Gotik auf der Wiese:Die Kapelle ins Dorf geholt

Lesezeit: 2 min

Historische Malereien: Fast in Originalgröße können die Besucher die Werke im Zentrum von Eichenau in den kommenden Monaten erkunden. (Foto: Günther Reger)

Eine Installation auf der Eichenauer Rathauswiese zeigt die bedeutenden Wandgemälde von Roggenstein

Von Florian J. Haamann, Eichenau

Von außen lässt die frische, noch duftende Holzkonstruktion mit den aufgezogenen weißen Plastikleinwänden nicht erahnen, welcher kulturelle Schatz sich im Inneren befindet. Naja, zumindest die Kopie davon. Mitten auf der Eichenauer Rathauswiese steht in den kommenden Monaten ein Nachdruck der spätgotischen Wandgemälde der Kapelle Sankt Georg in Roggenstein. Mit der Installation will der Kapellenverein auf die kunsthistorisch bedeutenden Werke aufmerksam machen und gleichzeitig sein 50-jähriges Bestehen feiern.

Hilfestellung bei der Eröffnung der Installation kommt von der naheliegenden Schutzengelkirche. Pünktlich zur symbolischen Durchtrennung des Absperrbandes beginnen deren Glocken das Elf-Uhr-Läuten. "Wir wollten die Kapelle ins Dorf holen. Viele Eichenauer haben keine Ahnung, dass es hier ein solch kostbares Kulturgut gibt", sagt Ursula Mosebach, die Vorsitzende des Vereins. Mit der Installation sind die Eichenauer auch endlich einmal quasi im Besitz der Kapelle. Das Original steht auf Emmeringer Flur, direkt an der Eichenauer Grenze. Der "Verein zur Erhaltung der Kapelle St. Georg Roggenstein", wie er offiziell heißt, ist dagegen in Eichenau ansässig. Gegründet wurde er 1969 zum damaligen Bürgermeister Alfred Rehm. "Die Kapelle war damals in einem so schlechten Zustand, dass man überlegt hat, sie abzureißen", erinnert sich Mosebach an den Grund der Vereinsgründung. Mit viel Geld und Engagement konnten die Kapelle und die wertvollen Wandgemälde im Inneren saniert und restauriert werden. Was die Bilder so besonders macht, ist ihr Alter und ihre Größe. Entstanden sind sie vor etwa 600 Jahren in zwei Abschnitten. Die Namen der beiden Künstler sind nicht bekannt, Mosebach geht aufgrund ihrer Forschungen aber davon aus, dass die Bilder von einer oder zwei Münchner Werkstätten gefertigt worden sind. Komplett erhaltene Wandgemälde aus dieser Zeit findet man sonst kaum in Oberbayern.

Die Installation auf der Rathauswiese ist aber nur der Auftakt zu mehreren Veranstaltungen mit denen der Kapellenverein seinen Geburtstag feiert. So erwarten die Besucher gleich vier Benefizkonzerte in der Kapelle. Am Sonntag, 26. Mai, spielen von 11.30 Uhr die Solisten des Puchheimer Jugendkammerorchesters. Am Montag, 27. Mai, ist von 19 Uhr an das Ensemble Roggenstein zu hören, das bereits mehrfach den deutschen Orchesterwettbewerb gewonnen hat. Am Mittwoch, 29. Mai, ebenfalls von 19 Uhr an, hat das Orchester des Akkordeon-Clubs Eichenau einen Auftritt. Zum Abschluss gibt am Donnerstag, 30. Mai, von 19 Uhr an Wolfram Lohschütz, erster Geiger der Münchner Philharmoniker, ein Konzert. Der Eintritt kostet jeweils fünf Euro. Ursula Mosebach hält am Mittwoch, 22. Mai, im Bürgerhaus Emmering und am Freitag, 24. Mai, im evangelischen Gemeindezentrum Eichenau jeweils von 19 Uhr an einen Festvortrag. Höhepunkt der Feierlichkeiten wird ein großes Mittelalterfest im Gutshof Roggenstein am Samstag, 1. Juni, von 11 bis 20 Uhr bei freiem Eintritt, mit Lagerleben und Aktionen, deftigen Speisen und süffigen Tränken.

© SZ vom 27.04.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: