Grafrath:Grafrather wollen Schutzgebiet erhalten

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Das Bürgerbegehren siegte in beiden Stimmbezirken, die in der Schule ihr Wahllokal hatten. (Foto: Günther Reger)

Beim Bürgerentscheid erhält das von einem Aktionsbündnis initiierte Begehren, das Gewerbegebiet nicht zu erweitern, 56 Prozent Zustimmung. Die Gemeinde wird damit auf eine Vergrößerung verzichten

Von Heike A. Batzer, Grafrath

Die Grafrather wollen das Landschaftsschutzgebiet im Nordosten der Gemeinde so erhalten wie es ist und kein Gewerbe dort ansiedeln. Beim Bürgerentscheid am Sonntag erhielt das von einem Aktionsbündnis initiierte Bürgerbegehren die Mehrheit. 899 Grafrather stimmten dafür, dass die Gemeinde ihr Vorhaben aufgeben soll, das Gewerbegebiet Wahlfeld zu erweitern - das ist eine Zustimmung von 56 Prozent. 549 waren dagegen. Das Ratsbegehren, das die Gemeinde dem Bürgerbegehren entgegenstellte und das für eine Erweiterung des Gewerbegebiets um 14 000 Quadratmeter plädierte, wurde 839 Mal abgelehnt - also von 52 Prozent der Abstimmenden. 703 beantworteten das Ratsbegehren mit Ja. "Wir freuen uns natürlich, dass wir uns durchgesetzt haben. Das Ergebnis beweist, dass dies hier keine Partikularinterssen sind, wie uns vorgeworfen wurde", sagte Martin Hoffmann, einer der Initiatoren des Aktionsbündnisses.

Die Grafrather stimmten schon zum dritten Mal in zweieinhalb Jahren mit einem Bürgerentscheid über die Gemeindepolitik ab. Das hochsommerliche Badewetter war möglicherweise allzu gut, die Wahlbeteiligung lag bei knapp 54 Prozent: Von 2991 Wahlberechtigten beteiligten sich 1607 Bürger von Grafrath und Mauern.

Auch die freiwilligen Helfer in den Wahllokalen konnten sich den Sonntag nicht so gemütlich machen, wie sie das wohl gerne getan hätten. Zumindest bestand die Aussicht, dass jene, die abends für die Auszählung der Stimmen verantwortlich und gleichzeitig Fußballfans waren, pünktlich zum Anstoß des EM-Endspiels zu Hause sein konnten. Es dauert bis 19.35 Uhr, bis das Gesamtergebnis vorlag. Vor allem die Vertreter des Aktionsbündnisses hatten sich im Rathaus eingefunden, um das Ergebnis aus erster Hand zu erfahren. Das Bürgerbegehren siegte in beiden Stimmbezirken, die in der Schule ihr Wahllokal hatten, und auch bei jenen 23,5 Prozent der Abstimmenden, die sich per Briefwahl geäußert hatten. Das Ratsbegehren erhielt einzig im Stimmbezirk am Bürgerstadel eine Mehrheit.

Martin Hoffmann vom Aktionsbündnis hofft nun, "dass wieder Ruhe reinkommt in Grafrath". Zuvor hatten sich die Initiatoren zunehmenden Anfeindungen ausgesetzt gefühlt. Susanne Linder, ortsansässige Kinderärztin und Mitglied des Aktionsbündnisses, appellierte deshalb am Sonntagabend noch im Bürgeramt des Rathauses an die Unterlegenen, sich fair zu verhalten: "Wir haben Ihnen nichts getan."

Bürgermeister Markus Kennerknecht (parteifrei) nannte das Ergebnis "eindeutig". Das müssen wir so akzeptieren". Als Konsequenz werde die Gemeinde die Bemühungen um eine Erweiterung des Gewerbegebiets einstellen und den beim Landratsamt schon vor einem Jahr eingereichten Antrag auf Herausnahme von 26 000 Quadratmetern Fläche aus dem Landschaftsschutzgebiet zurückziehen. Zuletzt hatte die Gemeinde diese Fläche im Ratsbegehren auf 14 000 Quadratmeter reduziert. Der Brucker Kreistag braucht nun nicht mehr darüber abzustimmen. Dass die strittige Fläche gleichzeitig als Landschaftsschutzgebiet und im Flächennutzungsplan der Gemeinde als potenzielle Gewerbefläche ausgewiesen ist, bleibt so bestehen.

© SZ vom 11.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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