Grafrath:Grafrather gehen ans Netz

Lesezeit: 2 min

Will die Gemeinde für Familien sowie für Unternehmen möglichst attraktiv machen: Grafraths Bürgermeister Markus Kennerknecht. (Foto: privat)

Von Herbst 2016 an sollen alle Haushalte über einen Zugang zu einem leistungsfähigen Breitbandnetz verfügen. Der Gemeinde kostet das schnellere Internet 120 000 Euro

Von Manfred Amann, Grafrath

Die Gemeinde Grafrath rüstet sich für die digitale Zukunft. Vom Herbst nächsten Jahres an sollen alle Haushalte im Dorf und im Ortsteil Mauern Zugang zu einem modernen, leistungsstarken Breitbandnetz haben. "Es wird so leistungsfähig sein, dass Telefonieren, im Internet surfen und Fernsehen gleichzeitig möglich ist", versprach der kommunale Ansprechpartner für den Netzausbau in Oberbayern bei der Telekom, Ralf Niepel, nachdem der Ausbauvertrag mit der Gemeinde unterzeichnet war. Die Kosten für den Ausbau mit VDSL-Technik werden von der Telekom, die das Ausschreibungsverfahren gewonnen hatte, mit knapp 590 000 Euro angegeben. Davon werden laut Bürgermeister Markus Kennerknecht 80 Prozent im Rahmen der Breitbandinitiative Bayern erstattet, so dass die Gemeinde noch etwa 120 000 Euro zahlen muss.

"Es ist uns wichtig, die Breitbandversorgung so schnell und technisch so gut wie möglich zu optimieren, um den Ort diesbezüglich möglichst attraktiv zu machen", erklärte Kennerknecht. Deshalb habe die Gemeinde im Haushalt 2015 mehr als 700 000 Euro bereitgestellt. Dass die Kosten nun geringer ausfallen, sei der intensiven Vorbereitungsarbeit der Firma Converse GmbH aus Seefeld geschuldet, die auch die Ausschreibung vorgenommen hatte. Die Leitungsfähigkeit des Datennetzes sei eines der wichtigsten Entscheidungskriterien, wenn es um den Zuzug von Familien und besonders von Unternehmen und Dienstleistern gehe, ergänzte Gerald Kurz. Der Referent des Gemeinderates für Gewerbe und Infrastruktur erinnerte daran, dass schon einmal die Gefahr bestanden habe, dass ein international agierendes Unternehmen abwandert, weil im Ort die Leitungsfähigkeit des Datennetzes nicht ausreichend gewesen sei.

Nun aber soll das Leitungsnetz insgesamt so ausgebaut werden, dass es auch gewerblichen Anforderungen entspricht und an zukünftige Entwicklungen angepasst werden kann. Der nun vereinbarte Netzausbau wird laut Thilo Kurtz von der Telekom überall Übertragungsgeschwindigkeiten zwischen 30 und 50 Megabit im Download ermöglichen. Bislang werden in vielen Teilen der Gemeinde nicht einmal zehn Megabit erreicht. Gemäß Grobplanung werden rund sieben Kilometer Glasfaserkabel verlegt und 14 Multifunktionsgehäuse (MFG) so an Straßenrändern aufgestellt, dass die Entfernungen zu den Hausanschlüssen möglichst kurz sind. Hierzu merkte Kennerknecht an, dass man nun nicht befürchten müsse, dass im Ort alle Straßen aufgerissen werden. Viele der nötigen Installationen ließen sich einfacher erledigen. Die Multifunktionsgehäuse etwa sind mit intelligenter Technik ausgestattete Verteilerkästen. Sie werden per Glasfaserkabel mit der örtlichen Verteilerstelle verbunden, während auf der Strecke vom MFG bis zum Hausanschluss die vorhandenen Kupferkabel genutzt werden.

Das Herzstück ist der MSAN (Multi Service Access Note), der die Datenpakete aus dem Glasfaserkabel entsprechend den Adressaten auf die Kupferkabel verteilt. 23 Anwesen in den Bereichen Jahrholzweg und Amperau werden nach Zustimmung der Eigentümer direkt an ein Glasfaserkabel angeschlossen, weil ihre abseitige Lage dies erforderlich macht. "Am schwierigsten" sei es gewesen, für den Ortsteil Mauern ein optimale Lösung zu finden, befand Diplomingenieur Roland Werb von der Corwese GmbH. Man habe aber eine Lösung gefunden, die sogar dazu führen werde, dass in Mauern höhere Übertragungsgeschwindigkeiten möglich sind, als im Hauptort. Beim Ausbau kommt die Vectoring-Technik zum Einsatz, die eigentlich Übertragungsleistungen bis 100 Megabit ermöglichen würde. "Leider lassen die Förderrichtlinien die Kapazitätserweiterung nicht zu", bedauerte Kurtz. Derzeit werde mit den zuständigen staatlichen Stellen darüber verhandelt, sagte der Telekomvertreter. Sobald die Freigabe da sei, werde man diese Erweiterung auch in Grafrath ermöglichen, ohne zusätzliche Kosten für die Gemeinde und die Nutzer.

Am Anfang steht die Feinplanung, sobald es im Frühjahr möglich ist, sollen die Glasfaserkabel verlegt und die Verteilerkästen aufgestellt werden. "Rechtzeitig bevor im Herbst 2016 die Anschlüsse hergestellt werden, werden alle Haushalte informiert", versprach Niepel von der Telekom.

© SZ vom 09.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: