Wenn Heiner Graf aus seinem Leben erzählt, sprudelt aus ihm ein Mix aus leidenschaftlicher Erinnerung, Spannung, Nachdenklichkeit und einem Quäntchen Humor. An diesem Samstag liest der 71-jährige bei den "Sommerabenden in Grafrath" aus seinem Erstlingsroman, dem Krimi "Flieg, wenn du kannst!" Musikalisch begleitet wird der ehemalige Sonderschullehrer von der Grafrather Cellistin Anne Braatz. "Es verspricht, eine spannende Lesung zu werden", so Grafraths Kulturreferentin Sybilla Rathmann.
"Mein Hobby, mein eigentliches Metier war seit meiner Kindheit das Dichten in bayerischer Sprache", sagt Heiner Graf. Seine vier Gedicht- und Geschichten-Büchlein mit den Titeln "Lausige Zeit'n", "Hauptsach, mia ham no a Tradition", "Erinnerung an d'Schulzeit" und, "Z' koid zum Sitznbleim" lassen unverkennbar auf eine heimatliche Verse-Schmiede schließen. Und sie spiegeln Grafs Talent wider, sich in Menschen und in ihre Stärken und Schwächen hineinzudenken. Seine Frau hat den Vater zweier Töchter motiviert: "Schreib halt amoi an Roman", habe die gesagt, verrät er mit einem Lächeln um die Mundwinkel. Nach intensiven Recherchen sei dann tatsächlich ein Roman entstanden, "der mir sehr viel abverlangt hat". Zwischen dem Dichten und dem Romanschreiben hatte sich Graf auch noch ganz anders betätigt: Er schrieb deutsche Schlager-Texte, und zwar mit großem Erfolg. Anfang der Neunzigerjahre habe er die lange Zeit des Dichtens in bayerischer Mundart aufgegeben und sich auf Anregung eines Musikers mit dem Schreiben von Schlagertexten befasst. Dass auf dessen CD dann gleich acht seiner Texte zu hören waren, hatte ihn selbst überrascht. "Damit war die Tür geöffnet", erinnert sich Graf. Seine neue Freizeitbeschäftigung brachte ihm schließlich für den Text des Liedes "Sommernacht am Lago Maggiore", den Audrey Landers seinerzeit sang, im Jahre 1995 sogar die "deutsche Schlagertrophäe" ein. 2003 schrieb er für die Südtirolerin Belsy (Demetz) den Text für das Lied "Heimat entsteht", mit dem die Sängerin beim Internationalen Grand Prix der Volksmusik den dritten Platz erreichte.
Dass er mit dem Kriminalroman erneut einen neuen Weg einschlug, führt Heiner Graf auf den Reiz zurück, neue Herausforderungen anzunehmen. Und dies waren die umfangreichen Recherchen sicherlich, denn der Krimi beginnt in Argentinien und endet im Landkreis Fürstenfeldbruck und in Grafrath. "Ich habe viel Zeit mit dem Nachdenken verbracht, wie ich von Südamerika in die Heimat komme", erinnert sich der gebürtige Landsberger, der seit 1978 in Grafrath lebt. Der Kriminalroman dreht sich um ein kleines Mädchen in Argentinien, das mit seinen Eltern entführt wird und deren Ermordung mit ansehen muss. Nach ihrem Erwachsenwerden in einer Offiziersfamilie folgt sie der Spur der Mörder bis nach Deutschland. Dabei erlebt sie Morde und Intrigen. Und weil Graf auch historische Ereignisse wie zum Beispiel das grausame Regime der Militärjunta in Argentinien einfließen lässt, ist eine spannende Geschichte mit zeitkritischen Bezügen und fesselnden Handlungen entstanden. Passagen daraus präsentiert der Autor am Samstag von 19 Uhr an auf dem Rathausvorplatz.