Grafrath:Es fährt ein Zug nach nirgendwo

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Wann fährt der nächste Zug? Das Rätselraten in Grafrath soll noch bis Ende Juli weitergehen. Dann kommt Ersatz für einen defekten Zuganzeiger. (Foto: Günther Reger)

Am Bahnhof in Grafrath fehlen seit Monaten die Anzeigetafeln und damit die Informationen für die Fahrgäste

Von Peter Bierl, Grafrath

Auf dem Bahnhof funktionieren die elektronischen Anzeigetafeln nicht, und das schon seit Monaten. Das Kundenmanagement der Deutschen Bahn spricht von einem Schaden größeren Umfangs. Besonders ärgerlich ist der Ausfall für Reisende, die nur gelegentlich die S-Bahn benutzen, sowie in den Pfingstferien, als wegen Arbeiten an den Gleisen im Brucker Bahnhof ein Notbetrieb galt. Die Züge fuhren ungefähr einmal in der Stunde und oft auch noch abweichend vom Notfahrplan etwas früher, wie Hartwig Hagenguth festgestellt hat. Der frühere Bürgermeister und amtierende Gemeinderat von Grafrath wandte sich deswegen an die Bahn.

Er bekam am 20. April per E-Mail vom Kundenmanagement mitgeteilt, dass die Reparatur des Anzeigers "selbstverständlich bereits beauftragt" sei. Allerdings könne man ihm keinen verbindlichen "Instandsetzungstermin" mitteilen, da die beauftragte Firma durch Umstrukturierung Probleme habe, den Auftrag abzuwickeln. "Selbstverständlich sind uns die Einschränkungen bezüglich der Reisendeninformation durchaus bewusst, die durch den langfristigen Ausfall der Zugzielanzeiger hervorgerufen werden. Wir werden unsere Auftragsfirma nochmals auf die derzeitigen Gegebenheiten am Bahnhof Grafrath hinweisen, um die Wichtigkeit der Zuganzeiger aufzuzeigen", heißt es in dem Schreiben weiter. Schließlich folgt wie in solchen Fällen üblich der Appell an die Geduld, leider könne man "im Moment keine positivere Nachricht übermitteln".

Die Anzeiger sind nach drei Monaten immer noch nicht repariert, und bessere Nachrichten hat Hagenguth auch nicht erhalten. Schließlich wandte er sich vor etwa einer Woche nochmals an die Bahn, erhielt aber dieses Mal gar keine Antwort. Er wies darauf hin, dass in den Sommerferien erneut ein Notfahrplan gilt, weil an der Strecke zwischen Bruck und Pasing die Gleise erneuert werden. Hagenguth pocht darauf, dass die beiden Zugziel- und Abfahrtsanzeigen bis spätestens dahin repariert sind. Notfalls müssten von anderen S-Bahn Stationen vorübergehend entbehrliche Anzeiger abmontiert und in Grafrath aufgestellt werden, lautet sein Vorschlag. Die Kosten dafür könne die Bahn sicher der in der E-Mail vom 20. April genannten Auftragsfirma in Rechnung stellen.

Eine ganz neue Erklärung gab ein Sprecher der Bahn am Freitag der SZ. Demnach sind die Störungen an den Anzeigetafeln von Gleis 1 sowie dem Mittelbahnsteig unabhängig voneinander im Abstand von mehreren Wochen aufgetreten. In beiden Fällen habe die Bahn einen Techniker geschickt, der jeweils meldete, dass die Schäden so groß seien, dass neue Geräte installiert werden müssten. Die gute Nachricht ist, dass der erste neue doppelseitige Zugzielanzeiger bis Ende Juli, also noch vor Beginn der Bauarbeiten, am Bahnsteig von Gleis 1 aufgehängt werden soll, wie der Sprecher der Bahn versicherte. Dort stehe die Mehrzahl der Fahrgäste. Auf den zweiten Anzeiger für den Mittelbahnsteig müssen Fahrgäste jedoch bis Ende September warten. Das sei bedauerlich, aber Fahrgäste in Grafrath würden nicht ohne Informationen bleiben. Hinweise zum Fahrplan würden über Lautsprecher durchgesagt.

© SZ vom 11.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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