Grafrath:Debatte abgebrochen

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Bau eines neuen Supermarkts kommt nicht voran

Von Manfred Amann, Grafrath

Die Planung für den Bau eines Supermarktes mit Praxen und barrierefreien Wohnungen in zwei Obergeschoßen in der Ortsmitte von Grafrath sind erneut ins Stocken geraten. Da im Bauausschuss schon der erste Vorschlag zur Abwägung von Stellungnahmen von Bürgern mit einem Patt (3:3) durchfiel, hat Bürgermeister Markus Kennerknecht (parteifrei) in der jüngsten Sitzung die Beratung wegen offensichtlicher Chancenlosigkeit abgebrochen. Wie es nun weitergeht, ist offen.

Es besteht die Möglichkeit, einen neuen Abwägungsvorschlag zu erarbeiten und dann einen neuen Versuch zu starten oder die Abwägung, wie sie ist, in den Gemeinderat zu verlagern. Möglicherweise würde es auch schon genügen, wenn beim nächsten Abwägungsversuch im Bauausschuss auch die Mitglieder der CSU/BV-Fraktion anwesend wären, die bislang die Planung voll unterstützten. Anwesend waren in der Sitzung am Donnerstag neben Kennerknecht, Josef Heldeisen (SPD) und Andrea Seidl von der Frauenliste Grafrath als Befürworter. Dagegen stimmten Burkhard von Hoyer und Martin Söltl (Bürger für Grafrath) sowie Peter-Michael Kaifler. Der Grünen-Vertreter hatte schon vorher erklärt, dass er grundsätzlich nicht zustimmen werde, nicht weil er den Supermarkt ablehne, sondern weil er die Planung für "missglückt" halte. Die Gestaltung des Gebäudes passe nicht in die Ortsmitte, die Parkplätze vor dem Markt seien nicht gut situiert und es fehle ein Vorplatz mit Aufenthaltsqualität, begründete Kaifler.

Von Hoyer, der die Ansiedlung des Marktes eigentlich auch befürwortet, lehnte die Abwägung aus Bedauern darüber ab, dass es dem Planer nicht gelungen sei, den Markt so zu gestalten, dass er sich in die Umgebung gut einfüge und es seitens der Bürger keine Widerstände gebe. Söltl lieferte keine Begründung dafür, warum er seine Zustimmung verweigerte. Auf dessen Nachfrage hin, ob der Bürgermeister die Abwägung "so einfach abbrechen" könne, wies Kennerknecht energisch auf die Pattsituation hin und dass es keinen Sinn mache, stundenlang zu reden und dann doch nicht weiter zu kommen. Er habe nach alternativen Vorschlägen gefragt "und von euch ist nichts gekommen, nur eben die Zustimmungsverweigerung".

Als von Hoyer nach der Abstimmung erneut zu seinem Abstimmungsverhalten Stellung beziehen wollte, entzog ihm Kennerknecht das Wort, da dieser zuvor schon seine ablehnende Haltung ausführlich dargestellt habe. Besonders ärgerte sich von Hoyer darüber, dass auf einen Nachbareinwand hin eine Schutzwand gegen Sicht und Lärm gebaut werden soll. "Ich bedauere, dass immer mehr Zäune und Wände hochzogen werden, sodass Grafrath seinen Gartenstadtcharakter nach und nach verliert", sagte der Kritiker. Planer Frank Reimann und Kennerknecht hatten zuvor ausführlich erläutert, dass die Gemeinde mit Zustimmung des Bauwerbers dem Anwohner entgegenkommen wolle. Dieser hatte in seiner Stellungnahme beklagt, dass die Planung die Belange der Nachbarn unzureichend berücksichtige und eine Lärmschutzwand gefordert. Überdies hatte er bemängelt, dass direkt an der Grundstücksgrenze Fahrradständer aufgestellt sowie die Einkaufswägen bereitgehalten werden sollen. Im Abwägungsvorschlag sollten nun beide "Lärmquellen" in die Mitte des Vorplatzes vor den Eingang verlegt werden. Ebenso sollte der Vorschlag angenommen werden, Zufahrtswege nicht zu pflastern, sondern zu asphaltieren, um so die Lärmentwicklung zu verringern.

Nicht gefolgt werden soll dem Wunsch nach einer Einhausung der Anlieferzone, da einem Gutachten zufolge, die Lärm-Grenzwerte sowohl tagsüber als auch nachts nicht erreicht werden. Diese erarbeiteten Zugeständnisse zum Vorteil des Nachbarn sind nach der Zustimmungsverweigerung der Hälfte der anwesenden Ausschussmitglieder nun aber erstmals vom Tisch. Insgesamt haben drei Bürger und einige Ämter und Behörden Stellung zur Planung genommen und Anregungen eingebracht. Darüber wird nun voraussichtlich erst nach den Sommerferien beraten.

© SZ vom 12.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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