Grafrath:Ein großer Parkplatz mitten im Ort

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Grüner kritisiert das Stellplatzkonzept für geplanten Supermarkt im Zentrum. Die Mehrheit im Bauausschuss lobt den Entwurf dagegen als Ideallösung

Von Manfred Amann, Grafrath

Nach Jahren kontroverser Beratungen über die Ansiedlung eines Supermarktes in der Ortsmitte von Grafrath, der dem Ergebnis eines Bürgerentscheides zufolge ausdrücklich erwünscht ist, zeichnet sich nach Ansicht einer Mehrheit im Bauausschuss so etwas wie eine "Ideallösung" ab. Burkard von Hoyer (Bürger für Grafrath) zerriss den Gebäudekomplex zwar als "Scheune, die auch in Afrika stehen könnte", votierte aber dann doch für die Fortsetzung der Planung auf der Basis des Entwurfs. Nur Peter-Michael Kaifler (Grüne) lehnte ihn ab, aus städtebaulicher Sicht sei er nicht zu vertreten.

Die Allgäuer Lebensmittel-Handelskette Feneberg möchte auf dem ehemaligen Damian-Grundstück einen Markt eröffnen, der mit einer Verkaufsfläche von etwa 860 Quadratmetern deutlich kleiner ist als die Flächen, die zuerst Edeka und dann Rewe forderten. Außerdem soll der Komplex weiter nach hinten verschoben werden, sodass an der Hauptstraße her ein großer Vorplatz entsteht, auf dem 47 Stellplätze ausgewiesen sind. Insgesamt sollen statt der erforderlichen 74 Parkplätze 94 angelegt werden. 15 davon, die für Wohnungen und Gewerbe vorgesehen sind, sollen in einer Tiefgarage unterkommen, die über die Westseite zu erreichen wäre. 15 weitere Parkplätze für Gewerbe und Personal sollen oberirdisch im hinteren Bereich östlich des Gebäudes in der Anlieferzone angelegt werden. Die übrigen sollen rechts neben der Einfahrt angeordnet werden.

Laut Bürgermeister Markus Kennerknecht (parteifrei) werden nahezu alle Wünsche erfüllt, die nach heftigen Diskussionen vereinbart worden waren. Im ersten und zweiten Obergeschoss sind 16 barrierefreie, seniorengerechte Wohnungen sowie Räume für Praxen und für einen Friseur vorgesehen, für die es auch schon Anmeldungen gebe, so der Architekt Rupert Auer in der jüngsten Ausschusssitzung. Zudem soll der Gebäudekomplex um 90 Zentimeter niedriger werden und sogar um 30 Zentimeter unter dem Niveau des noch stehenden Damian-Hauses bleiben. Beide Obergeschosse werden eingezogen, weshalb jede Wohnung eine Terrasse bekommen könnte. Im hinteren Bereich ist ein Treppenhausturm vorgesehen, von dem ein Aufzug zu allen Ebenen führt. "Wir überbauen 3600 Quadratmeter Grundfläche von 5063, nach bisheriger Planung wären 4670 benötigt worden", erklärte Auer.

Max Riepl-Bauer (CSU) fand die Planung "gelungen", weil Problempunkte wie Gebäudehöhe, Schattenwurf, Nähe zur Hauptstraße und Parkplatzanordnung "gut gelöst" seien. Kaifler indes fand, die Planung tauge eher für einen Markt auf der grünen Wiese, nicht aber für eine Ortsmitte. "Wir haben uns stets dafür stark gemacht einen Vorplatz mit möglichst hoher Aufenthaltsqualität zu schaffen, nun sollen wir mitten im Ort einen großen Parkplatz bekommen", kritisierte der Gemeinderat der Grünen. "Ich finde die Planung sehr, sehr schlimm" sagte Kaifler. Er forderte, über "bessere Lösungen" nachzudenken. So könnte man das Gebäude an die Hauptstraße rücken und die Parkplätze dahinter verstecken.

Für Klaus Rüth (Grafrather Einigkeit) käme dies einem Schildbürgerstreich gleich, weil das zusätzlichen Verkehr mit Abgasen und Lärm generiere. Bei bisherigen Planungen habe Kaifler stets für mehr Platz vor den Markt plädiert, weil der Bau zu klobig sei, und nun, da ein großer Abstand zur Hauptstraße vorgesehen sei, passe das auch wieder nicht, warf er dem Grünen vor. Rüth plädierte dafür, die bisher am meisten den Bürgerwünschen entsprechende Planung weiter zu verfolgen. "Nach so vielen Diskussionen sollten wir endlich dem Rechnung tragen, was die Bürger wollen, nämlich einen Lebensmittelmarkt in der Ortsmitte", appellierte Rüth. Ob die Planung fortgesetzt wird, entscheidet der Gemeinderat.

© SZ vom 09.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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