Grafrath:Feste Partnerschaft

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Klaus-Dieter Nerlich hat die Goldene Sichel erhalten. (Foto: privat/oh)

Grafrath und Lyons-la-Forèt pflegen seit 2009 Kontakte

Von Manfred Amann, Grafrath

Die Partnerschaft zwischen Grafrath und Lyons-la-Forèt hat mit einer Urlaubsreise begonnen. Als Klaus-Dieter und Elisabeth Nerlich 2009 nach Nordfrankreich reisten, erfuhren sie von einer Einheimischen, dass ihr Heimatdorf gerne eine deutsche Partnergemeinde finden würde. Da Nerlich, der damals noch im Gemeinderat Grafrath mitwirkte und von den positiven Erfahrungen mit der bestehenden Gemeindepartnerschaft mit Polgardi in Ungarn wusste, gleich "anbiss", kam es zu einem Gespräch mit dortigen Ortspolitikern.

Damit war der Grundstein für eine deutsch-französische Beziehung gelegt, die nun nach etwa acht Jahren in einer Jumelage gipfeln soll. So hat es jedenfalls der Gemeinderat von Grafrath unlängst einstimmig beschlossen. Nach der Rückkehr aus dem Urlaub hatte Nerlich im Gemeinderat den Wunsch der Franzosen vorgetragen. "In den ersten beiden Jahren haben wir den Kontakt noch rein privat gehalten", erinnert sich der 73-Jährige, der 27 Jahre lang, bis 2014, im Grafrather Entscheidungsgremium mitwirkte und ebenso lange dem SPD-Ortsvorstand angehörte. Nach seinem Anbandeln mit Lyons scharte er Interessierte um sich und gründete 2012 den Deutsch-Französischen Verein (DFV), den er seither auch leitet. Fast zeitgleich wurde in Lyons ein Französisch-Deutscher Verein ins Leben gerufen. Seither besuchen sich Delegationen der beiden Kommunen im Jahreswechsel gegenseitig. "Und jetzt ist die Zeit reif, die gewachsene Freundschaft mit einer offiziellen Gemeindepartnerschaft zu krönen", findet Nerlich.

Geboren ist er in der Nähe von Breslau, aufgewachsen in Bayreuth, wo er Abitur machte, um dann in München Raumfahrttechnik zu studieren. Sein Arbeitsleben verbrachte der Vater zweier Söhne hauptsächlich beim TÜV in München, zuletzt als Hauptabteilungsleiter. 1976 zog die Familie nach Grafrath, wo sich Nerlich in etlichen Vereinen engagierte. Wenn er von seinem "lieb gewonnenen Örtchen" in der Normandie spricht, das 100 Kilometer nördlich von Paris liegt und etwa 70 Kilometer südlich von Le Havre, kommt Nerlich ins Schwärmen. In Lyons lebten zwar nur 750 Menschen (in Grafrath knapp 4000), die Region habe aber so viel zu bieten, dass jährlich Tausende von Touristen dort Urlaub machten. Von vier Hotels und fünf Restaurants wie in Lyons könne Grafrath nur träumen, erzählt Nerlich. Ebenso von einem schönen Marktplatz, der von nordischen Fachwerkhäusern umgeben ist, und auf dem in einer reizvollen, alten Markthalle und drum herum das Leben pulsiert. Der DFV-Chef findet es zudem interessant, dass es in dem französischen Dorf wie in Grafrath einen Versuchsgarten gibt, der dort Arboretum heißt. Und es existieren dort sogar zwei Klosteranlagen, wenngleich diese nicht mehr von Mönchen genutzt werden. Obendrein lebten zumindest zeitweilig berühmte Musiker in beiden Dörfern. In Grafrath verbrachte Carl Orff Ferien und Urlaub und in Lyons hatte sich Maurice Ravel, der "Bolero-Komponist", ein Heim eingerichtet.

Nerlich ist sich bewusst, dass eine Gemeindepartnerschaft nur mit Leben erfüllt werden kann, wenn möglichst viele Bürger dafür gewonnen werden. "Es wird vordringlichste Aufgabe des Vereins sein, den Austausch von Vereinen und Gruppen zu organisieren", hat er sich vorgenommen, besonders gelingen sollte es, Jugendliche zu begeistern. Der DFV beteiligt sich am kulturellen Leben in Grafrath und betreibt einen Stand beim Brückenfest und auf dem Christkindlmarkt. An jedem zweiten Mittwoch im Monat findet um 20 Uhr im "Dampfschiff" ein Stammtisch statt, bei schönem Wetter im Freien. Es gibt französischen Rotwein und Musik.

© SZ vom 04.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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