Grafrath:Defizitärer Veranstaltungsort

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Grafrath will die Kosten für den Bürgerstadl senken

Von Manfred Amann, Grafrath

Der Bürgerstadl ist für das Vereins- und für das kulturelle und gesellschaftliche Leben in Grafrath eine bedeutsame Einrichtung, leider aber auch ein offensichtlich teure Angelegenheit. Darum überlegt der Gemeinderat, nicht zum ersten Mal, mit welchem Konzept es gelingen könnte, dass das jährliche Defizit, zuletzt gut 140 000 Euro, zumindest nicht weiter ansteigt, besser aber, gesenkt werden könnte. In einer Vorberatung im Finanzausschuss gab es einige Ideen und die Mitglieder waren sich mehrheitlich einig, dass die Gastronomie nicht aufgegeben werden soll. "Die Bewirtung ist essenziell, sonst geht ja gar niemand mehr hin", sagte CSU-Gemeinderat Max Riepl-Bauer, nachdem Burkhard von Hoyer (Bürger für Grafrath) geäußert hatte, dass für eine Wirtschaft zu wenig Nachfrage vorhanden sei und er sich die Überantwortung des Bürgerstadels an eine Hausverwaltung vorstellen könne.

Dagegen wandte Bürgermeister Markus Kennerknecht (parteifrei) ein, dass ein Gastronomiebetrieb "sehr wesentlich" sei. Die Frage sei allerdings, ob nach dem Auslaufen des Pachtvertrages 2019 der jetzige Wirt weitermache oder ein Nachfolger gefunden werde. Zu überlegen sei, so Kennerknecht, ob man den Saal zum Beispiel nicht auch für kulturelle Veranstaltungen nutzen und die Räumlichkeiten im Untergeschoss besser auslasten könnte.

Hinsichtlich Kultur sei die Konkurrenz in den Umgebung jedoch recht groß, selbst innerhalb der Gemeinde müsste man sehr darauf achten, zum Beispiel nicht mit Marthashofen zu konkurrieren. Altbürgermeister Hartwig Hagenguth (BfG) könnte sich ein Konzept wie in der Nachbarkommune Kottgeisering vorstellen, wo die Vereine sich um alles kümmern. Grünen-Sprecher Roger Struzena schlug vor, die Vereine mit einzubeziehen. Könnte man deren Wünschen Rechnung tragen, würde so mancher vielleicht im Bürgerstadel seine Veranstaltungen abhalten. In der Beratung wurde deutlich, dass die Vereine lieber dort ihre Veranstaltungen organisieren, wo sie Getränke, Kuchen oder Brotzeiten selbst verkaufen können, um so die Vereinskasse etwas auffüllen zu können. Im Bürgerstadl indes hat der Wirt das Bewirtungsmonopol. "Wir sollten auch vor neuen Ideen nicht zurückschrecken", sagte Struzena, so wäre eine Möglichkeit, einen "Bürgerstadl-Manager" einzusetzen, der sich um die Raumvermietung kümmert.

Derzeit verlangt die Gemeinde für das Schützenstüberl acht Euro pro Stunde und ab fünf Stunden 36 Euro pauschal. Für die Saalmiete werden pro Stunde zwölf und ab fünf Stunden 120 Euro berechnet. Der Wirt selbst hat 25 Belegungen frei. Ins Gespräch gebracht wurde auch, von Vereinen keine Miete zu verlangen, sondern die Räume kostenfrei zur Verfügung zu stellen. Allerdings ginge dies zu Lasten der Gemeindekasse und wäre wohl nicht im Sinne der Überlegungen. Auch eine Erhöhung der Mietpreise halten Ausschussmitglieder nicht für sinnvoll, da potenzielle Nutzer dadurch eher abgeschreckt würden und die Mehreinnahmen auch nicht wesentlich zur Defizitminderung beitragen würden. Den eingebrachten Gedanken, den Bürgerstadl mit dem Einbau einer Kegelbahn attraktiver machen zu können, hielt Vizebürgermeisterin Ingrid Wild (SPD) schon aus Platzgründen nicht für realisierbar. Gemeindechef Kennerknecht forderte die Fraktionen abschließend auf, weitere Überlegungen anzustellen.

© SZ vom 08.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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