Grafrath:Geschichte verschwindet

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Abriss des Grafrather "Klosterwirts" endgültig besiegelt

Von Manfred Amann, Grafrath

Der neue Eigentümer, die MG Baubetreuung GmbH in Fürstenfeldbruck, lässt das ehemalige Klosterwirt-Gebäude in Grafrath abreißen und durch ein Wohngebäude ersetzen. Im Stadel mit dem unter Denkmalschutz stehenden böhmischen Gewölbe soll ebenfalls Wohnraum geschaffen werden. Die Stellplätze sollen in einer Tiefgarage und neben den Gebäuden, beziehungsweise vor dem Stadel angelegt werden. Nachdem der Bauwerber aufgrund der ersten Beratung die Planung etwas abgeändert hatte, hat der Bauausschuss den Antrag nun abgesegnet.

Obwohl dem Wunsch der Gemeinde entsprechend der Neubau mit den gleichen Außenmaßen errichtet und am Stadel nur geringe Änderungen vorgenommen werden sollen, war der erste Planungsentwurf, im Bauausschuss im Beisein von etwa 30 Besuchern sehr kritisch diskutiert worden. Das Konzept sieht vor, ein Gebäude mit einer Kubatur wie das ehemalige Wirtsgebäude an der gleichen Stelle sowie mit derselben Ausrichtung zu bauen. Darin sollen 16 Wohneinheiten unterschiedlicher Größe Platz finden. Im Stadel will der Bauwerber weitere acht Wohnungen unterbringen. In dem unter Denkmalschutz stehenden Bereich ist eine große "Premium-Wohnung" mit großen Zimmern geplant, in der das zu schützende das Gewölbe gut zur Geltung kommen soll.

Im Bauausschuss wurde dies kritisch betrachtet. Es könne ja sein, dass dem Denkmalschutz damit genüge getan sei, aber das Gewölbe werde in einer Privatwohnung verschwinden und kaum jemand werde es jemals zu sehen bekommen, befand Peter-Michael Kaifler (Grüne). Einigen gefällt die ausschließliche Wohnnutzung ebenso wenig wie den Mitgliedern des Arbeitskreises, die vor dem Verkauf durch die Erbengemeinschaft noch Leitlinien dafür erarbeitet hatten, welche Nutzung die Gemeinde mit Unterstützung der Städtebauförderung anstreben sollte. Die Erbengemeinschaft hatte dies aber abgelehnt.

In einem Brief an Bürgermeister Markus Kennerknecht (parteifrei) und von Ausschussmitgliedern war gefordert worden, wenigstens auf ein Café oder ein Bistro mit Freisitz oder Biergarten für Radfahrer, Pilger und Bürger zu drängen. "Gastronomie ist für den Bauwerber keine Option", sagte dazu Kennerknecht. Über die weitere Forderung, die Fassadengliederung an die des alten Wirtsgebäudes anzugleichen, werde man aber reden können. Ausschlaggebend werde aber sein, wie die Denkmalschützer die Planung bewerten. Da der Bebauungsplan "Rasso-Siedlung" keine Tiefgarage vorsieht, wurde die Befreiung von dieser Festsetzung beschlossen. Kaifler sieht durch die Tiefgarage die Grundzüge der Planung berührt, was eine Änderung des Bebauungsplanes zur Folge haben müsste.

Diese Ansicht teilt Kennerknecht nicht. Außerdem habe der Gemeinderat zurückliegend eine "Planänderung im Nachhinein" aus Gründen des Vertrauensschutzes abgelehnt. Klau Rüth (GE) hatte moniert, dass oberirdisch 39 Stellplätze vorgehen sind, acht davon für Besucher. Man sollte auf jeden Fall deutlich mehr unter die Erde bringen oder eine bessere Stellplatzlösung finden, um das Ensemble besser zur Geltung zu bringen, lautet seine Forderung, die von der Mehrzahl der Ausschussmitglieder mitgetragen worden war. 13 Stellplätze sollten ursprünglich unter die Erde, aufgrund der Kritik hat der Bauwerber nun oberirdisch drei weggenommen und macht die Tiefgarage um drei Plätze größer. Unklar war, ob größere Bäume, beseitigt werden müssen. Wie Kennerknecht nun informierte, kann zumindest die alte Linde stehen bleiben.

© SZ vom 24.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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