeiten, einzubeziehen. Ferner sprach sich der Gemeinderat der Grünen dafür aus, auch die Vergabe von Baugrund in Erbpacht zu erwägen. Dem schloss sich auch Burkhard von Hoyer (Bürger für Grafrath) an, denn damit bliebe die Gemeinde Eigentümer, könnte Grund ebenso nach sozialen Erwägungen vergeben und auch noch über Jahrzehnte Pacht kassieren. Klaus Rüth (Grafrather Einigkeit) indes ginge eine solche Regelung "völlig gegen den Strich". "Erbpacht ist das Schlimmste, was es gibt, das ist modernes Raubrittertum", sagte Rüth und hob hervor, dass der Verkauf zu einem niedrigeren Preis durchaus auch eine soziale Ausrichtung habe. Einig sind sich die Gemeindepolitiker darin, dass in Mauern keine preisgünstigen Kauf- oder Mietwohnungen errichtet werden sollen. Geschosswohnungsbau würde der dörflichen Struktur zuwider laufen und wäre auch wegen der Lage abseits von S-Bahn und Hauptverkehrsachsen aus verkehrlicher Sicht keine gute Lösung, befand dazu Bürgermeister Kennerknecht.

© SZ vom 15.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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