Grafrath:Aufruf zur Selbsthilfe

Lesezeit: 2 min

Lärmschutzwände an der Bundesstraße könnten mehr Ruhe für Anwohner der B 471 bringen. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Die Gemeinde will gegen Lärm von der B 471 vorgehen

Von Manfred Amann, Grafrath

Der Verkehr auf der Bundesstraße 471 wird für Einwohner von Grafrath immer mehr zu einer unerträglichen Belastung. Auch Schule und Kindertagesstätte sind betroffen. Bürgermeister Markus Kennerknecht (parteifrei) hat deshalb angeregt, selbst zum Schutz der Einwohner aktiv zu werden. "Was nützt uns alle Schreiberei, wenn doch nichts passiert", sagte Kennerknecht. Der Gemeinderat beauftragte die Verwaltung, Angebote für die Erstellung eines Lärmkatasters und eines darauf aufbauenden Lärm-Aktionsplanes einzuholen. Zudem sollen Zuschussmöglichkeiten geprüft werden. Vorerst soll nur der Bereich östlich der Bundesstraße, von der Theresienhöhe (Zufahrt Marthashofen) bis zum Ende der Rasso-Siedlung südlich des Kreisverkehrs, betrachtet werden. Anregungen von Gemeinderäten, die Bahnhofstraße und die Hauptstraße einzubeziehen, sollen vorerst nicht weiter verfolgt werden.

Verkehrsbelastung durch die B471, das Thema ist nicht neu. Als vor etwa vier Jahren bekannt wurde, dass die Straße im Osten des Landkreises erweitert werden soll, war von der CSU-Fraktion ein Antrag auf eine lang gezogene Untertunnelung der Amper gestellt worden. Auf diese Weise sollte das durch die Erweiterung in Höhe des Olchinger Gewerbegebietes zunehmende Verkehrsaufkommen im "Nadelöhr Ortsdurchfahrt Grafrath" bewältigt werden. Nur so könne die Bevölkerung vor Lärm und Abgasen geschützt werden, lautete das Hauptargument. Laut Gerald Kurz (CSU) hat es die Gemeinde unter Altbürgermeister Hartwig Hagenguth bei der Anhörung zur Neufassung des Bundeswegeplanes versäumt, auch für Grafrath Verbesserungen zu beantragen. Mit einer konzertierten Aktion von Gemeinde und CSU sei es im Nachgang gelungen, der Regierung von Oberbayern sowie Behörden und Politikern das Versprechen abzuringen, bei der konkreten Planung für den Ausbau im Osten die Auswirkungen der Erweiterungen auf Grafrath zu berücksichtigen. "Da der Ostausbau noch auf sich warten lässt, sollten wir nicht darauf warten. Es sei ohnehin zweifelhaft, ob Grafrath dann mit Maßnahmen geholfen wird, auch wenn schon jetzt täglich mehr als 10 000 Autos und 3000 Lastwagen auf der Straße unterwegs seien.

Das Lärmkataster soll aber auch als eine Art Druckmittel dafür dienen, auf der Ortsdurchfahrt der Bundesstraße in Grafrath die Geschwindigkeitsbegrenzung von 70 auf 50 Stundenkilometer abzusenken. Nachdem Richter im Streit um Tempo 30 in der Rasso-Straße dem Lärmschutz mehr Bedeutung beimaßen als dem Argument des Landratsamtes, den Verkehrsfluss nicht unnötig zu behindern, könnte dies auch bei einem erneuten Antrag auf noch geringere Fahrgeschwindigkeit auf der B 471 im Ortsbereich Gewicht haben, so die Hoffnung. "Es ist schon bedauerlich, dass wir über den Lärmschutz unser Ziel zu erreichen versuchen müssen, weil die Behörden stets dem ungehinderten Verkehrsfluss die höchste Priorität einräumen", kritisierte Roger Struzena (Grüne).

Der Lärm-Aktionsplan könnte darauf hinauslaufen, entlang der Straße einen Lärmschutzzaun zu errichten, Es sei schon absonderlich, dass zum Beispiel an der Lindauer Autobahn in Höhe von Inning eine hohe Schallschutzmauer gebaut wird, obwohl die Wohnbebauung relativ weit davon entfernt ist. "In Grafrath, wo die Bebauung bis an die B 471 reiche, müssen wir uns offensichtlich selbst darum kümmern, dass die Bevölkerung keinen Schaden nimmt", beklagte Bürgermeister Kennerknecht.

© SZ vom 20.08.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: